Das geschenkte Leben
auch nicht wirksam geworden sein. Hatte man ihn eingelegt? Oder einfach in den Müll geworfen? Er mußte sich danach erkundigen.
Mehrmals fühlte sie etwas wie ein Ziehen, das nicht angenehm war und ihre wohlige Lethargie störte, und einmal einen scharfen Schmerz, der so rasch verging, wie er gekommen war.
Der Sichtschirm unter ihrem Kinn wurde entfernt. Zwei Krankenschwestern trugen eine Plastikwanne mit dem Gerät hinaus, das während der vergangenen Monate an ihren Körper angeschlossen gewesen war; eine dritte kurbelte das Kopfende ihres Bettes hoch.
»Fertig«, sagte Garcia. »Das war nicht so schlimm, nicht wahr?«
»Überhaupt nicht. Ich fühle mich großartig.« Sie bewegte ihre Zehen, zog ihre Beine an und streckte sie wieder. »Endlich frei! Doktor, können wir nicht auch dieses Krankenbett fortschaffen? Ich würde aufhören, mich wie ein Invalide zu fühlen, wenn ich mein eigenes Bett hätte.«
»Mmm … müssen Sie die Dinge gleich überstürzen? Dieses Bett hat die richtige Höhe für die Krankenschwestern, die mit Ihnen beschäftigt sind; und es hat Seitenteile, die angehoben werden können, wenn Sie schlafen. Der Gedanke, daß ein Patient aus dem Bett fallen könnte, ist der Alptraum jeder Krankenschwester.«
»Nun, wofür halten Sie mich? Ein Baby?«
»So abwegig ist der Vergleich nicht, Miss Smith. Genauso wie ein Kleinkind müssen auch Sie mit Ihrem Körper vertraut werden. Kleinkinder fallen häufig, und es macht ihnen nichts aus; sie lernen dabei. Aber bei Ihnen ist es anders. Ich habe nicht die Absicht, Sie fallen zu lassen, weder aus dem Bett noch beim Gehenlernen.«
»Doktor, ich werde Ihre Anweisungen befolgen. Aber mein eigenes Bett hat seine besonderen Vorteile. Es paßt sich den Konturen an und ist in der Höhe verstellbar. Auf einen Knopfdruck hebt es sich so hoch wie dieses oder höher, aber es läßt sich auch absenken, bis es nicht viel mehr als eine Matratze am Boden ist, fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Kann man das mit diesem Bett auch machen?«
»Nein.«
»Vor mehr als zehn Jahren fiel ich mal aus dem Bett – ich war damals schon über achtzig und brach mir einen Arm. Darauf bestellte ich dieses Spezialbett. In den letzten Jahren pflegte ich es immer auf Hüfthöhe zu bringen, um hineinzusteigen. Das war die günstigste Höhe. Wenn ich lag, ließ ich es dann ganz hinunter.«
»Nun, vielleicht können wir einen Kompromiß schließen, Miss Smith. Versprechen Sie mir, das Bett immer abzusenken, wenn Sie sich hineinlegen? Auch dann, wenn Sie nur ruhen und nicht schlafen wollen?«
Sie lächelte. »Selbstverständlich. Ich verspreche es. Ich kann mich sogar schriftlich verpflichten, wenn Sie wollen.«
»So weit brauchen wir nicht zu gehen, Miss Smith. Es ist auch nicht mehr nötig, Ihre Körperfunktionen so lückenlos zu überwachen, wie wir es bisher getan haben. Aber ich möchte eine ständige Überprüfung Ihrer Herz- und Lungentätigkeit beibehalten, bis Sie ein normales Leben führen. Das ist der Hauptgrund, warum ich dieses Bett brauche. Doch es gibt noch eine Möglichkeit. Ich könnte einen Miniatursender an Ihrer Haut befestigen, irgendwo am Brustkorb. Er wiegt nur wenige Gramm und ist nicht größer als ein flaches Feuerzeug. Sie werden kaum bemerken, daß er an Ihnen ist. Sie können sogar damit baden – er ist wasserdicht.«
»Eine großartige Idee, Doktor! Können wir es gleich machen?«
»Ich werde den Sender holen. Dann lasse ich dieses Bett ins Krankenhaus zurückbringen, und die Schwestern können Ihr Bett aufstellen.«
»Oh, sie können mein Bett nicht bewegen. Dazu sind ein paar starke Männer nötig. Sagen Sie Cunningham Bescheid. Aber so eilig ist es nicht. Schwester, haben Sie vielleicht Ihre Hände zu waschen oder etwas anderes zu tun? Ich möchte mit meinem Arzt sprechen.«
Die Krankenschwester lächelte sie an. »Miss Smith, ich habe alles gehört. Denken Sie sich nichts dabei.«
»Das ist leicht gesagt, wissen Sie. Äußerlich bin ich eine Frau, aber hier oben hinter meinen Augen sitzt immer noch ein verwirrter alter Mann, der es nie fertigbringen würde, intime Fragen zu diskutieren, wenn ein hübsches Mädchen anwesend ist. Und ich muß darüber sprechen.«
»Miss Gersten, gehen Sie nach nebenan und machen Sie eine Pause. Ich werde Sie rufen.«
»Ja. Doktor.«
Als sie draußen war, sagte Johann: »Sind Sie sicher, daß die Mikrofone alle tot sind?«
»Niemand kann uns hören, Miss Smith.«
»Nennen Sie mich Johann, Doktor; ich muß von
Weitere Kostenlose Bücher