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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist gemein«, sagte er leise. »Aber lassen Sie uns jetzt nicht darüber sprechen. Unsere kleine Barbara sieht uns schon ganz verwundert an. Ich erzähle Ihnen später einmal alles.«
    Barbara gab Schwabe die kleine, vom Spielen schmutzige Hand. Durch ein geöffnetes Fenster des gläsernen Treibhauses fiel die Sonne voll auf die goldenen Locken. Wie Ursulas Haare, durchfuhr es Schwabe, und sein Herz zuckte wild und streute einen stechenden Schmerz durch den ganzen Körper.
    »Auf Wiedersehen, Onkel.«
    »Bis morgen, Barbara«, sagte Schwabe heiser.
    »Zeigst du mir morgen das Reh?«
    »Ja.«
    »Und den großen Goldfisch?«
    »Ja.«
    »Der Onkel sagt, im Teich da lebt der König der Goldfische. Stimmt das?«
    Frau Kartuscheck nickte ernst. »Wenn Onkel Erich das sagt, wird es stimmen, Babs. Der Onkel kennt viel von der Welt und den Tieren und den Menschen …«
    »Von den letzteren wäre es mir lieber, weniger zu kennen«, sagte Schwabe bitter. Frau Kartuscheck drückte Barbara an sich.
    »Auch Babs ist ein Mensch«, sagte sie leise.
    »Ein junger. In diesem Stadium kann man ihn noch ertragen.«
    Er wandte sich ab, ließ Frau Kartuscheck stehen und ging langsam durch das Gewächshaus hinaus in den Park. Barbara zupfte an Frau Kartuschecks Kleid. Sie hatte große, ängstliche Augen.
    »Was hat der Onkel, Tante Emmi?«
    »Er hat ein wehes Herz, Babs.« Frau Kartuscheck zog Barbara aus dem Gewächshaus und ging mit ihr zum Ausgang des Schlosses. »Weißt du, hier in der Brust. Leg mal das Händchen drauf – merkst du, wie es da klopft?«
    »Ja«, sagte Barbara, blieb stehen und legte das Händchen auf das Herz. Mit schiefgeneigtem Kopf verfolgte sie die schnellen Herzschläge.
    »Siehst du – und da hat der Onkel Erich Schmerzen. Da tut es ihm weh.«
    »Dann ist er krank?«
    »Ja.«
    »Dann mußt du den Onkel Doktor holen.«
    Frau Kartuscheck schüttelte langsam den Kopf. »Den brauchen wir hier nicht.« Sie drückte den Kopf des Kindes wieder an sich und sah hinüber zu dem gebückten Mann, der in den Dahlienbeeten harkte. »Dafür bist du da, Barbara.«
    Am nächsten Morgen wartete Erich Schwabe vor dem Gewächshaus auf Barbara. Er hatte aus Dahlien und frühen Astern, aus kleinen Chrysanthemen und bunten Pantoffelblumen einen lustigen Haarkranz geflochten, den er Barbara auf die langen, blonden Locken drücken wollte.
    Aber Frau Kartuscheck kam nicht.
    Über eine Stunde ging Schwabe untätig hin und her, den bunten Kranz in der Hand. Er ging zum Eingang und unterhielt sich mit dem Pförtner über die unmöglichsten Dinge, nur um den Weg nach Bernegg überblicken zu können. Zweimal kam der Omnibus herauf, hielt an der Haltestelle vor dem Schloß – dann fuhr er weiter nach Waidenheim, dem nächsten Dorf hinter den Hügeln. Frau Kartuscheck stieg nicht aus.
    Erich Schwabe ging zu seinem Gewächshaus zurück und legte den Blütenkranz in einen Eimer mit Wasser. Vielleicht hat sie heute Nachmittagsdienst, dachte er. Aber davon hat sie gestern nichts gesagt. Oder die Mutter der Kleinen ist wieder gesund. Vielleicht ist auch etwas passiert? Es kann ja sein, daß Barbara plötzlich krank geworden ist, daß sie hingefallen ist, daß sie sich ein Knie wundgeschlagen hat oder die Ellenbogen, oder … oder das Gesicht.
    Schwabe riß seine schmutzige Gärtnerschürze herab und rannte zum Block B. Lisa hatte gerade die Morgenvisite beendet. Sie besprach mit Dr. Vohrer und Dr. Sulzbarth, dem neuen I. Assistenten, die festgestellten Mängel und den weiteren Arbeitsplan. Professor Rusch war wieder in Würzburg zu einer Vorlesung. Er demonstrierte sein berühmt gewordenes ›Verlöten‹ der Knochen.
    »Schwabe?« fragte Lisa über die Köpfe der anderen Ärzte hinweg. »Was gibt's? Haben Sie einen dicken Maulwurf in den Beeten? Sie sehen so zerwühlt aus.«
    Schwabe lächelte über diesen Witz. Zu Baumann hätte er jetzt gesagt: »Halt die Fresse, du Idiot.« So aber stand er vier Schritte von Lisa entfernt im Flur und sah sie flehend an wie ein verhungerter Bettler, der den Duft von Speisen aus einer Küche riecht. Er wußte nicht, daß Lisa auf diesen Augenblick bereits gewartet hatte.
    »Sie wollen mich sprechen, Schwabe?«
    »Ja, Frau Doktor – wenn es möglich ist.«
    »Gleich.«
    Lisa strich noch einige Namen auf der Liste an, die Vohrer und Sulzbarth in den Händen hielten. Es waren Patienten, die zu neuen, kleineren Operationen für den morgigen Tag vorbereitet werden sollten.
    »Kommen Sie mit, Schwabe«, sagte die

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