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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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einem Ostfenster ein und wacht nicht auf, bevor die Sonne aufgeht und ihn verbrennt. Wir haben einen Instinkt, der uns selbst im Schlaf zunehmendes Licht spüren lässt und uns weckt, bevor wir in Gefahr geraten. Erst recht gibt es keine zwei solcher Fälle innerhalb einer Stunde in derselben Gegend.« Er schüttelte den Kopf. »Die Präfektin muss betäubt gewesen sein. Der mutmaßliche Verursacher war zudem kein Koloniebewohner, sondern ein Fremder, dessen Herkunft wir noch nicht zweifelsfrei feststellen konnten. Sein letzter bestätigter Aufenthaltsort, bevor er nach New York kam, war Petersburg, und das liegt nur zwanzig Meilen von Richmond entfernt, wo Phelps residiert. An solche Zufälle glaubt keiner von uns.«
    Ashton schlürfte nachdenklich das Kaninchenblut, das Gwynal ihm serviert hatte. »Das legt ja beinahe den Verdacht nahe, dass es auch unter uns Auftragskiller gibt.«
    »Natürlich gibt es die«, bestätigte Gwynal. »Du wirst im Laufe der Jahre noch feststellen, dass die meisten von uns zwar rechtschaffene Bürgerinnen und Bürger sind, die sowohl unsere wie auch die Gesetze der Menschen strikt befolgen, aber es gibt prozentual gesehen auch ungefähr ebenso viele Verbrecher wie unter den Menschen und auch dieselben Verbrechen.«
    »Der Barkeeper im Black Magic« – der jetzt durch seine Schuld möglicherweise tot war – »sagte mir, dass Vampire sich nicht gegenseitig umbringen. Das wäre eine Unsitte der Menschen.«
    »Das stimmt so pauschal gesehen nicht. Die Mörder in unseren Reihen sind zahlenmäßig zwar tatsächlich verschwindend gering, aber natürlich gibt es sie. Allerdings wirkt die unabwendbare Todesstrafe durch die Wächter überaus abschreckend. Wer setzt schon sein ewiges Leben aufs Spiel, nur um zu befriedigen, welches Gefühl auch immer in ihm den Mordgedanken erweckt. Das kommt natürlich vor, aber sehr selten. Die Auftragskiller, die ich erwähnte, vergreifen sich normalerweise nicht an anderen Vampiren, sondern fast ausschließlich an Menschen. Natürlich jagen wir sie, sobald wir davon erfahren. Das Problem ist, dass wir nicht immer sofort etwas davon mitbekommen. Wenn ein Vampir stirbt oder ein neuer entsteht, spüren wir Wächter das. Wenn ein Mensch von einem Vampir ermordet wird, fühlen wir das nur, wenn es in unserer Nähe geschieht. Deshalb kommen wir den Killern nicht immer gleich beim ersten Mal auf die Spur. Aber sobald wir einmal ihre ›Witterung‹ haben, sind sie so gut wie erledigt.«
    Ashton überdachte das. Schließlich sah er Gwynal in die Augen. »Was kann ich tun, um euch zu helfen?«
    »Nicht viel, fürchte ich. Dies ist eine Angelegenheit der Wächter, in die wir Außenstehende nicht involvieren dürfen.«
    Ashton versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Was spricht dagegen?«, fragte er ruhig.
    »Dass einige von den Dingen, die wir im Zuge unserer Ermittlungen und Gegenmaßnahmen tun und besprechen, unter die Geheimhaltung fallen. Ich bin mir sicher, dass du das nachvollziehen kannst. Die menschliche Polizei bezieht ja auch keine zufälligen Zeugen der Planung eines Verbrechens aktiv in ihre Ermittlungen oder gar die Festnahme der Schuldigen mit ein.«
    Seans Eintreten enthob Ashton einer Antwort. Der alte Vampir hatte Gwynals Worte gehört. »Ich denke, wir sollten Ashton trotzdem mit einbeziehen«, schlug er vor und nickte ihm zu. »Immerhin wünschen wir uns, dass er sich entscheidet, eines Tages auch ein Wächter zu werden. Er kann die Entscheidung dafür oder dagegen sehr viel besser treffen, wenn er miterlebt, wie wir arbeiten.«
    »Das vereinbart sich aber nicht mit der Geheimhaltungsvorschrift, Sen«, erinnerte ihn Gwynal.
    »Die in Ausnahmefällen außer Kraft gesetzt werden kann und ohnehin nicht für Wächteranwärter gilt.«
    »Aber Ashton ist auch kein Anwärter, und«, Gwynal wandte sich an Ashton, »wir wollen dich nicht auf diese Weise in unserem Sinn beeinflussen, dass wir dich vor die Wahl stellen, entweder auf der Stelle ein Anwärter zu werden oder ausgeschlossen zu bleiben.«
    »Und deshalb«, ergänzte Sean, »verleihe ich Ashton für den Fall Phelps und alles, was damit zu tun hat, einen Sonderstatus.« Er hob abwehrend die Hand, als Gwynal erneut protestieren wollte. »Als Vorsitzender des Wächterrates liegt diese Entscheidung im Rahmen meiner Befugnisse.« Er wandte sich an Ashton. »Allerdings verlange ich dein Wort, dass du das, was du hörst, für dich behältst beziehungsweise nur mit unserer

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