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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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anderen Straßenseite hatte sie bemerkt. Michael wollte keine Szene machen, doch er sagte: »Gib mir die Schrotflinte.«
    »Ich kann den Rückstoß verkraften«, versicherte sie ihm.
    »So packen wir das nicht an.«

    Sie knallte den Kofferraum zu und lief auf den Bürgersteig.
    Michael lief neben ihr her und versuchte es mit Vernunft, wo sich mit einem » Her damit! « nichts machen ließ. »Fordere wenigstens Verstärkung an.«
    »Und wie willst du dem Einsatzleiter erklären, warum du Verstärkung brauchst? Willst du ihm erzählen, wir hätten ein von Menschenhand geschaffenes Monster in die Enge getrieben? «
    Als sie die Haustür des Gebäudes erreichten, sagte er: »Das ist Wahnsinn.«
    »Habe ich etwa das Gegenteil behauptet?«
    Durch die Haustür gelangte man in eine Eingangshalle von verblichener Eleganz mit sechzehn Messingbriefkästen.
    Carson las die Namen auf den Briefkästen. »Harker wohnt im vierten Stock. Ganz oben.«
    Michael war keineswegs von der Ratsamkeit dieses Vorgehens überzeugt, doch er wurde von Carsons Schwung mitgerissen und folgte ihr zu einer Tür, hinter der Treppen durch einen Schacht hinaufführten, der schon viel zu lange einen frischen Anstrich gebraucht hätte.
    Sie stieg vor ihm hinauf und warnte ihn: »Deucalion sagt, in einer Krisensituation und wenn sie verwundet werden, können sie wahrscheinlich ihr Schmerzempfinden abstellen.«
    »Brauchen wir silberne Kugeln?«
    »Soll das vielleicht Sarkasmus sein?«, äffte Carson Dwight Frye nach.
    »Ja, allerdings.«
    Die Stufen waren schmal. Moder und Desinfektionsmittel gingen in der drückenden Luft eine äußerst unangenehme Geruchsverbindung miteinander ein, und Michael redete sich ein, ihm würde nicht schwindlig.
    »Man kann sie töten«, sagte Carson. »Allwine ist umgebracht worden.«

    »Ja, das schon, aber er wollte sterben.«
    »Denk daran, dass Jack Rogers gesagt hat, das Cranium besäße eine unglaubliche Molekulardichte.«
    »Hat das in richtigen Worten etwas zu bedeuten?«
    »Sein Gehirn ist gegen alles außer gegen das größte Kaliber gepanzert.«
    Michael, der nicht vom Treppensteigen schnaufte, sondern aus dem dringenden Bedürfnis nach frischerer Luft als der, die dieses Treppenhaus mit seinen Ausdünstungen zu bieten hatte, sagte jetzt: »Monster unter uns, die sich als echte Menschen maskieren – das ist die älteste Paranoia überhaupt.«
    »Das Wort unmöglich enthält bereits das Wort möglich .«
    »Was ist das – irgendwelches Zen-Zeug?«
    »Ich glaube eher, Raumschiff Enterprise . Mr Spock.«
    Auf dem Treppenabsatz zwischen dem dritten und dem vierten Stockwerk blieb Carson stehen und zog den Vorderschaft zurück, um eine Patrone in die Kammer zu befördern.
    Michael zog seine Dienstwaffe aus der Pistolentasche an seiner rechten Hüfte und fragte: »Und worauf lassen wir uns hier ein?«
    »Auf gruseligen Blödsinn. Das ist doch nichts Neues, oder?«
    Sie stiegen die letzte Treppe zum vierten Stock hoch und gelangten durch eine Feuertür in einen kurzen Hausflur, von dem vier Wohnungen abgingen.
    Der Holzfußboden war mit Glanzlack schlachtschiffgrau gestrichen. Nicht weit von Harkers Tür lagen Schlüssel an einem Plastikring.
    Michael bückte sich und hob die Schlüssel auf. An dem Ring hing auch eine kleine Kundenkarte mit Magnetstreifen von einem Supermarkt. Sie war auf den Namen Jenna Parker ausgestellt.
    Den Namen hatte er auf einem der Briefkästen in der Eingangshalle im Erdgeschoss gelesen. Jenna Parker wohnte
hier oben im vierten Stockwerk; sie war Harkers Nachbarin.
    Carson flüsterte: » Michael .«
    Er blickte zu ihr auf, dann folgten seine Augen dem Lauf ihrer Waffe.
    Näher an Harkers Tür als die Stelle, wo sie den Schlüsselbund gefunden hatten, nur wenige Zentimeter von seiner Wohnungstür entfernt, verunzierte ein dunkler Fleck die schimmernden grauen Holzdielen. Auch der Fleck schillerte und hatte etwa die Größe eines Vierteldollars, aber er war oval. Dunkel, schillernd und rot.
    Michael berührte ihn mit einem Zeigefinger. Er war nass.
    Er rieb Zeigefinger und Daumen aneinander und roch daran. Während er sich auf die Füße zog, nickte er Carson zu und zeigte ihr den Namen auf dem Magnetstreifen der Karte.
    Er stellte sich seitlich neben die Tür und versuchte, den Türknopf zu drehen. Man konnte ja nie so genau wissen. Die meisten Mörder waren von einer Einstufung als Genie auf der Stanford-Binet-Skala weit entfernt. Wenn Harker zwei Herzen hatte, dann hatte er trotzdem nur ein

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