Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
jemanden, der mich beobachtet hätte, wäre es wie eine Ewigkeit gewesen. Für mich war es nicht mehr als ein Augenzwinkern. Ich hatte es an einem einzigen Tag so oft durchdacht, aber ich kam zu keinem anderen Schluss. Ich musste mit meinem Großvater reden und der Einzige, der ihn eventuell erreichen konnte, war Daniel Reeden. Der Bürgermeister von Galin. Ich musste nach Galin und ich wollte alleine gehen.
Meldon
Meine Reisetasche lag gepackt auf dem Rücksitz, als ich mich gegen die eisblaue Tür des Mustangs lehnte und mich hoffnungslos in Craigs Armen verlor. Es war mir unmöglich, mich gegen seine Küsse zu wehren. Sobald ich etwas sagen wollte, lagen seine Lippen schon wieder zärtlich auf meinen und ich gab meine Versuche zu sprechen nur zu gerne auf. Er ließ mich nur sehr ungerne alleine gehen, aber ich hatte darauf bestanden.
»Craig ...«, hauchte ich, als ich ein paar Sekunden Zeit hatte Luft zu holen. »Nicht fair ...«, stammelte ich, als seine Lippen mich am Hals kitzelten. Er musste lachen, ließ aber dennoch nicht von meinem Hals ab.
»Willst du es dir nicht noch einmal anders überlegen?«, er flüsterte es in mein Ohr und war dabei so nahe, dass es nicht nur ein wenig kitzelte. Es war unfair, wie leicht er mein Herz zum Rasen brachte und jede meiner Entscheidungen mit einer bloßen Berührung zum Schwanken bringen konnte. Ich schüttelte fast wehrlos den Kopf.
»Ich komme bald wieder, aber das muss ich alleine klären. Mein Großvater und ich haben so vieles zu besprechen. Du bist einfach zu gut darin, mich abzulenken. Wie du wieder mal mit Perfektion beweist.«
Ich musste kichern und zwickte ihn harmlos in die Seite. Als Antwort umschlang er mich noch fester, dass ich dachte, ich wäre in die Fänge einer Boa constrictor gekommen.
»Craig ... keine ... Luft..«, witzelte ich. Er lachte, ließ mich aber nicht los.
»Versprich, dass du schnell wieder kommst.«
Er war jetzt völlig ernst und seine Miene war ungewöhnlich düster.
»Nichts könnte mich davon abhalten.«
Dieses Mal war ich es, die ihn zuerst küsste. Ich entwand mich seinen Armen und stieg in mein Auto.
»Ich werde hier warte«, sagte er, als ich den Motor anließ.
»Ich weiß«, antwortete ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich versuchte, nicht in den Rückspiegel zu sehen, als ich den Mustang die Einfahrt hinunter lenkte. Ich wollte mich nicht in Versuchung führen, meine Meinung vielleicht doch noch zu ändern. Kaum hatte ich ihn zurückgelassen und konnte ihn auch nicht mehr im Rückspiegel sehen, da bemerkte ich die Umrisse einer Person, die am Tor wartete. Ich hatte Keira angerufen und ihr gesagt, dass ich meinen Großvater besuchen würde. Ich hatte gehofft, das würde reichen. Ich konnte sie nicht gut anlügen, und wenn ich es doch mal schaffte, durchschaute sie mich meistens sofort.
»Keira, ich wäre noch bei dir vorbei gefahren.«
Die Staubwolke von meiner Bremsung hüllte uns ein und verunreinigte für einen Moment die sonst so saubere Luft.
»Wärst du nicht.«
Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich streng an.
»Warum willst du nicht, dass ich mitkomme?«
Ich seufzte lautlos und stellte den Motor aus.
»Weil ich das alleine machen will. Ich muss die Geschichte mit meinem Großvater endlich abschließen.«
»Das ist alles, was du vorhast?«
Na toll, sie war mir bereits auf der Spur. Wenn ich jetzt nicht loskam, würde ich sie wieder mit hineinziehen und ich würde sie nicht noch einmal für mich sterben lassen. Es war ein Wunder einmal von den Toten wieder aufzuerstehen – wenn man es so nennen konnte – ein zweites Mal wäre einfach zu viel verlangt.
»Das ist alles. Sobald ich mit ihm geredet habe, komme ich zurück. Mehr nicht. Er hat mich in einem Brief darum gebeten.«
Sie zog eine Augenbraue hoch.
»Von einem Brief hast du mir nichts erzählt.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Stand nichts Erwähnenswertes drin. Nur, dass er mich sehen will, um über alles zu reden.«
Ich hoffte sie würde es schlucken.
»Und ich, als eine Kanterra, sollte darüber nicht aufgeklärt werden?«
Jetzt waren wir bei dem Punkt, an dem auch sie ihre Abstammung ins Spiel brachte. Keira gehörte einem ebenso alten Orden an wie ich und unsere zwei Orden waren unwiderruflich und bindend miteinander verschlungen. Ich schüttelte den Kopf. Ich musste dieses Gespräch in eine andere Richtung leiten, sonst würde ich ein Déjà-vu erleben, das ich unbedingt verhindern wollte.
»Mit den
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