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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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geliebt, oder es zumindest versucht, doch ihre Mütter hielten sie von mir fern. Und keines der Mädchen hatte etwas für mich übrig … bis sich herausstellte, daß ich eines Tages eine Menge Geld vererben würde. Es war zum Kotzen, wie sich ihr Verhalten von ehrlicher Abneigung in geheuchelte Zuneigung verwandelte. Ich verspüre angesichts des Umstandes, daß sie nicht wirklich meine Enkelinnen sind, auch keinerlei Verpflichtungen ihnen gegenüber. Nun? Was hältst du davon?)
    (Boß, ich sehe keinen Grund, etwas dazu zu sagen.) (So? Wer hat denn vor wenigen Minuten noch gesagt, wir müßten absolut offen zueinander sein?)
    (Nun … ich habe nichts gegen deine Entscheidung einzuwenden, nur gegen die Art, wie du dazu gelangt bist. Ich glaube nicht, daß die Abstammung dabei eine Rolle spielen sollte. Es kommt mir so vor, als würdest du Dinge mit einbeziehen, die sich vor sehr langer Zeit zugetragen haben – und das ist nicht gut. Nicht gut für dich, Boß.)
    (Kind, du weißt nicht, wovon du redest.)
    (Vielleicht nicht.)
    (Da gibt es kein ›vielleicht‹. Ein Kind ist ein Kind, und Kinder muß man lieben und für sie sorgen, mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Eunice, ich habe dir erzählt, daß meine erste Frau dir ähnelte. Agnes war meine große Liebe, und wir haben uns mehr geliebt, als ich das je für möglich gehalten hätte. Doch ich hatte sie nur ein Jahr lang, dann starb sie und hinterließ mir einen Sohn. Ihn habe ich geliebt, wie zuvor sie. Als er getötet wurde, starb etwas in mir ab … und ich unternahm den törichten Versuch einer vierten Heirat in der Hoffnung, ich könnte ihn dadurch ins Leben zurückrufen, daß ich einen weiteren Sohn bekam. Doch diesmal hatte ich Glück – die Ehe blieb kinderlos, und es kostete mich nur eine Stange Geld, sie zu beenden.)
    (Tut mir leid, Boß.)
    (Da gibt es jetzt nichts mehr, was einem leid tun müßte. Aber ich wollte dir etwas anderes erzählen. Wenn wir wieder aufstehen und herumlaufen können, dann erinnere mich daran, dir die ›Hundemarke‹ meines Sohnes zu zeigen – das ist alles, was ich noch von ihm habe.)
    (Wenn du das möchtest. Aber findest du das nicht etwas morbid? Du solltest nach vorn schauen, nicht zurück.)
    (Es kommt darauf an, wie man zurückschaut. Ich klage nicht um ihn, ich bin stolz auf ihn. Er starb ehrenvoll, als er für sein Land kämpfte. Aber auf dieser Hundemarke steht seine Blutgruppe. Gruppe 0.)
    (Oh.)
    (Ja, genau. Also war mein Sohn ebensowenig mein echter Nachkomme wie meine Töchter. Aber das hat mich nicht davon abgehalten, ihn zu lieben.)
    (Ja, aber … du hast es erst damals erfahren? Nachdem er tot war?)
    (Den Teufel habe ich. Ich wußte es vom Tag seiner Geburt an, und den Verdacht hatte ich schon, als Agnes schwanger wurde – und ich habe es akzeptiert. Eunice, ich habe meine Hörner mit Würde getragen. Nun ja, wenn ich bedenke, daß alle meine Frauen mir Hörner aufgesetzt haben, war es wohl schließlich ein prachtvolles Geweih. Aber der Ehemann, der etwas anderes erwartet, macht sich nur selbst zum Narren. Ich habe mir darüber keine Illusionen gemacht, und deshalb wurde ich davon auch nicht überrascht. Warum auch, bin ich doch schließlich selbst fast nur von verheirateten Frauen in dieses Gebiet eingeführt worden. Ich vermute, das geschieht in jeder Generation. Hörner machen einem Mann nur dann Kopfschmerzen, wenn er dumm genug ist zu glauben, ausgerechnet seine Frau wäre anders, wenn doch seine ganze Erfahrung ihm das genaue Gegenteil beweist.)
    (Boß, glaubst du, alle Frauen wären so?)
    (Oh nein. In meiner Jugend kannte ich einige Paare, bei denen beide Partner – jedenfalls so weit ich das beurteilen kann – jungfräulich zum Altar schritten und ihr Leben lang treu blieben. Vielleicht gibt es sogar heute noch solche Paare.)
    (Ich glaube schon. Aber beweisen könnte ich das natürlich nicht.)
    (Ich auch nicht. Und auch all die Forscher nicht, die so eifrig ihre Statistiken zusammentragen. Sex ist die einzige Sache, über die jeder lügt. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ein Mann, der seinen Spaß sucht, wo er ihn finden kann, dann heiratet und erwartet, seine Frau wäre anders, ist ein Narr. Und so ein Narr war ich nicht. Laß mich dir von Agnes erzählen.
    Agnes war ein Engel – mit Pferdefüßen. Ich glaube nicht, daß sie in ihrem kurzen Leben jemals gehaßt hat, und zu lieben fiel ihr so leicht wie das Atmen. Sie … Eunice, du meintest, du hättest früh angefangen?)
    (Mit vierzehn, Boß.

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