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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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wohin eine solche Berührung führen könnte, und das war nicht der rechte Moment für weitere Veränderungen.
    Stattdessen sagte er: »So, so, von Menschenhand erschaffene Menschen?«

    »Ja.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Willst du die Wahrheit wissen? Ich weiß es nicht. Vielleicht möchte ich nur sicher sein.«
    Die Hitze, die Luftfeuchtigkeit, der Mondschein, der Duft des Jasmins: Manchmal erschien einem New Orleans wie ein Fiebertraum, aber nie so sehr wie in diesem Moment.
    »Frankenstein ist am Leben«, sagte er. »Das kann doch nur ein feuchter Traum vom National Enquirer sein.«
    Ihre Züge verhärteten sich, und ihre Augen wurden kleiner.
    Michael sagte hastig: »Ich mag den National Enquirer . Wer würde, wenn er bei klarem Verstand ist, heute noch der New York Times Glauben schenken? Ich schon mal bestimmt nicht.«
    »Harker treibt sich irgendwo dort draußen herum«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück.
    Er nickte. »Schnappen wir ihn uns.«

70
    In einer so großen Villa hatte eine abgetrennte Hand weite Wege zurückzulegen, um an ihr Ziel zu gelangen.
    Als sie bei früheren Gelegenheiten durch das Schlafzimmer gehuscht war, ohne von Erika entdeckt zu werden, hatte sich die Hand, nach den Geräuschen zu urteilen, so rasch wie eine nervöse Ratte bewegt. Aber das war jetzt nicht mehr der Fall.
    Der Gedanke an eine ermattete abgetrennte Hand, die von ihrem schonungslosen Umherhuschen erschöpft war, erschien unsinnig.

    Ebenso unsinnig erschien die Vorstellung einer verwirrten abgetrennten Hand. Und doch hielt diese Hand von Zeit zu Zeit inne, als sei sie nicht sicher, welches die richtige Richtung war, und einmal machte sie sogar kehrt und schlug einen anderen Weg ein.
    Erika hielt an der Überzeugung fest, dass sie einem übernatürlichen Ereignis beiwohnte. Mit keiner der ihr bekannten Wissenschaften ließ sich dieses kriechende Wunderding erklären.
    Zwar hatte Victor vor langer Zeit so manche Körperteile illegal erstanden und aus Einzelteilen von Friedhöfen menschliche Puzzles zusammengesetzt, doch zu derart unfeinen Methoden hatte er schon lange nicht mehr gegriffen.
    Außerdem endete die Hand nicht in einem blutigen Stumpf. Sie lief in einem runden Knubbel aus, der mit glatter Haut überzogen war, als sei sie nie an einem Arm befestigt gewesen.
    Dieses Detail, wenn schon nichts anderes, schien ihren übernatürlichen Ursprung zu bestätigen.
    Mit der Zeit schaffte es die Hand in Erikas geduldiger Begleitung bis in die Küche. Dort hielt sie vor der Tür zur Speisekammer an.
    Erika wartete ab, was sie nun tun würde, doch dann beschloss sie, die Hand bräuchte ihren Beistand. Sie öffnete die Tür zur Speisekammer und schaltete das Licht an.
    Als die Hand entschlossen auf die Rückwand der Speisekammer zukroch, begriff Erika, dass es ihr Wunsch sein musste, sie in Victors Studio zu führen. Sie wusste von der Existenz des Studios, hatte es aber noch nie betreten.
    Sein Geheimlabor war hinter der Rückwand der Speisekammer verborgen. Höchstwahrscheinlich würde ein versteckter Schalter bewirken, dass die Regale mit den Lebensmitteln wie eine Tür nach innen aufschwangen.
    Ehe sie beginnen konnte, den Schalter zu suchen, glitten
die Regale tatsächlich zur Seite. Die Hand auf dem Fußboden hatte sie nicht aktiviert; eine andere Wesenheit war am Werk.
    Sie folgte der Hand in den verborgenen Raum und sah auf der Arbeitsfläche mitten im Studio einen Acryltank stehen, der mit einer milchigen Lösung gefüllt war und den abgetrennten Kopf eines Mannes enthielt. Es war kein vollständig ausgebildeter Kopf, sondern eher so etwas wie ein unfertiges Modell für einen Kopf, dessen Züge nur grob angedeutet waren.
    Blutunterlaufene blaue Augen öffneten sich in dieser Karikatur eines menschlichen Gesichts.
    Das Ding sprach Erika mit einer tiefen, rauen Stimme an, genauso wie die Wesenheit, die sie durch das Fernsehgerät gedrängt hatte, Victor zu töten: »Sieh dir an, was ich bin … und sage mir, wenn du es kannst, dass er nicht das Böse ist.«

71
    Als sie vor dem Wohnhaus parkte, in dem Harker sein Apartment hatte, stieg Carson aus, lief um den Wagen herum und schnappte sich die Vorderschaft-Repetierflinte aus dem Kofferraum.
    Michael stand neben ihr, als sie sie lud. »He, warte. Ich mache mir nicht vor, ein militärisches Elitecorps zu sein.«
    »Wenn wir versuchen, Harker wie einen gewöhnlichen Spinner zu verhaften, sind wir zwei tote Bullen.«
    Ein Typ in einem weißen Lieferwagen auf der

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