Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
zurückzugehen? Wenigstens, solange wir was haben, woran wir uns festhalten können.) (Ich bin dabei.)
    Johann fand, daß sie sicher auf ihren Füßen stehen konnte – das Gehen war leichter, als es in den letzten fünf Jahren gewesen war. Nichtsdestoweniger hielt sie sich an dem Geländer, das vor Jahren für einen gebrechlichen alten Mann installiert worden war. So kam sie zu dem großen, dreiteiligen Ankleidespiegel. Sie blieb stehen, trat in die Mitte und sah sich an.
    (Mein Gott, was für eine Schlampe! Boß, sieh dir diese Zehennägel an! Krallen. Und wie mein Busen hängt! Schrecklich. Und mein Bauch – schlaff wie ein nasses Handtuch.) (Unsinn, Eunice, das ist ein schöner Körper. Ich finde ihn großartig.)
    (Ich hätte darauf bestehen sollen, daß wir uns ein bißchen zurechtmachen – vorher, meine ich. Die Haare wirr. Und – ja, ich dachte es mir. Wir stinken. Boß, wir müssen ein warmes Bad mit viel Seife haben, bevor wir wieder ins Bett kriechen. Daß alles schlaff ist, können wir nicht von heute auf morgen ändern, aber wir können uns saubermachen.) Sie machte eine halbe Drehung und prüfte ihre Rückansicht. (Eunice, das ist der hübscheste Hintern im ganzen Staat.) (Du meine Güte! Der hängt ja wie ein Sack! und Hüften sollen breit sein – aber nicht so breit. Morgen früh fangen wir mit systematischen Übungen an, Boß, das ist amtlich. Wir müssen alles straffen.) (Meinetwegen. Aber auch so werde ich jeden Tag stundenlang stehen und starren.)
    (Warum nicht? Es ist jetzt dein Körper. Aber morgen werden wir eine Matte hier auf den Boden legen und mit der Arbeit anfangen. Die meisten Übungen gelingen besser, wenn man sich in einem Spiegel kontrollieren kann. Ich glaube, wie …)
    Die Tür sprang auf. »Miss Smith!«
    Johann fuhr erschrocken zusammen, dann antwortete sie wild: »Miss Gersten, was fällt Ihnen ein, ohne anzuklopfen in mein Badezimmer zu stürmen?«
    Die Krankenschwester ignorierte den Ausbruch, eilte zu ihrer Patientin und legte einen Arm um sie. »Stützen Sie sich auf meine Schulter, und dann schnell zurück ins Bett! Lieber Gott, ich weiß nicht, was Doktor Garcia sagen wird! Er wird mich entlassen! ist Ihnen nicht gut?«
    Johann sah, daß die kleine Person dem Weinen nahe war. »Natürlich ist mir gut!« Sie versuchte sich dem stützenden Arm zu entziehen und entdeckte, daß das Mädchen kräftiger war, als es aussah. »Sie haben mir nicht geantwortet.«
    Nun kamen die Tränen. »Oh, bitte, schimpfen Sie nicht mit mir! Helfen Sie mir, Sie ins Bett zu bringen, bevor Sie sich verletzen. Vielleicht wird Doktor Garcia nicht so ärgerlich sein.«
    Weil sie sah, daß die junge Krankenschwester ihre berufsmäßige Ruhe verloren hatte und vor Angst außer sich war, ließ Johann sich aus dem Badezimmer drängen und zum Bett führen. Die rothaarige Kleine schnaufte auf. »So! Wenn Sie jetzt fest meinen Nacken umfassen, kann ich Ihre Beine aufs Bett heben – Sie schlechtes, schlechtes Mädchen! Mich so in Angst zu versetzen!«
    Johann tat nicht wie geheißen. »Winnie?«
    »Ja? Oh, lassen Sie sich ins Bett legen, bitte! Doktor Garcia wird schrecklich zornig sein.«
    »Nicht so schnell. Wenn Sie beim Lehrer petzen wollen, gehen Sie hin und tun Sie es. Ich kann mich an der Bettkante festhalten, ich werde nicht fallen.«
    Die Schwester blickte verzweifelt zur Tür und zurück. »Wollen Sie, daß ich meinen Posten verliere, Miss? Oder auf die schwarze Liste komme? Was habe ich Ihnen je getan?«
    »Nichts, liebe Winnie. Gar nichts. Passen Sie auf.«
    »Ja?«
    »Sie werden Doktor Garcia kein Wort darüber sagen.« Johann schob einen Arm um Winnies Taille. »Einverstanden?«
    Die Schwester sah nervös und aufgeregt aus, zog sich aber nicht zurück. »Nun, ich sollte es tun. Ich bin verpflichtet, alles zu melden.«
    »Aber Sie werden es nicht tun. Und ich werde es ihm auch nicht sagen. Es bleibt unser Geheimnis. Ja?«
    »Also … ich werde nichts sagen, wenn Sie nichts sagen.«
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Johann küßte sie. Winnie wich nicht aus, schien aber erschrocken und etwas furchtsam. Dann fing sie sich, und ihre Lippen öffneten sich, und der Kuß entwickelte sich.
    Die Krankenschwester nahm ihren Kopf zurück und schnaufte: »Dafür könnte ich auch gefeuert werden.« Sie sagte nicht, was sie damit meinte, und ließ es geschehen, daß Johanns freie Hand eine ihrer Brüste umfaßt hielt.
    »Also hören wir auf, und ich geh ins Bett – nein, du brauchst mir nicht zu helfen;

Weitere Kostenlose Bücher