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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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nach.
    »Sen?«, fragte Ashton verwundert. »Ich denke, dein Name ist Sean.«
    »Nur offiziell, und Vivian kennt natürlich meinen richtigen Namen, von dem ›Sen‹ eine Abkürzung ist. Wir sind seit fast dreihundert Jahren zusammen. Natürlich ist sie verglichen mit mir immer noch ein junger Hüpfer, aber von meinen sieben Frauen, mit denen ich im Laufe der Jahrtausende verheiratet war, liebe ich sie am meisten.«
    »Du warst mit sieben Frauen verheiratet?«, vergewisserte sich Ashton.
    »Na und? Heinrich der VIII. brachte es in einem einzigen kurzen Menschenleben auch schon auf sechs Ehefrauen. Verglichen damit bin ich mit sieben Ehen in über fünftausend Jahren noch richtig solide und bescheiden. Mehr oder weniger kurze Beziehungen hatte ich natürlich zu noch viel mehr Frauen, und meine One-Night-Stands kann ich schon lange nicht mehr zählen. Aber genug geliebt, dass ich eine formale Bindung zwischen uns wollte, habe ich bis jetzt nur sieben.«
    Er sah Ashton an. »Man kann durchaus mehrere Frauen aufrichtig lieben – nacheinander, versteht sich – und jede auf eine eigene Art und Weise, aber keine weniger tief und innig als die andere. Wenn man großes Glück hat, trifft man irgendwann auf eine Frau wie Vivian. Sie ist etwas ganz Besonderes.« Er seufzte tief. »Manchmal macht mich der Gedanke ganz krank, dass ich sie eines Tages verlieren könnte wie die anderen. Ganz besonders nachdem vor ein paar Wochen mein letzter bis dahin noch lebender Sohn gestorben ist.«
    »Das tut mir leid, Sean«, sagte Ashton und hatte für einen Moment das beklemmende Gefühl, dass er möglicherweise für den Tod von Seans Sohn verantwortlich war. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Sean hätte ihn wohl kaum zu sich eingeladen und würde ihn derart freundlich behandeln, wenn Ashton der Mörder seines Sohnes wäre.
    »Ja, das weiß ich«, antwortete Sean auf Ashtons Beileidsbekundung und schüttelte die düsteren Gedanken ab. »Gerade weil wir so oft mit Verlusten fertig werden müssen, ist Liebe als Ausgleich dafür besonders wichtig für uns.« Er klopfte Ashton väterlich auf die Schulter. »Wenn du es zulässt, kannst du auch wieder Liebe finden. – Komm, ich zeige dir dein Zimmer, bevor Vivian mir den Kopf abreißt, weil ich immer noch ›trödele‹.«
    Wenig später war Ashton in einem gemütlichen Gästezimmer untergebracht und richtete sich auf ein paar Wochen Aufenthalt ein. Ehe er sich kurz nach Sonnenaufgang schlafen legte, ließ er sich noch einmal durch den Kopf gehen, was Sean ihm gesagt hatte, besonders die Mahnung, sich Gedanken darüber zu machen, wie er sein Leben gestalten wollte, falls das Heilmittel nicht existierte. Sein Verstand weigerte sich immer noch zu akzeptieren, dass er ein Vampir war.
    Doch tief in seinem Inneren fühlte sich das gar nicht mehr so schrecklich an.

5

    Als Ashton nach einem ausgesprochen erholsamen Schlaf am Abend erwachte, spürte er, dass sich außer Sean und Vivian noch weitere Vampire im Haus befanden. Er konnte sie sogar identifizieren: Gwynal, Stevie und die beiden anderen Wächter, die ihn vor vier Wochen gefangen genommen hatten.
    Ashton stand auf, duschte ausgiebig und ging anschließend in die Küche, um zu frühstücken oder zu Abend zu essen, je nachdem. Gwynal saß bereits dort, las die Abendzeitung und genoss einen wohltemperierten Liter Blut. Er lächelte, als Ashton eintrat.
    »Hallo Ashton. Wie geht es dir?«
    »Danke, besser«, gestand der.
    »Du siehst auch schon viel besser aus. Stevie hat mir berichtet, dass du dich recht gut an deine neue Existenz gewöhnt hast. Das freut mich für dich. Ich nehme an, dass jetzt einiges leichter für dich ist.«
    »Allerdings«, gab Ashton zu. Er blickte den alten Vampir unsicher an, dessen Freundlichkeit und wie er glaubte echte Sorge um sein Wohlbefinden ihn verlegen machten. »Gwynal, bei unserer letzten Begegnung habe ich einige Dinge gesagt und mich auf eine Art und Weise benommen, die, hm, na ja, ziemlich daneben war. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Das nehme ich dir nicht übel. Die unerwünschte Verwandlung ist ein Schock, den man nicht so leicht überwindet. Wut, Angst und Hass sind neben Verwirrung und einer rasanten Achterbahnfahrt aller Gefühle ganz normale Begleiterscheinungen in der ersten Zeit. Du wirst mehrere Monate brauchen, um darüber hinweg zu kommen. Ehrlich gesagt, habe ich schon schlimmere Auftritte als deinen von frisch Verwandelten erlebt.«
    »Aber keiner von denen hatte deinen Freund

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