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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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zu. Dann lächelte sie und sank ihr in die Arme. Hanna liefen vor Erleichterung Tränen über die Wangen.
    «Komm! Wir müssen fort!»
    Sie kehrten der heranwogenden Feuersbrunst den Rücken und rannten den Weg zurück, Mahut entgegen, den es kaum mehr auf der Stelle hielt. Ihm rollten die Augen vor Angst. Immer wieder stieg er wiehernd hoch, sodass Ulrich beschloss, ihn am Zügel zu nehmen.
    Erst als sie den Waldrand erreicht hatten und die Sonne wieder durch das Geäst hindurch zu sehen war, beruhigte sich Mahut. Ulrich klopfte ihm die Flanke, lobte ihn, schalt ihn aber auch einen Hasenfuß. Lächelnd wandte er sich anschließend Hanna und Marie zu. Scheu und mit Tränen in den Augen erwiderte Hanna seinen Blick.
    «Sagt, wie wir Euch danken können», flüsterte sie und machte eine Andeutung, wieder vor ihm auf die Knie zu fallen. Doch Ulrich fing sie rechtzeitig auf. Kurz entschlossen warf er seinen Mantel um sie und Marie und drückte die beiden an sich.
    «Te Deum laudamus   … Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir. Dir, dem ewigen Vater, huldigt das Erdenrund   …»
    Trotz Atemnot sang er mit sonorer Stimme, Hannas Kopf lehnte an seiner Brust. Sie wünschte, Ulrich würde nie mehr aufhören zu singen, so geborgen fühlte sie sich unter seinem weißen Mantel, der von Rußspuren übersät war, mit dem schwarzen Kreuz. Doch auch ein Te Deum währt nicht ewig. Lieber Gott, betete sie, kaum dass Ulrichgeendet hatte, bitte lass mich ihn schnell vergessen. Bitte lass mich ihn schnell vergessen.
    Da hörte sie Mahut wiehern. Er klang so aufgebracht und unwillig, wie sie es noch nie bei einem Pferd gehört hatte.
    «Dann kann ich euch zwei jetzt allein lassen?», fragte Ulrich sanft. «Ihr wisst, wo ihr zu Hause seid?»
    «Ja, ja.»
    Hanna suchte nach Worten, fand aber keine. Ulrich musterte sie und nickte schließlich.
    «Dann adieu.»
    «Adieu.»
    Hanna schoss das Blut in den Kopf, schnell zog sie Marie mit sich fort. Ihr war, als wärmte Ulrichs Blick ihren Rücken, ließ sie nicht los. Doch sie wagte es nicht, sich noch einmal nach ihm umzusehen. Sie war aufgewühlt wie nie zuvor in ihrem Leben. In ihrem Hals wuchs ein Kloß, vor ihr verschwamm die Erde. Mit gesenktem Kopf schritt sie voran, weinte noch eine Weile stumm.
    Auch dass ihre Vision sich erfüllt hatte, bereitete ihr überhaupt keine Genugtuung. Ich will keine Gesichte mehr bekommen, dachte sie. Sie machen mich nur noch mehr zum Sonderling. Man wird Angst vor mir bekommen und mich zur Hexe stempeln. Es muss aufhören.
    Sie schniefte und nahm durch einen feuchten Schleier wahr, dass Marie sie fragend von der Seite musterte.
    «Er hat dir gefallen, oder?», fragte sie schüchtern.
    Hanna nickte. «Ja   … selbst wenn es noch so närrisch, dumm und eitel ist.» Sie schnäuzte sich und fasste Marie noch fester.
    «Wer sind die Deutschherren eigentlich?»
    «In Rothenburg erzählt man sich, es sind Ritter, die einst in Jerusalem für Krankenpflege und Armenfürsorge zuständig waren. Doch als die Christen aus demHeiligen Land verjagt wurden, haben sich die Deutschen Ritter die Aufgabe gestellt, weit im Osten und Norden des Reiches zu missionieren und sich das Land untertan zu machen. Ihre schlachtenerprobten Schwertbrüder haben viele Jahre mit den Polen gekämpft und schließlich einen Ordensstaat geschaffen. Das, was heute Preußen ist, hat sehr viel mit dem Ordensstaat der Deutschen Ritter zu tun. Sie erwarben im Lauf der Jahrhunderte überall Besitz und bekamen auch viele Schenkungen. Jetzt heißt es, die Deutschen Ritter oder Deutschherren seien faul und bequem geworden. Viele Rothenburger verachten sie, nicht zuletzt deswegen, weil die Familien der Deutschherren nach eigenen Gesetzen leben. In Rothenburg hat der Orden die Kirchengewalt über St.   Jakob. Und er ist der größte Grundherr. Ich weiß, dass er zum Beispiel die Hofstatt am Rödertor besitzt.»
    «Gehört dieser Ritter zu den faulen?»
    Jetzt musste Hanna lachen: «Woher soll ich das wissen? Genauso wie es faule und fleißige Menschen gibt, gibt es gute und schlechte Ritter.»
    «Gut aussehen tut er.»
    «Ja, du Naseweis. Und sein Rappe, auf dem saß es sich wirklich schön.»
    «Ob der Ritter wiederkommt?»
    Hanna zögerte. Warum flatterte es so seltsam in ihrem Bauch? «Bestimmt wäre es eine schöne Abwechslung.» Sie seufzte. «Aber was hätten wir davon? Wir sind Köhlersleut. Trotzdem kannst du heute Nacht noch einmal davon träumen, dass ein Deutscher Ritter nach dir

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