Das Gespenst der Nacht
Hals der Blutsaugerin.
Sie brach zusammen, aber nicht, weil ihr das Bewusstsein geraubt wurde, es war die Physik, die dafür sorgte. Die Wucht war einfach zu stark gewesen.
Liane Bradford hatte das Messer nicht mehr halten können. Es steckte nach wie vor im Rücken der Blutsaugerin. So war es für Liane im Moment unerreichbar.
Sie wollte es aber haben.
Nur Johnny hatte etwas dagegen.
Als Liane startete, da holte er bereits aus und schlug zu. Seine Faust krachte in ihr Gesicht, und es tat Johnny nicht mal leid, sie so behandelt zu haben.
Er hörte es knacken. Er spürte, dass etwas brach. Sie war kein Vampir. Sie spürte die Schmerzen, und die mussten mehr als grausam für sie sein. Johnny wunderte sich nur darüber, dass sie nicht anfing zu brüllen. Sie gab andere Geräusche von sich, als sie in die Knie brach und wenig später nach vorn fiel. Auf dem Bauch blieb sie liegen.
Johnny war bereit, noch mal zuzuschlagen. Er stand neben ihr, aber er musste weder schlagen noch treten, sie war fertig, drehte nur ihr Gesicht zur Seite, sodass Johnny sah, wie Blut aus der zerschmetterten Nase sickerte.
Er war noch nicht fertig. Die gefährliche Person gab es nach wie vor. Das Messer im Rücken hatte ihr sicher nicht viel anhaben können.
Aber sie war nicht mehr da.
»Mist!«, zischte Johnny. Er wollte nicht, dass ihm die Blutsaugerin durch die Lappen ging.
Sie war nach draußen gelaufen. Die Tür stand noch offen, und Johnny sah sie auch laufen. Das heißt, sie taumelte mehr.
Johnny saugte die Luft ein und ging durch die offene Tür ins Freie. Er musste die Blutsaugerin stoppen. Ein Messer im Rücken brachte sie nicht um.
Dann sah er, wie sie stehen blieb. Direkt neben einem Baum, dessen Äste über ihrem Kopf schwebten. Lange hielt die Haltung nicht an. Sie drehte sich langsam um, und Johnny rechnete damit, dass sie auf ihn zulaufen würde, aber das tat sie nicht.
Sie ging nicht. Sie sagte nichts. Sie starrte ihn nur an.
Auch Johnny tat nichts. Er wartete. Er ließ sie aber nicht aus den Augen.
Dann bewegte sie ihren rechten Arm. Sie sorgte dafür, dass die Hand hinter den Rücken geriet. Dort steckte das Messer. Sekunden später nicht mehr. Da hatte sie es aus ihrem Körper gezogen und hielt es so, dass Johnny es sehen konnte.
Sie lachte, bevor sie sagte: »Es ist noch nicht vorbei, mein Freund. Ein Messer tötet mich nicht. Du musst immer daran denken, dass ich eine Blutsaugerin bin. Erinnere dich daran. Ich bin kein Mensch.«
Sie ging.
Johnny blieb stehen. Er dachte darüber nach, wie er sie trotzdem vernichten konnte. Er brauchte geweihte Silberkugeln oder einen geweihten Silberdolch.
Beides besaß er nicht.
Dafür sah er die Lichter und wurde von ihnen geblendet. Es waren die Scheinwerfer eines Autos, das nicht mehr fuhr und in der Nähe angehalten hatte.
Die Blutsaugerin stand im Licht. Das war wie der berühmte Präsentierteller.
Und Johnny sah die beiden Männer. Er hörte ihre Stimmen. Eine davon gehörte seinem Vater.
»Johnny, was ist passiert?«
»Es ist alles okay, Dad. Oder fast.« Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt musste er sich nicht mehr um die Untote kümmern. Er hatte von zwei Spezialisten Hilfe bekommen.
John Sinclair und sein Vater liefen auf die Gestalt zu, die ihren Arm hob und drohend das Messer schwang. Ein wilder Fluch war zu hören, dann ein kreischendes Lachen, und im nächsten Augenblick stürzte sich die Person auf John Sinclair. Sie wollte ihm das Messer von oben her in den Körper rammen.
Da fiel der Schuss.
Die Blutsaugerin wurde getroffen. Im Licht war es deutlich zu sehen, wie sie noch einen Schritt nach vorn lief und sich dann nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
Sie knickte ein. Riss sich wieder zusammen. Kam hoch. Knickte noch mal ein und fiel zu Boden. Dort blieb sie liegen, ohne sich je wieder rühren zu können. Das geweihte Silber hatte sie erlöst …
***
Eine halbe Stunde später war hier alles taghell erleuchtet. Auch ein Krankenwagen mit einem Notarzt war hier gewesen. Er befand sich bereits auf dem Weg in eine Klinik, denn dorthin sollte Liane Bradford geschafft werden.
Johnny Conolly war ziemlich fertig. Vor allem wegen ihr, denn ihren Zustand hatte sie ihm zu verdanken. Bill kümmerte sich um ihn und sprach auf ihn ein.
Wir konnten froh sein, rechtzeitig genug gekommen zu sein.
Dann wurde ich angerufen.
Es war Sir James, der wissen wollte, wie weit wir bei dem Fall schon waren.
»Er ist erledigt, Sir.«
»Bitte?«
»Wir können ihn
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