Das Gesetz der Vampire
in Richmond und hier auf eine Sache gestoßen, die nicht ganz koscher zu sein scheint. Vampire sind involviert, und sie planen, einen Menschen zu töten. Was soll ich tun?«
»Gar nichts«, lautete die lapidare Antwort. »Schlaf dich aus und warte morgen Abend auf mich. Ich komme so schnell ich kann.«
Bevor er noch etwas erwidern konnte, hatte sie aufgelegt, und Ashton blieb nichts anderes übrig, als ihrem Rat zu folgen. Zum ersten Mal seit seiner Verwandlung fühlte er sich so lebendig wie früher, weil er für eine halbe Stunde seiner Arbeit als Detektiv hatte nachgehen können. Selbst seine Suche nach dem Heilmittel würde nie zu einer so allumfassenden Lebensaufgabe werden wie sein Beruf als Cop und Privatermittler.
Das gab ihm doch einiges zu denken, bevor er schließlich einschlief.
***
Stevie tauchte gut zwei Stunden nach Sonnenuntergang im Sundown Inn auf und ließ sich von Ashton einen detaillierten Bericht geben. Im Gegensatz zu menschlichen Polizisten und selbst den Leuten von PROTECTOR fragte sie ihn nicht erst lange, ob er sich bei dem Gehörten und den Zusammenhängen sicher wäre, sondern glaubte ihm unbesehen. Er gab ihr auch einen Ausdruck des fotografierten Vertrages, den er in seinen Laptop übertragen hatte. Stevie warf nur einen kurzen Blick darauf.
»Das muss sich ein Anwalt ansehen«, stellte sie fest und steckte die Ausdrucke ein.
»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Ashton wissen.
»Die Wächter kümmern sich darum. Du kannst deinen Weg zu Sean fortsetzten.«
Ashton verspürte einen Anflug von Enttäuschung. »Hey, ich habe die Sache schließlich entdeckt. Du kannst mich nicht einfach so davon ausschließen.«
»Und ob ich das kann, Ashton. Ich bin eine Wächterin, du bist keiner. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.« Dennoch lang ein Hauch von Bedauern in ihrer Stimme.
»Ich könnte aber helfen«, beharrte er.
»Das ist erstens nicht deine Aufgabe und dir zweitens verboten«, erinnerte sie ihn.
»Aber ich könnte so etwas wie dein Assistent sein. Oder ein Berater.«
Stevie musste lachen. »Natürlich. Der junge Spund, der noch nicht einmal gelernt hat, mit seiner Existenz als Vampir richtig klar zu kommen, will in einem vielleicht gefährlichen, in jedem Fall aber komplizierten Vorgang die Wächter beraten und ihnen assistieren. Träum weiter, Ashton!«
Ashton verkniff sich eine heftige Erwiderung. »Wie du weißt, hat Gwynal mir angeboten, ein Wächter zu werden«, versuchte er sie auf andere Weise zu überzeugen. »Wie kann ich mich dafür entscheiden, wenn ich nicht selbst miterlebe, wie ihr arbeitet? Auch Polizeianwärter werden einen Tag oder eine Woche mit auf Streife genommen, damit sie den Job hautnah kennenlernen, bevor sie sich entschließen, die Ausbildung zu beginnen oder besser die Finger davon zu lassen. Außerdem sitzt das Mordopfer in New York. Ich könnte PROTECTOR darauf ansetzen.«
»Und du glaubst, sie werden dir zuhören oder dir überhaupt glauben, statt überzeugt zu sein, dass du sie in eine Falle locken willst?«, höhnte Stevie. »Lass es, Ashton. Du bringst dich dadurch nur in Gefahr.«
»Es ist einen Versuch wert«, beharrte er. »Immerhin geht es hier um das Leben eines Menschen und möglicherweise noch viel mehr. Ich kann mich nämlich des Eindrucks nicht erwehren, dass Granger mir nicht alles gesagt hat, entweder weil er selbst nicht mehr wusste, oder weil er es unter allen Umständen geheim halten will. In jedem Fall bin ich überzeugt davon, dass Phelps noch etwas ganz anderes im Sinn hat. Warum sollte sich ein Vampir, der eine renommierte Exportfirma leitet, mit dem Auftragsmord an einem Menschen abgegeben, wenn er davon nicht erhebliche Vorteile hätte. Schließlich riskiert er es, dadurch die Wächter auf sich aufmerksam zu machen.«
Stevie blickte ihn nachdenklich an. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, gab sie zu und zuckte mit den Schultern. »Allerdings wird Phelps den Mord mit Sicherheit nicht selbst begehen, sondern irgendeinen seiner Lakaien opfern. Meinetwegen versuch dein Glück mit deinen Freunden – oder Feinden – von PROTECTOR. Aber mehr unternimmst du nicht. Da dies eine Angelegenheit ist, von der der Rat der Wächter erfahren muss und du ohnehin zu einem von ihnen auf dem Weg bist, soll der Rat auch entscheiden, ob und wie weit du weiterhin involviert werden kannst oder nicht.«
»Danke, Stevie.«
Sie brummte nur etwas Unverständliches und wandte sich zum Gehen. Bevor sie sein Zimmer verließ,
Weitere Kostenlose Bücher