Das Gesetz der Vampire
drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Sei vorsichtig, Ashton«, bat sie, und er hatte das Gefühl, dass sie sich tatsächlich um sein Wohlergehen sorgte. Doch das bildete er sich mit Sicherheit nur ein.
Er griff zum Telefon und rief Harry Quinn an, nachdem sie gegangen war.
»Ashton!«, sagte Quinn verblüfft. »Ich hätte nicht gedacht, noch einmal von dir zu hören.«
Ashton vernahm mit seinem feinen Gehör, wie Harry den Lautsprecher des Telefons einschaltete und den Kollegen ein Zeichen gab, den Anruf zurückzuverfolgen.
»Du kannst dir die Mühe sparen, Harry. Ich bin in Richmond, aber ich verschwinde sofort nach unserem Gespräch. Wenn ihr hier ankommt, bin ich längst weg.«
»Okay, Ash. Was willst du?«
»Ich bin hier auf etwas gestoßen, das ihr wissen müsst. Ein Mann namens Peters, der nach meinen Informationen ein Kandidat für den Präsidentenposten von GlobalTech in New York ist, soll ermordet werden. Zu diesem Zweck hat sich sein Konkurrent, ein gewisser Jonathan Granger zusammen mit seinem Kumpel Wallace Cramer der Dienste eines Vampirs versichert. Um den kümmern sich die Wächter. Du erinnerst dich, Harry: die Vampirpolizei. Es ist aber überaus wichtig, dass Peters geschützt wird, denn wie es aussieht, steckt vermutlich noch mehr hinter der Sache als nur die Beseitigung eines Konkurrenten für Granger.«
»Was sollte das sein?«, wollte Quinn wissen.
»Das wissen wir noch nicht. Aber ich lasse euch die Informationen zukommen, sobald ich sie habe.«
Am anderen Ende blieb es eine Weile still. »Ehrlich gesagt, ich glaube dir nicht so ganz, Ash«, sagte Quinn schließlich.
»Welchen Grund sollte ich haben, dir ein Märchen aufzutischen, Harry? Ich habe dich noch niemals belogen, und ich hoffe, das weißt du.«
»Nun, zumindest hast du das als Mensch nicht getan, so viel will ich gern zugeben.«
»Und als Vampir auch nicht, mein Freund. Ich stehe immer noch auf eurer Seite. Wäre dem nicht so und wären alle Vampire so, wie ihr sie immer noch seht, gäbe es euer Büro in New York schon lange nicht mehr. Welchen Beweis brauchst du also noch?«
Ashton hörte, dass jemand Quinn etwas zuflüsterte und erkannte Winstons Shepherds Stimme.
»Nein, Mr. Shepherd, ich werde mich nicht mit Harry oder irgendeinem anderen Jäger treffen«, antwortete er auf Shepherds geflüsterten Vorschlag. »Ich erinnere mich noch sehr gut daran, was beim letzten Mal passiert ist. Da wollte mein bester Freund Harry mich umbringen.«
»Shepherd ist nicht hier, Ash«, sagte Quinn.
»Harry, Harry«, sagte Ashton in einem Tonfall, als spräche er zu einem ungezogenen Kind. »Wer lügt jetzt hier, hm? Ich darf dich mal daran erinnern, was für ein scharfes Gehör Vampire haben.«
Quinn räusperte sich verlegen. »Entschuldige, Ash. Aber du musst uns verstehen. Du bist ein Vampir, und wir haben keinen Grund, dir zu trauen.«
Ashton seufzte. »Stellt eure eigenen Nachforschungen an. Ich faxe euch alle Daten zu, die ich habe, obwohl es noch verdammt wenige sind. Aber vergesst überall eurem Misstrauen mir gegenüber bitte nicht, dass es um das Leben eines Menschen geht. Die Wächter werden jemanden abstellen, der ihn schützt, aber das könnte möglicherweise nicht ausreichen.«
»Warum tust du das, Ash?«, fragte Quinn nachdenklich.
»Na, warum wohl? Ich habe nie bei PROTECTOR gekündigt, und ich mache meinen Job nach wie vor. Wie du dich vielleicht erinnerst, Harry, ist mein Job seit dem Tod meiner Frau das Wichtigste in meinem Leben. Daran hat sich nichts geändert. Nur meine Arbeitszeiten liegen jetzt ausschließlich in den Nachtstunden. Außerdem werde ich alles daran setzten, das Heilmittel zu finden, falls es existiert. Auch deshalb wäre ich euch unendlich dankbar, wenn ihr aufhörtet, mich zu jagen.«
»Vergessen Sie ’s, Ryder!«, beschied ihm Shepherd.
»Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen. Aber egal, was Sie von mir denken, schützen Sie diesen Peters. Vor allem: Finden Sie heraus, was wirklich hinter der ganzen Sache steckt. Ich halte euch auf dem Laufenden.«
Ashton unterbrach die Verbindung, faxte seinen Bericht nach New York und verließ sofort danach das Hotel. Die unnachgiebige Haltung von Shepherd und auch von Harry Quinn schmerzte ihn natürlich, aber damit würde er leben müssen. Er hoffte immer noch, dass er PROTECTOR durch seine Taten langfristig beweisen konnte, dass er nach wie vor einer von ihnen war. Zumindest konnte er sich sicher sein, dass Harry die Sache mit GlobalTech
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