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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Zigarette, die er unablässig zwischen seinen Fingern drehte. Clara bemerkte, dass er wohlgeformte, langfingrige Hände hatte.
    »Was hat er gesagt? Womit hat er Sie bedroht?«
    Moro schloss die Augen und schüttelte stumm den Kopf. Clara konnte es sich denken, doch das genügte nicht. Sie würde Moros Aussage brauchen.
    »Bitte, Max!«
    Simoneit schüttelte den Kopf: »Frau Niklas, Sie wissen doch offenbar schon alles darüber. Warum soll er Ihnen diese Details jetzt auch noch erzählen?«
    Clara biss sich auf die Lippen und zog ein paar Blätter aus ihrer Tasche: »Das ist das Protokoll von Max’ Aussage. Die entscheidenden Seiten wurden zunächst unter Verschluss gehalten, aber es ist mir gelungen, sie zu bekommen. Doch das hilft uns leider nicht viel weiter: In allen Passagen, in denen Richter Oberstein etwas zu Max sagt, lief das Band nicht mit.« Sie reichte den beiden Männern die zwei Seiten und deutete auf die in Klammern gesetzten Bemerkungen: Band defekt stand dort jedes Mal, wenn Oberstein ein Frage stellte. Bei den Antworten Moros wiederum war das Band offenbar einwandfrei gelaufen.
    »Ich brauche Ihre Aussage, um Oberstein damit zu konfrontieren, verstehen Sie? Ohne Ihre Aussagen dazu ist dieses Protokoll nicht viel wert. Er wird alles abstreiten.«
    Moro starrte einen Augenblick auf das Papier, dann schob er es mit einer abrupten Handbewegung zurück zu Clara und sprang wieder auf. »Sie sind doch verrückt! Sie glauben, ich würde freiwillig noch einmal vor Gericht gehen? Vergessen Sie’s!« Er ging zu einem kleinen Schreibtisch vor dem Fenster und warf Clara ein Bild in einem silbernen Rahmen auf den Schoß. Obwohl sie ahnte, wer auf dem Foto abgebildet war, erschütterte es sie doch, Moros Gesicht zu sehen, als es noch unversehrt gewesen war. Das Bild zeigte Moro lachend, Arm in Arm mit Johannes Simoneit, irgendwo an einem Strand. Braun gebrannt, mit makellosen, kühnen Gesichtszügen. Moro stützte sich auf die Lehnen ihres Stuhls und schob sein Gesicht so nahe an Clara heran, dass sie unwillkürlich zurückzuckte. »Sehen Sie, wie ich aussehe? Was glauben Sie, was die mit mir machen, wenn sie erfahren, dass ich noch eine Aussage gemacht habe? Glauben Sie, es interessiert die, was ich gesagt habe? Für niemanden werde ich das machen, auch nicht für Malafonte, das können Sie mir glauben, Frau Anwältin.«
    Clara bemerkte, dass Moros Pupillen unnatürlich geweitet waren, was seine Augen so dunkel wirken ließ. Sicher war er drogensüchtig. Heroin? Kokain vielleicht. Obwohl die körperliche Nähe Moros ihr ähnliches Unbehagen bereitete, wie in einem voll besetzten Aufzug zu fahren, widerstand sie dem Impuls, von ihm abzurücken, und erwiderte so eindringlich wie möglich seinen Blick. »Es geht dabei nicht nur um Malafonte, Max. Es geht um Sie! Wollen Sie …« Sie sah ihm in seine geweiteten Augen und versuchte mit aller Kraft, ihn hinter seiner Abwehr zu erreichen. »Wollen Sie, dass dieser Richter damit durchkommt? Wollen Sie das, ja?« Damit drückte sie ihm das Bild vor die Brust. »Los! Erzählen Sie mir, was dieser Scheißkerl zu Ihnen gesagt hat!«
    Moro starrte sie an. Irgendetwas änderte sich an seiner Haltung. Etwas wich zurück. Vielleicht war es der Umstand, dass sie, eine Anwältin, den Richter als Scheißkerl bezeichnet hatte, vielleicht war es auch etwas anderes. Er griff nach dem Bild und ließ sich zurück auf das Sofa plumpsen. Nach einer stummen Ewigkeit, in der sich niemand im Raum bewegte, begann er zögernd und mit leiser, äußerlich unbeteiligter Stimme zu sprechen. Er sah Clara dabei nicht an, sondern hielt seinen Blick unverwandt auf das Bild gerichtet. »Es gab damals eine Razzia in der Wunderbar. Ich hatte’n bisschen was dabei, Gras und ein paar Ecstasy-Pillen. Sie haben mich gleich mitgenommen.« Er nahm sich ungefragt noch eine von Claras Zigaretten, die noch auf dem Tisch lagen, und fuhr sich ein paar Mal fahrig durch die Haare, bevor er weitersprach: »Dieser Richter, das war so ein Kleiner mit dunklem Bart. Er hat ganz leise gesprochen, ruhig, so als ob er mein Freund wäre.« Er atmete tief ein und schloss für einen Moment die Augen. »Im Knast würden sie sich freuen, so ein hübsches Mädchen wie mich zu ficken, hat er gesagt. Und ob ich schon einmal eine Faust im Arsch hatte.« Er warf Clara einen prüfenden Blick zu, um zu sehen, ob sie von seinen Worten geschockt war. Doch Clara nickte nur. Etwas Ähnliches hatte sie schon erwartet. »Und er meinte,

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