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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Moro fest ins Gesicht.
    Moros Lachen war jetzt echt. Es klang unwirklich schön und fröhlich, so als gehörte es nicht zu ihm. Nicht mehr. Es gehörte zu dem alten Max, zu dem, der er einmal gewesen sein musste. »Angelo? Ich bitte Sie! Der ist zu so etwas doch nicht fähig. Er hat sich doch immer in die Hosen gemacht vor Angst.«
    »Wovor hatte er denn solche Angst?«
    »Was weiß denn ich? Die haben doch immer irgendetwas am Kochen da unten.«
    »Da unten? Was meinen Sie damit?«, wollte Clara wissen.
    »Na, da unten im Süden, Kalabrien, Sizilien. Bei denen läuft doch immer irgendwas Krummes.« Moro rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her.
    »Sie sind nicht aus dem Süden, nehme ich an?«
    Moro schüttelte den Kopf und schob trotzig das Kinn vor. »Turin.«
    Clara dachte an ihre Eifersuchtstheorie und fragte: »Gab es irgendwelche Frauengeschichten? Ist er vor irgendetwas davongelaufen?«
    Moro sah sie verdutzt an: »Frauengeschichten? Bei Angelo?
    Nie im Leben.« Er verzog den Mund zu einer spöttischen Grimasse. »Der ist doch noch grün hinter den Ohren.«
    »Trotzdem hat er Angst. Wovor denn?«
    »Warum fragen Sie ihn das nicht selbst, Frau Rechtsanwältin?«
    Clara nickte langsam. Er hatte recht. So kamen sie nicht weiter. Selbst wenn Moro etwas davon wusste, würde sie es auf diese Weise nicht erfahren.
    Doch Moro sprach unvermittelt weiter: »Ich glaube, er ist in irgendwas ganz Beschissenes verwickelt, keine Ahnung, was. Aber der Angelo ist ein guter Kerl. Ein ganz armer Hund ist das, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Clara sah ihn an. Versuchte sich vorzustellen, ob so etwas wie eine Freundschaft diese beiden so unterschiedlichen jungen Männer verbunden hatte. Hatten sie sich einander anvertraut? Oder nur ab und zu einen Joint geraucht und in den Discos herumgestanden, stumm, jeder in seine eigenen Gedanken und Probleme verstrickt?
    »Waren Sie gut befreundet?«, wollte sie wissen.
    Moro zuckte mit den Achseln. »Was heißt befreundet? Man kennt sich eben. Er ist in Ordnung. Für einen von da unten«, fügte er einschränkend dazu.
    »Aber trotzdem haben Sie ihn verraten.«
    Moro lachte auf, es war mehr ein Ächzen. »Ja, das habe ich wohl. Max der Verräter.« Abscheu tropfte aus seinen Worten hervor.
    »Warum haben Sie es getan? Warum haben Sie ihn hingehängt?« Clara hasste sich für diese Frage. Sie wusste die Antwort ja längst.
    Moro warf ihr einen abwägenden Blick zu und schüttelte den Kopf: »Sie würden es mir sowieso nicht glauben«, sagte er verächtlich.
    Clara erwiderte seinen Blick: »Und wenn doch?«
    Moro antwortete nicht. Er schien mit sich zu kämpfen. Die Stille lastete für einen Moment im Raum wie etwas Greifbares, das mit ihnen wartete und die Spannung ins Unerträgliche zu steigern schien.
    »Verdammt!« Moro zerriss das Schweigen und sprang auf. »Verdammt noch mal. Ich hab keinen Bock auf diese Scheiße!« Er lief im Zimmer umher wie ein gefangenes Tier und fluchte auf Italienisch weiter. Simoneits mahnendes »Max!« verhallte folgenlos. Irgendwann blieb Moro mitten im Zimmer stehen: »Ich brauch was zu rauchen.« Clara gestattete sich ein leises Aufatmen. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Er würde es ihr erzählen. Sie reichte ihm ihre Schachtel Zigaretten.
    Moro zögerte. Er warf Simoneit einen fragenden Blick zu, den dieser mit stummem Kopfschütteln verneinte. Clara glaubte zu verstehen, dass Moro sich unter »was rauchen« etwas anderes als nur eine Zigarette vorgestellt hatte. Doch er fügte sich und nahm stumm eine von Claras Zigaretten. Er zündete sie sich an und gab auch Clara Feuer, die die Gelegenheit dankbar nutzte. Dann zog er unter der Couch einen Aschenbecher heraus, den er zwischen sie auf den Tisch stellte. Er war bis obenhin voll mit abgebrannten Stummeln von selbst gedrehten Zigaretten. Ein schwacher, süßlicher Geruch stieg Clara in die Nase, den sie noch recht gut von früher kannte.
    Als Moro sich wieder gesetzt hatte, nahm Clara den Faden vorsichtig wieder auf: »Dr. Oberstein war der Richter, der Sie vernommen hat. Ich kenne ihn.« Sie lächelte bitter. »Leider«, fügte sie hinzu. »Er hat Sie bedroht, nicht wahr?«
    Sowohl Moro als auch Simoneit warfen ihr überraschte Blicke zu.
    Clara nickte befriedigt. »Er hat Ihnen mit … unangenehmen Konsequenzen gedroht, falls Sie keine Namen nennen. Er hat Sie unter Druck gesetzt. Er hat Sie dazu gezwungen, Malafonte zu verraten. War es nicht so?«
    Moro nickte stumm und senkte den Blick auf die

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