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Das Gespenst der Nacht

Das Gespenst der Nacht

Titel: Das Gespenst der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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ich.
    Von Liane bekamen wir die Antwort. »Sie kennt nur mich, Johnny ist ihr unbekannt.«
    »Und woher kennt sie dich?«
    Jetzt waren wir bei einer Frage angelangt, die ihr so gar nicht zu gefallen schien. Erst lächelte sie, dann bildeten die Lippen wieder einen Strich, und für einen Moment schloss sie die Augen.
    »Ich war mal in ihrer Truppe.«
    Die Antwort war gut. Sie passte auch. Trotzdem tat ich, als hätte ich sie nicht verstanden.
    »Wie muss ich das denn verstehen?«
    »Das ist doch einfach. Ich wollte auch mal Model werden. Melissa Hunter nahm mich auf. Oder anders gesagt, sie lehnte mich nach einer kurzen Prüfung nicht ab. Ich lernte sie als eine Frau mittleren Alters kennen, die sich freundlich und ausgeglichen zeigte, was in diesem Geschäft eher selten ist. Ich fühlte mich bei ihr gut aufgehoben. Das ging auch eine Weile gut, bis ich merkte, dass sich bei ihr etwas veränderte. Zuerst war es innerlich. Sie fühlte sich nicht gut. Wir erlebten oft Schweißausbrüche. Als wir sie darauf ansprachen, hat sie uns nur abgewiesen. Sie wollte nicht darüber reden, und sie alterte sichtbar. Dann war sie plötzlich verschwunden. Sie ließ sich eine Zeitlang nicht blicken. Ihren Job hat ein Assistent gemacht, der allerdings nicht so zurechtkam, wie wir es von ihr gewohnt waren. Zum Glück kehrte sie bald wieder zurück.«
    »Verändert?«, fragte ich.
    Liane nickte heftig. »Ja, verändert, und zum einen doch nicht. Sie war wie vor ihrem Verschwinden. So locker und zugleich tough, und sie sah wieder anders aus.«
    »Jünger«, meinte Bill.
    »Ja. Um sehr vieles jünger.« Liane musste lachen. »Das war nicht zu begreifen. Es war Wahnsinn. Alle, die sie sahen, waren geschockt. Uns blieb der Atem weg, und sie war stolz wie eine Königin. Ja, so ist es gelaufen.«
    Ich nickte. Bill rollte mit den Augen, und Johnny nahm seine Freundin in den Arm.
    Was sollten wir dazu sagen? Eigentlich gar nichts. Wir waren nicht dabei gewesen.
    »Kosmetik«, sagte Bill. »Ich bleibe dabei. Das hat sich mit Kosmetik regeln lassen.«
    Liane schüttelte den Kopf. »Nein, keine Kosmetik. Das ist etwas Neues und Uraltes gewesen. Blut – Blut von normalen Menschen. Melissa Hunter ist ein Vampir, die schnell altert, wenn sie keinen frischen Lebenssaft bekommt.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich gehe davon aus. Ich bin dann verschwunden, habe sie verlassen, kam aber vom Regen in die Traufe.«
    »Wegen Kain«, sagte ich.
    »Genau, es war Pech, dass ich an ihn geriet. Später habe ich mich dann wieder an das Gespenst der Nacht erinnert.«
    Ich wiederholte den Namen leicht fragend.
    »Ja, so habe ich sie getauft. Ein Gespenst der Nacht. Ihr Reich muss doch die Dunkelheit sein, wenn sie ein Vampir ist. Oder seht ihr das anders?«
    »Nein«, sagte ich, »falls es der Fall ist. Alles kann sich noch ändern. Das Leben hat viele Facetten.«
    »Ja, das ist nichts Neues. Aber wenn sich eine Chance bietet, muss man es versuchen.«
    Sie blieb standhaft, ließ sich nicht beirren. Ich machte mir meine Gedanken. Meine Güte, sie war für uns eine fremde Person. Wir konnten ihr keine Befehle geben. Sie war erwachsen, und so einfach war es nicht, sie von etwas abzuhalten. Zudem hatten wir nicht das Recht dazu.
    So ähnlich war es auch bei Johnny. Er war auch kein Kind mehr. Sein Vater konnte ihm höchstens einen Rat geben, ihn aber nicht von etwas abhalten, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Ich wandte mich wieder an Liane. »Sicher sind Sie aber nicht. Oder haben Sie Beweise?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, die habe ich nicht. Die – die – will ich mir erst holen.«
    »Aha. Und wie?«
    »Indem ich Melissa einen Besuch abstatte.«
    »Und sie fragen werden, ob sie ein Vampir ist.«
    »Nein, das nicht. Man kann es vielleicht auf eine andere Art und Weise herausfinden.«
    »Und du willst dabei sein?«, fragte ich Johnny.
    »Klar, ich habe es ihr versprochen.«
    »Was habt ihr denn genau vor?«
    Johnny strich durch sein Haar. »Wir haben noch keinen Plan. Wir wollen improvisieren.«
    Liane übernahm wieder das Wort. »Ich hätte das übernommen. Wie ich sie kenne, hätte sie sich bestimmt an mich erinnert, und dann hätte ich ihr Johnny vorgestellt und hätte sie gefragt, ob sie nicht einen Job für ihn hätte.«
    Bill verzog die Lippen. »Der Plan ist nicht schlecht. Und was hättet ihr getan, wenn er aufgegangen wäre?«
    »Dann hätten wir euch Bescheid gegeben. Wir wollten nur die Vorarbeit leisten.«
    Ich wandte mich an Liane. »Darf ich

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