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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Phelps mit einem Wahrheitszauber belegen, der ihn zwingt, auf alle Fragen des Tribunals wahrheitsgemäß zu antworten.«
    Phelps stürzte sich übergangslos auf sie; zumindest versuchte er das. Er prallte gegen eine unsichtbare Mauer, und Vivian und Stevie hatten ihn gepackt und auf den Stuhl zurückgedrückt, ehe er einen zweiten Versuch unternehmen konnte. Phelps’ Angriff oder Fluchtversuch war schon vorüber, noch ehe die Jäger ihre Waffen in Anschlag gebracht hatten.
    Ashton sprang auf und stellte sich mit ausgebreiteten Armen zwischen die Menschen und die Vampire. »Ruhig!«, ermahnte er beide Parteien gleichermaßen. »Ganz ruhig! Die Situation ist unter Kontrolle, und niemandem geschieht etwas. Es wurden Vorkehrungen getroffen, dass der Angeklagte niemandem etwas tun kann.«
    Dennoch hatte er ein verdammt mulmiges Gefühl im Bauch, denn diese kritische Situation konnte sehr schnell in einer Katastrophe münden, falls auch nur einer der Jäger einen Schuss abgab, ganz gleich auf wen. Zu seiner Erleichterung blieben die Vampire äußerlich gelassen auf ihren Plätzen sitzen, wenn sie auch alle angespannt und abwehr- beziehungsweise angriffsbereit waren. Die Jäger nahmen langsam wieder die Hände von ihren Waffen.
    Die Hexe schien ebenfalls auf Phelps’ Angriff wie auch auf die Reaktion der Jäger vorbereitet gewesen zu sein, denn sie zuckte mit keiner Wimper. Ashton bewunderte unwillkürlich ihre Kaltblütigkeit angesichts der brenzligen Situation. Geduldig und äußerlich gelassen wartete sie, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Stevie und Vivian hielten Phelps jetzt eisern fest, damit er nicht noch einmal auf dumme Gedanken kam, und Lady Sybilla wirkte ihren Zauber. Sie machte nur eine wischende Handbewegung vor Phelps’ Gesicht und sagte drei leise Worte in einer Sprache, die keiner der Anwesenden kannte.
    Eine sofortige Wirkung auf Phelps zeigten sie nicht. Erst als Sean seine Frage nach den Gründen für seine Verbrechen wiederholte, wurde er gesprächig.
    »Macht«, brach es mit einer solchen Leidenschaft aus ihm heraus, dass kein Zweifel daran bestand, dass das die Wahrheit sein musste. » Absolute Macht! Ich bin zum Herrschen geboren, und die Zeit ist gekommen, der überlegenen Rasse der Vampire die Herrschaft über die Welt zu bringen. Yassarra wird zurückkehren, und sie wird den Vampir auserwählen, als ihr Gefährte zu herrschen, der so ist wie sie und ihn mit einer Macht belohnen, die grenzenlos ist. Deshalb handle ich in ihrem Sinn und bereite den Weg für ihre Rückkehr vor.«
    Eine Weile starrten nahezu alle Anwesenden Phelps verblüfft und teilweise fassungslos an. Schließlich schüttelten die Wächter ausnahmslos die Köpfe.
    Sean wandte sich erneut an die Jäger. »Yassarra ist ein Mythos aus den Anfängen unserer Geschichte. Sie war angeblich eine der Ersten unserer Art, aber sie soll so abgrundtief böse gewesen sein, dass sogar die Hölle sie mehrmals wieder ausgespuckt hat, wie es heißt. Jedenfalls ist sie eines Tages verschwunden; sofern sie jemals existiert hat, wofür nicht einmal die Ältesten unter uns den geringsten Beweis haben. Angeblich wurde sie in einem Höllengefängnis für alle Zeiten eingekerkert. Aber wie das mit solchen Mythen oft ist, gibt es seitdem die Prophezeiung, dass sie eines Tages zurückkehren wird, um die gesamte Welt zu unterwerfen. Allerdings glaubt kein vernünftiger Vampir an solche Märchen.«
    Sean wandte sich wieder an Phelps. »Du benutzt diesen Mythos auch nur, um die Verantwortung für deine Taten von dir abzuwälzen, nicht wahr?«
    »Ich glaube an Yassarra und daran, dass sie zurückkehren wird«, beharrte Phelps. Da er immer noch unter Lady Sybillas Zauber stand, entsprach das offensichtlich der Wahrheit.
    »Dennoch ist das keine Entschuldigung für deine Untaten«, erklärte Ocholu. »Selbst wenn du daran glaubst, was dein gutes Recht ist, so weißt du doch genau, dass das, was du getan hast, schlimmstes Unrecht und Frevel war. Yassarra gilt als die Personifikation jeder Abscheulichkeit, die wir zutiefst ablehnen, angefangen bei bewussten Grausamkeiten gegenüber lebenden Wesen, Unterdrückung der eigenen Art, Mord, Blutrausch und nicht zuletzt auch das sich Ernähren von Menschen. Selbst wenn man sie mit einer dunklen Göttin gleichsetzen wollte und sie tatsächlich existierte, so rechtfertigt das noch lange nicht deine Verbrechen, die zu begehen du dich ganz bewusst entschieden hast, oder nicht?«
    »Ja«, gab Phelps gezwungenermaßen zu.

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