Das Gesetz der Vampire
ja kein Risiko eingehen.«
Das beruhigte Ashton. Er konzentrierte sich auf die Verhandlung.
Phelps trug einen maßgeschneiderten Anzug, auf dessen Brusttasche dasselbe Wappen gestickt war, das in seinem Haus über dem »Thron« angebracht war. Er wirkte nicht nur von seinem Äußeren her absolut seriös und gab sich sicher und furchtlos.
Sean eröffnete die Verhandlung, nachdem alle ihre Plätze gefunden hatten und Ruhe eingekehrt war. »Morton Phelps, geboren als Maurice Philippe d’Oursroc im Jahr 1587 in ...«
»Prinz Maurice Philippe d’Oursroc«, unterbrach Phelps ihn kalt.
»In Oursroc«, vollendete Sean unbeeindruckt seinen Satz. »Du bist vom Tribunal der Wächter wegen folgender Verbrechen angeklagt. Verstoß gegen das Erste Gesetz und damit das Verbot, sich von Menschen zu ernähren. Versuchter Verstoß gegen das Zweite Gesetz. Du hast geplant, unzählige Menschen in fünf Dörfern durch deine Handlanger in Vampire verwandeln zu lassen, zu dem Zweck, die Wächter mit dieser ruchlosen Tat dorthin zu locken, um uns alle zu vernichten. Verstoß gegen das Dritte Gesetz: Du hast Menschen und Vampire ermordet und ermorden lassen beziehungsweise zu ermorden versucht. Verstoß gegen das Vierte Gesetz: Du hast unwissenden Menschen unsere Existenz zur Kenntnis gebracht und damit uns alle gefährdet. Verstoß gegen das Sechste Gesetz: Geplanter Mord an Mitvampiren. Verstoß gegen das Zwölfte Gesetz: Du hast mit Wesen der Verbotenen Ebene , den Ghouls, paktiert, damit sie die Spuren deiner Schandtaten beseitigen. Und Verstoß gegen das Achtzehnte Gesetz: Verschwörung zum Nachteil unserer gesamten Gemeinschaft«, beendete Sean seine Aufzählung der Anklagepunkte und blickte Phelps an. »Deine Verbrechen wurden von Zeugen sowie deinen Komplizen gestanden und dokumentiert.«
»Was diese ganze Verhandlung zu einer Farce macht«, unterbrach Phelps ihn erneut. Er warf den Menschen einen Blick voll abgrundtiefer Verachtung zu. »Ihr inszeniert diese sogenannte Verhandlung doch nur, um euch bei den Jägern einzuschmeicheln.«
»Das haben wir nun wirklich nicht nötig«, erinnerte ihn Gwynal beinahe sanft. »Die Jäger haben für die Gesetzestreuen unter uns noch nie eine Gefahr dargestellt. Außerdem: bei den Informationen, die wir über jeden Einzelnen von ihnen sowie ihre gesamte Organisation besitzen, hätten wir sie alle schon längst vernichten können, wenn wir das gewollt hätten. Für uns besteht nicht der geringste Grund, uns bei ihnen einzuschmeicheln.«
Diese Bemerkung galt natürlich nicht nur Phelps, sondern sollte in erster Linie die Jäger davon überzeugen, dass die an sie ergangene Einladung zu dieser Verhandlung ein aufrichtiges Friedensangebot darstellte. Als Nächstes verlas Sean das Protokoll mit den Details, die die Wächter über Phelps’ Pläne in Erfahrung gebracht hatten. Zu Ashtons Verlegenheit erwähnte er auch, dass es Ashtons Aufmerksamkeit gewesen war, die zu den Ermittlungen und in letzter Konsequenz der Aufdeckung von Phelps’ gesetzeswidrigem Treiben geführt hatte. Der Ex-Präfekt warf Ashton daraufhin einen mörderischen Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, was Phelps ihm am liebsten antun würde.
»Uns interessiert jetzt nur noch, warum du diese Verbrechen begangen hast«, schloss Sean seine Ausführungen und blickte Phelps auffordernd an.
Der schnaufte nur verächtlich und verschränkte ostentativ die Arme vor der Brust. »Von mir erfahrt ihr kein Wort.«
»Diese Einstellung haben wir befürchtet.« Sean beugte sich leicht vor, und sah Phelps in die Augen. »Dir ist aber klar, dass deine Kooperation oder der Mangel daran die Art deines Todes bestimmt«, erinnerte er ihn und wandte sich erklärend an die Jäger. »Delinquenten, die kooperieren oder auch Reue zeigen, werden schnell und so schmerzlos wie möglich hingerichtet, wenn das Urteil auf Tod lautet. Die Uneinsichtigen werden im Freien angekettet und dem Sonnenlicht ausgesetzt, das sie verbrennt. Zwar dauert das nicht länger als ungefähr eine Minute, aber es ist äußerst schmerzhaft und jede Sekunde eine gefühlte Ewigkeit.«
»Kein einziges Wort«, beharrte Phelps.
Sean nickte Lady Sybilla zu. »Lady Sybilla, wärt Ihr so freundlich?«, bat er sie in altertümlichem Englisch.
Die Hexe neigte mit einem freundlichen Lächeln den Kopf, erhob sich mit unnachahmlicher Anmut und trat zu Phelps, der sie misstrauisch ansah. »Ich bin eine Wächterin der Hexen«, erklärte sie ihm und den Jägern. »Ich werde Mr.
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