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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Molekularbiologie die meisten Entdeckungen gemacht?«
    »Wenn man den Revolverblättern glaubt, die ich lese, wahrscheinlich in Atlantis, ein paar Meilen unter der Karibik.«
    »Das spielt sich alles hier in den guten alten USA ab, Michael. Falls Victor Frankenstein am Leben ist, würde er hier und nirgendwo sonst sein wollen, wo sich wissenschaftlich am meisten tut. Und New Orleans ist unheimlich genug, um nach seinem Geschmack zu sein. Wo sonst bestatten sie all ihre Toten in überirdischen Mausoleen?«

    Die Außenbeleuchtung ging an. Ein Riegel bewegte sich krächzend und schnalzte, und dann wurde die Tür geöffnet.
    Taylor Fullbright stand in einem roten Seidenpyjama und einem Morgenmantel aus schwarzer Seide mit einer Applikation von Judy Garland als Dorothy vor ihnen.
    So jovial wie eh und je sagte Fullbright: »Ach, hallo, Sie mal wieder!«
    »Tut mir Leid, falls wir Sie geweckt haben«, entschuldigte sich Carson.
    »Nein, nein, Sie haben mich nicht geweckt. Ich bin erst vor einer halben Stunde damit fertig geworden, einen Kunden einzubalsamieren, und davon habe ich so richtig schön Hunger gekriegt. Ich wollte mir gerade ein Sandwich machen, mit Rauchfleisch und Zunge, wenn Sie vielleicht auch eines mögen.«
    Michael erwiderte: »Nein, danke. Ich bin mit Cheez Doodles voll gestopft bis zum Platzen, und meine Kollegin platzt fast vor unerklärlichem Enthusiasmus.«
    »Es wird nicht nötig sein, dass wir reinkommen«, sagte Carson und zeigte ihm erst eine Fotografie von Roy Pribeaux in einem silbernen Rahmen. »Haben Sie den schon mal gesehen? «
    »Der Kerl sieht ziemlich gut aus«, sagte Fullbright. »Aber er hat auch was Selbstgefälliges an sich. Die Sorte kenne ich. Mit denen gibt es immer Ärger.«
    »Mehr Ärger, als Sie sich vorstellen können.«
    »Aber kennen tue ich ihn nicht«, sagte Fullbright.
    Aus einem braunen A4-Umschlag zog Carson ein Foto von Detective Jonathan Harker, das sie in seiner Personalakte gefunden hatte.
    »Aber den kenne ich«, sagte der Bestattungsunternehmer. »Das war Allwines Kumpel, den er zu jeder Beerdigung mitgeschleppt hat.«

68
    Jenna Parker, Partynudel, nicht zum ersten Mal in Anwesenheit eines Mannes nackt, aber zum ersten Mal nicht in der Lage, das sexuelle Interesse dieses Mannes zu wecken, weinte. Ihr Schluchzen klang besonders kläglich, weil es durch den Lappen in ihrem Mund und das Dichtungsband gedämpft wurde, mit dem ihre Lippen versiegelt waren.
    »Das heißt nicht, dass ich dich nicht attraktiv finde«, sagte Jonathan zu ihr. »Im Gegenteil. Ich halte dich für ein gelungenes Exemplar deiner Spezies. Es ist nur so, dass ich der Neuen Rasse angehöre, und Sex mit dir wäre für mich, was für dich Sex mit einem Affen wäre.«
    Aus irgendwelchen Gründen ließ seine aufrichtige Erklärung sie nur umso lauter schluchzen. Sie würde noch daran ersticken, wenn sie sich nicht vorsah.
    Um ihr Gelegenheit zu geben, sich mit ihrer veränderten Lage abzufinden und ihre Gefühle in den Griff zu kriegen, holte er einen Arztkoffer aus dem Schrank. Er stellte ihn auf ein Wägelchen aus rostfreiem Stahl und rollte das Wägelchen zum Autopsietisch.
    Aus der schwarzen Tasche zog er das Operationsbesteck – Skalpelle, Klammern, Wundhaken – und reihte die Instrumente auf dem Wägelchen auf. Sie waren nicht sterilisiert worden, aber da Jenna ohnehin tot sein würde, wenn er mit ihr fertig war, bestand kein Anlass, sie vor Infektionsgefahr zu schützen.
    Beim Anblick des Operationsbestecks regte sich die Frau derart auf, dass sie noch heftiger schluchzte, und Jonathan begriff, dass die Furcht vor Schmerzen und dem Tod möglicherweise die einzige Ursache für ihre Tränen war.
    »Tja«, sagte er zu ihr, »wenn du deshalb weinst, dann wirst du eben weinen müssen, denn daran lässt sich nichts ändern.
Ich kann dich doch jetzt nicht mehr einfach laufen lassen. Du würdest mich verraten.«
    Nachdem er die Tasche ausgeleert hatte, stellte er sie zur Seite.
    Auf dem Bett lag ein dünner, aber sehr robuster Plastikregenmantel, einer von denen, die man zusammenrollen und in einer Hülle mit Reißverschluss verstauen konnte, die nicht größer als ein Tabaksbeutel war. Er hatte vor, ihn über seinem T-Shirt und seiner Jeans zu tragen, um die notwendige Säuberungsaktion, wenn er mit Jenna fertig war, auf ein Minimum zu beschränken.
    Als Jonathan gerade den Regenmantel schüttelte, damit er sich auseinander faltete, ließen ihn mittlerweile vertraute Regungen in seinem Innern vor

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