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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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aber ziemlich jugendlich. Er trug einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt und eine schwarze Hose. Sein graues Haar war millimeterkurz geschoren. Clara erkannte ihn sofort wieder. Johannes Simoneit, natürlich, der Architekt. Ein Kollege ihres Vaters. Was hatte das zu bedeuten? Was hatte er mit Massimo Moro zu schaffen? Clara spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. War sie gerade mal wieder dabei, sich in höchstem Maße lächerlich zu machen?
    »Sie wünschen?«
    Er hatte sie nicht erkannt. Kein Wunder. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, auf einem Geburtstagsfest ihrer Mutter, war sie Ende zwanzig gewesen.
    »Ich … Ist das die Adresse von Herrn Massimo Moro?«
    Simoneits Augen wurden schmal, und er warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Wer will das wissen?«
    »Mein Name ist Clara Niklas. Ich bin Anwältin und Verteidigerin eines … Freundes von Massimo Moro. Ich hätte nur ein paar Fragen, vielleicht kann er mir helfen.«
    »Eines Freundes?«, kam es gedehnt von ihrem Gegenüber. »Was für ein Freund soll das sein?«
    Clara wurde ungeduldig. Was sollte diese Ausfragerei bedeuten. »Sind Sie etwa Massimos Vater?«, gab sie kühl zurück.
    Zu ihrer Überraschung lachte der Mann belustigt auf. »Nein. Das bin ich nicht.« Dann reichte er ihr eine kräftige braun gebrannte Hand und öffnete die Tür weiter, um sie eintreten zu lassen. »Entschuldigen Sie mein Misstrauen«, meinte er, während sie durch einen dunklen Flur gingen, »aber es war in letzter Zeit durchaus angebracht.« Nach dieser rätselhaften Bemerkung führte er Clara in ein Zimmer mit einem großen Erkerfenster zum Garten hinaus und entschuldigte sich, um Massimo zu holen. Als er gegangen war, sah Clara sich um. Angesichts der etwas kitschigen Gartengestaltung hatte sie Plüsch und schwere Vorhänge erwartet. Das Zimmer jedoch war bis auf eine schwarze Ledercouch mit Blick auf den steinernen Muschelbrunnen vor dem Fenster fast vollkommen leer. An den hohen weißen Wänden hingen afrikanische Masken aus dunklem Holz und ein großformatiges abstraktes Bild.
    Auf einem kleinen Tisch oder Hocker, der aussah, wie der Zahn eines Dinosauriers, stand ein runder Aschenbecher aus glänzendem Marmor. Zwei Zigarettenkippen lagen darin, was Clara als Einladung auffasste, ihre eigenen Zigaretten herauszuholen und sich eine anzuzünden. Sie öffnete eines der hohen Fenster und lehnte sich hinaus, während sie einen tiefen Zug nahm. Der süße Duft der Pfingstrosen und das plätschernde Wasser des Brunnens hatten eine beruhigende, ein wenig einschläfernde Wirkung, und so fiel ihr zunächst gar nicht auf, dass niemand zurückkam. Erst als sie die Zigarette geraucht hatte und Massimo Moro noch immer nicht erschienen war, wurde sie stutzig. Sie öffnete die Tür und horchte. Von irgendwoher drangen Stimmen zu ihr. Laute erregte Stimmen, von denen eine Johannes Simoneit gehörte. Sie ging ein paar Schritte durch den Flur auf die Tür zu, hinter der sie ihn und Massimo Moro vermutete, und lauschte vorsichtig:
    »Bitte, Max!«, sagte die tiefe Stimme des Architekten gerade, und es klang flehend und zugleich ein wenig genervt. »Du kannst dich doch nicht ewig verstecken!«
    Clara verstand die Antwort nicht. Es klang dumpf, so als ob der andere Mann sich beim Sprechen die Hände vor das Gesicht hielt.
    Drängend fuhr Simoneit fort: »Sie ist Anwältin. Vielleicht kann sie dir ja sogar helfen!«
    Ein gedämpftes Heulen, irgendwo zwischen Lachen und Schluchzen, war die Antwort, und Clara hielt es für angebracht, sich bemerkbar zu machen. Leise trat sie ein paar Schritte zurück, dann rief sie laut und vernehmlich: »Hallo? Herr Simoneit?«
    Das Schluchzen brach unvermittelt ab, und Simoneit erschien an der Tür. Er wirkte besorgt, aber bemühte sich um ein Lächeln. »Es tut uns leid, dass wir Sie warten ließen. Kommen Sie bitte. Wie Sie sich sicher vorstellen können, geht es Max nicht sehr gut. Trotzdem halte ich es für das Richtige, wenn er mit Ihnen spricht.« Er senkte die Stimme ein wenig, bevor er weitersprach: »Gehen Sie bitte behutsam mit ihm um, er ist noch sehr … labil, was ja kein Wunder ist, nicht wahr?« Er sah sie fragend an, und Clara beeilte sich zu nicken, obwohl sie keinen blassen Schimmer hatte, wovon Simoneit sprach.
    »Natürlich.«
    »Und bitte, bemühen Sie sich, nicht zu erschrecken, wenn Sie ihn ansehen«, flüsterte er leise in ihr Ohr, während sie den Raum betraten, in dem Massimo Moro auf Clara wartete.
    Diese letzte

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