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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Felix.
    In diesem Moment kam Fuchsia die Stufen des Wohnmobils herunter. Sie trug etwas, das aussah wie ein Brautjungfernkleid, mit einem Oberteil aus weißer Spitze.
    Merrily verspürte ein kurzes Unbehagen und sah Felix an, aber er starrte zu der Kirche von Monkland hinüber, die einen Heiligenschein aus goldenem Nebel trug.
    Zu schade, dass sie nicht diese Kirche nehmen würden. Mit ihr verband Merrily keine Geschichte.
    Felix drehte sich um, sah Fuchsia und schluckte.
    «Sie sieht ihr gerade so ähnlich, dass es mich ein bisschen erschreckt.»
    «Ihrer Mutter.»
    Er nickte.

5 Wer ist das?
    Das letzte Mal, als Merrily in der Kirche von St. Cosmas und St. Damian gewesen war, hatte jemand auf einem der Altäre eine Krähe geopfert.
    Als sie den Umhang und die Soutane anhob, um in Felix’ silberfarbenen Transporter zu steigen, erinnerte sich Merrily daran, dass die Därme der Krähe wie eine verschlungene Kette auf dem rechten Altar ausgelegt worden waren. Es war eine Kirche, in der es alles doppelt gab – zwei Altäre, zwei Kirchenschiffe –, mit einer Kanzel in der Mitte.
Das könnte als Symbol für einen Dualismus gedeutet werden
, hatte Huw Owen, ihr spiritueller Ratgeber, damals gesagt.
Links und rechts, Dunkelheit und Licht.
    Das war am Anfang ihrer Zeit als Beraterin für spirituelle Grenzfragen gewesen, und sie hatte es damals vergeigt, war unfähig gewesen, die notwendige Reinigung der Kirche durchzuführen. Damals war ihr auch geraten worden, die Amtskleidung, die sie getragen hatte, zu verbrennen, und sie hatte es getan, in dem Verbrennungsofen hinter dem Pfarrhaus. Sie hatte alles verbrannt, außer …
    Oh Gott.
    … Diesem Umhang.
    Es war besser, ihn nicht mit hineinzunehmen. Sie zog gerade die Schlaufe am Halsausschnitt des Umhangs auf, als der Transporter mit einem Rad auf ein aufgebrochenes Straßenstück geriet und Asphaltsplitter wie Kuchenkrümel wegstoben. Vom Rücksitz kam Fuchsias krächzende Stimme.
    «Und gehören Sie zur Hochkirche, Merrily? Anglokatholisch?»
    «Ach, ich hab es noch nie so mit Etiketten gehabt, Fuchsia. Man passt sich an … geht aufeinander zu, wo man kann.»
    Man suchte sich heraus, was einem gefiel. In der neuen, flexiblen Kirche von England war alles möglich.
    «Gibt es in Ihrer Kirche eine Muttergottesfigur, Merrily?»
    «Nein. Aber ich habe darüber nachgedacht.»
    «Wir haben im Wohnmobil inzwischen zwei», sagte Felix bitter. «Eine hängt über dem Bett. Wird einem ein bisschen mulmig, wenn der Mond draufscheint.»
    «Ich gehe auch gerne in die Kathedrale in Hereford», sagte Fuchsia. «Wenn es dort ganz ruhig ist.»
    Merrily drehte sich um und sah Fuchsia an, die auf dem Rücksitz hin und her schwankte, das Haar in der Mitte gescheitelt, eine Hand an dem cremefarbenen Wollschal, den sie um den Hals trug, die andere an der Segeltuchtasche, die sie auf den Knien trug – die Tasche mit Merrilys Ausrüstung. Fuchsia hatte gefragt, ob sie sie tragen dürfe.
    «Wenn es ruhig ist, Merrily. Wenn niemand da ist, der sagt, dass ich dort nicht
hingehöre

    «Warum glauben Sie, dass Sie dort nicht hingehören?», fragte Merrily.
    «Ich gehöre weder hier noch dort hin. Das ist mein Gefühl.»
    «Verstehe.»
    Hier ging es nicht mehr nur um ein leeres Haus mit einer Anwesenheit. Das Ganze hatte jetzt eine menschliche Dimension, und das komplizierte die Dinge auf eine Weise, die nicht vorherzusehen gewesen war.
    … Es gibt ein paar Berater, an die ich mich wenden kann, wenn nötig. Aber das tue ich normalerweise nur, wenn Menschen involviert sind, die spezielle Probleme haben – psychologischer oder … psychiatrischer Natur.
    Wie zum Beispiel eine anscheinend intelligente Frau, die sich wie ein kleines Kind verhielt – und immer wieder Merrilys Namen sagte, als wäre er die Hand einer Mutter, an die sie sich in einem furchteinflößenden Kaufhaus klammerte.
    «Ich habe daran gedacht, der katholischen Kirche beizutreten, Merrily, aber sie haben keine alten Kirchen mehr, und ich mag alte Kirchen. Vor allem St. Cosmas und St. Damian. Sie ist immer offen. Ich kann abends hingehen … wenn es dämmert, wann ich will.»
    «Und was tun Sie dort?»
    «Ich sitze einfach da. Es ist ein heilender Ort.»
    «Wie lange haben Sie schon das Gefühl, Heilung zu brauchen?»
    «Oh, es geht nicht um mich. Es geht um meine Mutter.»
    «Sie … dürften sich kaum an Ihre Mutter erinnern.»
    «Oh doch.»
    «Aber Sie waren noch ein Baby, als sie …»
    «Ich bin sicher,

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