Das Gesetz Der Woelfe
dass dann niemand von meinen reichen … Freiern mehr auf mich aufpassen könnte. Am Ende hat er gelacht und gesagt, er gäbe was dafür, mich hübschen Kerl zu sehen, wie ich auf Knien darum betteln würde, irgendeinen Schwanz lutschen zu dürfen für ein bisschen Dope.« Simoneit griff nach seinem Arm, wollte seine Hand drücken. Doch Moro schüttelte ihn ab. Hastig stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Mit einem Knall schlug die Tür hinter ihm zu.
Simoneit erhob sich ebenfalls. Er wirkte wie zerschlagen, obwohl er die Geschichte sicher nicht zum ersten Mal gehört hatte. »Ich denke, das war deutlich genug.« Er ging zur Tür. »Es ist Ihnen hoffentlich klar geworden, dass er diese Dinge niemals vor einem Gericht wiederholen wird?«
Clara nickte resigniert. Dann stand sie ebenfalls auf und stopfte die Blätter des Protokolls und ihre Zigaretten zurück in ihre Tasche. »Ich verstehe das. Andererseits …« Sie zögerte mit einem Blick auf das Foto, das Moro vor seinem Abgang achtlos auf den weißen Teppich hatte fallen lassen. »Andererseits wäre es gut für ihn. Sich zu wehren, meine ich. Wenigstens dagegen.«
Simoneit zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Aber er lässt sich nicht helfen.« Clara sah ihn an, wie er mit hängenden Armen und müde gesenktem Kopf vor ihr in dem perfekten Zimmer stand, nicht weniger hilflos als sein verzweifelter Geliebter, der mit Leichtigkeit sein Sohn hätte sein können.
»Man kann nicht ihr Leben für sie leben«, meinte Clara plötzlich und wusste selbst nicht, warum sie das sagte. »Sie müssen es selbst in den Griff bekommen.« Simoneit warf ihr einen überraschten Blick zu, dann erschien ein melancholisches Lächeln auf seinem Gesicht: »Ja, das müssen sie wohl.«
Simoneit begleitete Clara bis zum Gartentor. Doch bevor er sich verabschieden konnte, fiel Clara noch etwas ein, was sie die ganze Zeit hatte fragen wollen. Sie blieb stehen. Simoneit, der sie jetzt offensichtlich loswerden wollte, runzelte die Stirn. Clara ließ sich davon nicht einschüchtern, tastete sanft über die dicken rosa Blüten der Pfingstrosen. »Wer war es?«, fragte sie und ließ ihren Blick über den Garten schweifen. »Wer hat ihm das angetan?«
»Das wissen Sie nicht?« Simoneits Stimme klang ungläubig. »Ich dachte, das wäre klar?«
Clara antwortete nicht. Sie streichelte die Pfingstrose und wartete schweigend. Als Simoneit endlich antwortete, war es die Antwort, die Clara erwartet hatte. Dennoch konnte sie es nicht glauben.
»Es war natürlich dieser Barletta. Dieser dreckige Mistkerl.« Simoneit atmete schwer.
»Er hat Max so zugerichtet, nur weil er dem Richter seinen Namen genannt hat?« Clara schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Das kann doch nicht der einzige Grund gewesen sein.«
Simoneit lachte ein hässliches, bitteres Lachen. »Für Leute wie die ist so etwas mehr als Grund genug.«
»Aber wer sind die ? Was steckt dahinter?«
Simoneit schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Ich dachte, Sie wüssten darüber Bescheid. Sie haben doch gehört. Das ist etwas zwischen Barletta und Malafonte, Max hat damit gar nichts zu tun.« Er warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Es war purer Zufall, dass Max ausgerechnet Barlettas Namen genannt hat, verstehen Sie? Dieser Barletta hatte sich ein paar Tage vorher in der Wunderbar einmal bei Max nach Angelo erkundigt, hat ihm ausrichten lassen, Gaetano Barletta suche ihn. Das war alles. Max kannte Barletta gar nicht, er hat ihn nur einmal gesehen! Dieser Richter wollte Namen hören, und Max hat ihm welche geliefert.« Er seufzte. »Das Ergebnis haben Sie ja gesehen.«
Mit stummem Entsetzen versuchte Clara zu begreifen, was sie da eben gehört hatte. Ein Zufall. Es war nichts als ein Zufall gewesen, der dazu geführt hatte, dass Massimo Moros Gesicht aussah, wie in einen Häcksler geraten. Sie begann, Angelos Angst zu verstehen.
Simoneit pflückte eine der Pfingstrosen ab und reichte sie Clara.
»Ich glaube, wir können uns gar nicht vorstellen, mit was für Leuten wir es hier zu tun haben«, sagte er und sprach damit Claras Gedanken aus, als hätte er sie gehört. Dann fügte er noch hinzu: »Passen Sie gut auf Ihr schönes Gesicht auf.«
Clara wurde rot: »Ich kann ganz gut auf mich aufpassen, danke«, erwiderte sie kühl und bereute es sofort. Es war nicht nötig, zu dem Architekten so ruppig zu sein. Er hatte ihr nicht zu nahe treten wollen. Doch er lächelte nur und
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