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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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bei der Mordkommission zum mordwütigen Roboter?«
    »Kein Roboter. Manipuliert oder geklont oder in einer Tonne gezüchtet – ich weiß nicht, wie er das macht. Es sind jedenfalls heute keine Leichenteile mehr, die durch Blitze belebt werden.«
    »Ein einzelner Mensch, sogar ein Genie, könnte nicht …«
    Sie unterbrach ihn. »Helios ist ein besessener, vollständig wahnsinniger Visionär, der schon seit zwei Jahrhunderten am Werk ist und das enorme Vermögen seiner Familie investieren konnte.«
    Da sie von einer neuen Überlegung in Anspruch genommen wurde, fuhr sie langsamer.
    Nach einer Weile brach Michael das Schweigen. »Was ist?«
    »Wir sind tot.«
    »Ich komme mir nicht tot vor.«
    »Ich meine, wenn Helios ist , was Deucalion behauptet, und wenn er all das erreicht hat, wenn diese ganze Stadt mit seinen Geschöpfen infiltriert ist, dann haben wir nicht die geringste Chance gegen ihn. Er ist ein Genie, er ist Milliardär, er besitzt gewaltigen Einfluss – und wir sind nichts weiter als ein Mückenschiss.«
    Sie hatte Angst. Er konnte die Furcht aus ihrer Stimme heraushören. Er hatte nie erlebt, dass sie sich fürchtete. Jedenfalls nicht so. Nicht, solange ihr kein Dreckskerl eine Waffe an die Schläfe presste und die Schmutzfinger am Abzug hatte.

    »Ich kaufe ihm das einfach nicht ab«, sagte er, obwohl er es selbst schon fast glaubte. »Und ich begreife nicht, wieso du es ihm abkaufst.«
    Sie entgegnete bissig: »Wenn ich es ihm abkaufe, Kumpel, reicht dir das etwa nicht?«
    Als er sich mit seiner Antwort Zeit ließ, trat sie auf die Bremse und fuhr an den Straßenrand. Stinksauer schaltete sie die Scheinwerfer aus und stieg aus dem Wagen.
    Im Kino wussten die Leute, wenn sie eine Leiche mit zwei Herzen und Organen mit unklarem Verwendungszweck fanden, auf der Stelle , dass es sich um Außerirdische oder so was handelte.
    Obwohl er Deucalion noch nicht persönlich begegnet war, hätte Michael nicht sagen können, warum er sich weigerte, die im Film üblichen Schlussfolgerungen aus dem zu ziehen, was Jack Rogers in Bobby Allwine gefunden hatte. Außerdem hatte jemand Allwines Leiche und die Autopsieberichte gestohlen, was auf eine Art mächtiger Verschwörung hinzuweisen schien.
    Er stieg auch aus.
    Sie befanden sich in einem Wohngebiet, das unter einem Baldachin von immergrünen Eichen lag. Es war eine heiße Nacht. Der Mondschein schien schmelzend durch das Geäst der Bäume zu rinnen.
    Michael und Carson sahen einander über das Wagendach hinweg an. Ihre Lippen waren zusammengekniffen. Normalerweise luden sie zum Küssen ein. Im Moment sahen sie nicht so aus, als könnte man sie küssen.
    »Michael, ich habe dir doch gesagt, was ich gesehen habe.«
    »Ich bin schon öfter mit dir von Klippen gesprungen – aber die hier ist verflucht hoch.«
    Anfangs sagte sie nichts. Auf ihr Gesicht trat ein Ausdruck, der sehnsüchtig hätte sein können. Dann räusperte sie sich. »An manchen Tagen fällt es mir morgens schwer,
mit dem Wissen aufzustehen, dass Arnie immer noch … Arnie sein wird.«
    Michael ging am Kotflügel des Wagens entlang bis zur Kühlerhaube. »Wir alle wünschen uns Dinge, die wir vielleicht nie bekommen werden.«
    Carson blieb neben der Fahrertür stehen und gab keinen Zentimeter nach. »Ich wünsche mir Sinn. Ein konkretes Ziel. Höhere Einsätze. Ich wünschte, manches wäre wichtiger, als es ist.«
    Er blieb vor der Kühlerhaube stehen.
    Sie blickte durch das Eichenlaub zu dem sahnigen, schmelzenden Mond auf und sagte: »Es ist wahr, Michael. Ich weiß es. Unser Leben wird nie mehr so sein wie vorher.«
    Er erkannte in ihr eine so starke Sehnsucht nach Veränderung, dass sogar das – ein Eintauschen der Welt, die sie kannten, gegen eine andere, die noch größere Schrecken barg – dem Status quo vorzuziehen war.
    »Okay, okay«, sagte er. »Also, wo steckt Deucalion? Wenn nämlich etwas Wahres dran ist, dann ist das in erster Linie sein Kampf und nicht unserer.«
    Sie senkte den Blick vom Mond auf Michael. Sie kam auf die Kühlerhaube des Wagens zu.
    »Deucalion ist zu gewalttätigen Handlungen gegen seinen Schöpfer nicht fähig«, sagte sie. »Es verhält sich so wie mit dieser Selbstmordsperre. Vor zweihundert Jahren hat er es versucht, und Victor hätte ihm fast den Rest gegeben. Seine eine Gesichtshälfte … sie ist restlos zerstört.«
    Sie standen einander gegenüber.
    Er hätte sie gern berührt, eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Er hielt sich zurück, weil er nicht wusste,

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