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Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Ich geriet ins Wanken, als ich mit meinem Fuß in der Straße versank und schmerzhaft umknickte. Wie stets entfleuchte mir das gewöhnliche »Autsch!« und anschließend die prompt darauf folgenden Flüche über meine Tollpatschigkeit. Das schwummrige Licht der Laterne hatte nicht genug Licht gespendet, um zu beleuchten, was sich mitten auf der Straße befand. Ein Riss teilte die Straße. Es war ein Glück, dass ich über den winzigen Auslauf des Risses gestolpert war, ansonsten wäre ich höchstwahrscheinlich einfach in der Straße verschwunden und hätte mir sicherlich das Genick gebrochen. Keira wäre davon ganz und gar nicht begeistert gewesen. Ich lief zurück zum Mustang und holte meine Taschenlampe heraus. Ich wollte sichergehen, dass keiner der Bewohner meine Tollpatschigkeit nachgeahmt hatte. Ich bewegte mich vorsichtig auf die Kante zu und ließ den Lichtpegel der Taschenlampe in den Riss wandern. Ich atmete erleichtert aus, als ich niemanden in dem dunklen Abgrund mitten in der Straße sah. Ich wollte die Taschenlampe gerade wieder ausschalten, als ich ein Geräusch hörte. Ein Geräusch, das ich schon einmal gehört hatte. Es kam aus dem Riss. Ein Röcheln. Das Röcheln aus der Höhle. Und von was auch immer es kam. Es war nahe. Für meinen Geschmack zu nahe.
    Mein Herz sprang mir fast aus der Brust, als ich zurück zum Mustang rannte. Ich bildete mir ein, trappelnde Schritte zu hören, die hinter mir herrannten. Es hörte sich an, als würde Matsch auf die Straße platschen. Ich unterdrückte das Verlangen mich umzudrehen, um zu sehen, was mich verfolgte. Als ich am Auto war, riss ich die Tür auf und warf mich auf den Fahrersitz. Die Tür knallte zu und ich schlug auf den Knopf, der sie verriegeln würde. Der Motor sprang an und mit ihm auch die Scheinwerfer. Mir entwich ein Quieken, als ich eine Matschspur sah, die aus dem Riss auf meinen Wagen hinführte. Hecktisch sah ich mich um. Vor mir auf der Straße war nichts, das konnte ich klar sehen. Wo war also das Wesen, das mich verfolgt hatte? Fast schon panisch, da ich nicht wusste, wo mein Feind war, legte ich den Rückwärtsgang ein und riss den Mustang herum. Meine Augen scannten jedes Detail der Umgebung, die an mir vorbei flog. Immer wieder bildete ich mir ein, das merkwürdige Röcheln, gefolgt von den platschenden Schritten, zu hören. Das war schwachsinnig, da ich mit über hundert die Straße entlang raste. Zumindest hoffte ich wirklich, dass es schwachsinnig war. Ein Wesen, das hundert Stundenkilometer schnell war, war keines, dem ich gerne begegnen würde.
    Immer wieder sah ich in den Rückspiegel, um diesen wahnsinnigen Gedanken zu ersticken, aber der Blick brachte nicht die gewünschte Beruhigung. Auch wenn ich dort nichts entdecken konnte, ließ mich das Gefühl nicht los, verfolgt zu werden. Ich hasste dieses Gefühl. Es war nicht angenehm. Die eindeutige Folge davon war, dass mein Fuß selbstständig das Gaspedal durchdrückte. Der Tacho kletterte auf hundertsechzig und der Motor protestierte lautstark. Ich konnte nicht erkennen, was außerhalb des Lichts der Scheinwerfer lag. Und eigentlich konnte ich nicht mal erkennen, wie schnell ich vorankam. Die gerade Straße und die einkreisende Dunkelheit waren mehr als irreführend. Es war, als würde ich mich überhaupt nicht von der Stelle bewegen, und doch drehte sich die Anzeige der Kilometer fortwährend weiter. Unheimlich. Alles an dieser Nacht war einfach unheimlich. So unheimlich, dass ich mir fast schon eingestanden hätte, dass Keira nicht mitzunehmen ein Fehler gewesen sein könnte. Und dass der Zirkel der Seelensammler wohl nicht das einzige Böse in Alanien gewesen war.
    Meldon war ein ausgestorbenes, winziges Dorf und ich hatte nicht den kleinsten Hinweis, was aus seinen Bewohnern geworden war. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass ich in der Rolle als Oberhaupt des Ordens von Alverra gerade dabei war, furchtbar zu versagen. Ich konnte wirklich nur hoffen, dass ich meinen Großvater mit Daniels Hilfe schnell finden würde. Auch wenn ich es nicht wollte, ließ ich um halb fünf Uhr morgens meinen Mustang am Straßenrand ausrollen und zog die Handbremse an, die ein ächzendes Geräusch von sich gab. So viel zu meinem Plan, eine Matratze einem zurückgestellten Sitz vorzuziehen. Es war nur gut, dass im Mustang inzwischen immer eine dicke Wolldecke lag. Ein wenig hatte ich aus den Monaten auf der Straße gelernt. Eine Decke im Auto war immer eine gute Idee. Bevor mir die Augen

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