Das Gesetz der Vampire
Fahrstuhlkabine zu schlüpfen wie die vier Männer, bevor sich deren Tür schloss. Sie hatten den Knopf für den fünften Stock gedrückt, was Ashton sagte, dass die beiden Menschen sich dort einquartiert hatten und nicht die Vampire. Da er damit rechnen musste, dass die Vampire wussten, dass ihresgleichen ausschließlich Zimmer im Basement bewohnte, konnte er ihnen nicht nach oben folgen, ohne aufzufallen und drückte deshalb den Knopf für das Basement, als wäre er wirklich nur zufällig im selben Fahrstuhl wie sie.
Er stieg im Kellergeschoss aus, ging zu seinem Zimmer und wartete, bis er sich sicher war, dass die beiden Vampire, selbst wenn sie sich auf seine Ausstrahlung konzentriert hätten, keinen Verdacht schöpften, wenn er noch einmal ins Restaurant zurückkehrte. Dort wandte er sich an die vampirische Kellnerin, die die Menschen bedient hatte.
»Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, Shelley«, sagte er, nachdem er den Namen auf ihrem Namensschild gelesen hatte, »aber ich muss unbedingt wissen, wer die beiden Menschen sind, die vorhin dort an dem Tisch gesessen haben. Oder deren beide, hm, Freunde.«
Die Vampirin lächelte freundlich. »Diese Information fällt leider unter das Gebot der Diskretion.«
»Das habe ich befürchtet. Ich frage allerdings nicht aus Neugier. Ich habe zufällig einen Teil ihres Gespräches mitbekommen, aus dem ich schließen muss, dass sie etwas Illegales oder sogar ein Kapitalverbrechen planen.«
Shelley zögerte. »Was die Menschen tun, geht uns nichts an, wie du wissen dürftest, Bruder. Und falls dein Verdacht wirklich begründet ist, so solltest du die Wächter informieren.«
»Bis die einschreiten können, ist es vielleicht schon zu spät«, drängte Ashton. »Bitte, Schwester, hilf mir. Ich bin zwar noch kein Wächter, aber ein Wächter-Anwärter.« Das war nicht ganz gelogen, denn immerhin hatte Gwynal ihm dieses Angebot gemacht.
Die Vampirin war immer noch misstrauisch. »Wer ist dein Ausbilder?«
»Stevie Price in Baltimore.«
Sie schien Stevies Namen zu kennen, und der überzeugte sie offenbar. »Gut, ich werde nachsehen.« Sie ging zum Kassencomputer des Restaurants, prüfte etwas und kam kurz darauf zurück. »Die beiden sind zum ersten Mal Gäste des Hotels«, teilte sie ihm mit. »Sie haben eingecheckt als Jonathan Granger und Wallace Cramer von einer Firma namens GlobalTech in New York. Sie haben die Zimmer 512 und 514.«
»Kennst du zufällig auch unsere beiden – Brüder?« Es fiel ihm immer noch schwer, andere Vampire als seine Geschwister zu bezeichnen, doch der Kellnerin fiel das wohl nicht auf.
»Nur einen von ihnen. Er heißt Morton Phelps und ist Chef einer Exportfirma hier in Richmond, StarEx Worldwide. Er hat in der Gemeinschaft großen Einfluss.«
»Inwiefern?«, fragte Ashton.
»Er ist einer der Hauptarbeitgeber für uns in der Umgebung, und sein Wort hat Gewicht in allen Belangen, die uns betreffen. Schließlich ist er unser Präfekt. Mehr weiß ich nicht über ihn.«
Ashton lächelte sie freundlich an. »Danke, Shelley.«
Sie lächelte kokett zurück und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ashton verließ das Restaurant und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Immerhin hatte er jetzt Namen und Zimmernummern der Menschen, und mit Sicherheit hielten sich alle vier in einem davon auf. Natürlich würden die Vampire spüren, wenn er sich dem Zimmer näherte. Andererseits gab es eine Menge vampirische Bedienstete im Sundown Inn , sodass sie wohl nicht misstrauisch werden würden, wenn einer sich im Gang des Stockwerks unter ihnen aufhielt.
Ashton fuhr in den vierten Stock und postierte sich vor den Zimmern 412 und 414. Er dehnte seine Vampirsinne aus und stellte fest, dass die Gesuchten sich tatsächlich in einem der Zimmer über ihm befanden. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Stimmen, die von oben durch die Wände bis zu ihm drangen. Zu seinem Glück schliefen die Menschen um diese Zeit, die in den Zimmern beider Stockwerke wohnten, sodass sie bis auf sporadische Schnarchgeräusche ruhig waren.
»Hören Sie, Phelps«, hörte er einen der Menschen sagen, »Sie sollen Peters ja nicht gleich umbringen. Er darf nur am Tag der Vorstandswahl nicht in die Firma kommen. Mehr verlangen wir nicht.«
»Das ist nicht sehr effektiv«, widersprach Phelps. »Es birgt im Gegenteil die Gefahr, dass er nach seiner Rückkehr – wann auch immer die sein würde – darauf drängt, dass die Wahl für ungültig erklärt und
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