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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Lider über den Eulenaugen waren geschlossen. Im Fenster über dem Altar öffneten sich Flügel aus weißem Licht.
    Hinter ihnen war leises Rascheln zu hören, im linken Kirchenschiff. Kirchen waren voller kleiner Geräusche. Merrily sah nicht hin, dachte aber plötzlich an Abdeckplanen, die sich wellten und riffelten, wie etwas Bösartiges unter der Haut, und es –
    Es war noch mehr nötig. Irgendetwas – ein Vibrieren im Solarplexus – sagte ihr das.
    Sie bewegte sich von der knienden Fuchsia – das weiße Kleid unter die Knie gesteckt, den Schal lose um die Schultern gelegt – schnell in Richtung der Bank mit ihrer Tasche, behielt Fuchsia aber im Blick. Sie tastete nach der Glätte von Glas und nahm das Katholischste heraus, was sie mitgebracht hatte.
    Das Salböl. Olivenöl, extra vergine, vom Bischof geweiht, in einem braunen Flakon mit Schraubverschluss.
    Fuchsias Stirn glänzte. Merrily beugte sich hinunter und zeichnete mit Öl ein Kreuz darauf.
    «Und wenn Sie die Hände öffnen würden …»
    Ein weiteres Kreuz, auf die linke Handfläche.
    «Öl der Ganzheit und der Heilung …»
    Und dann die rechte Hand. Fuchsia atmete langsam ein, mit flatternden Augenlidern.
    «Beschütze sie, im Namen aller Engel und Heiligen des Himmels. Behüte ihre Seele Tag und Nacht.»
    Alles sehr feierlich und etwas surreal. Merrily zitterte leicht, als Fuchsia die Augen aufschlug und sich nach der Eingangstür umsah.
    «Wer ist das?», wisperte Fuchsia. «Der da kommt?»
    Und sie lachte so unbeschwert, wie es mit ihrer rauen Kinderstimme möglich war.

6 Gegen eine Mauer
    Sophies Gesichtsausdruck zeugte nicht nur von Empörung, sondern fast schon von Zweifel. In der Broad Street kamen und gingen die Bischöfe, aber die Kathedrale von Hereford blieb.
    Genau wie Sophie.
    Sie sank auf ihren Schreibtischstuhl nieder, kraftlos, fast wie ein Geist. Merrily schloss das Fenster des Torhausbüros, in dem die Sekretärin des Bischofs immer wieder heilende Salbe für die Seele auftrug.
    Heute aber lag Bestürzung in der Luft, Sophies sonst makellose Frisur war durcheinander. Merrily hatte sie angerufen, ehe sie nach Monkland aufbrechen wollte, um noch einmal alles zu besprechen. Sophie war in den Bischofspalast hinübergegangen, um Bernie Dunmore ein paar Informationen zu entlocken. Und war dabei unerklärlicherweise, schockierenderweise, gegen eine Mauer gerannt.
    Merrily setzte sich ihr gegenüber, mit dem Rücken zum Fenster.
    «So was passiert nicht, Sophie.»
    «Es ist jedenfalls noch nie passiert. Eine Weile dachte ich, er würde mir
überhaupt
nichts davon erzählen.»
    Während Merrily von Fuchsia und Felix berichtete, hatte Sophie die ganze Zeit die Korrespondenz auf ihrem Schreibtisch hin und her geschoben, einen Stapel angehoben und ihn auf einen anderen gelegt, als wolle sie ein Kartenspiel mischen. Nur um etwas mit den Händen zu machen, damit sie nicht länger zitterten.
    Es war Herbst geworden: Twinset-Zeit, obwohl für den Schal eigentlich keine Notwendigkeit bestand. Der Gedanke, dass Sophie die Kälte spürte, irritierte Merrily. Sie stand auf, als sie das Teewasser kochen hörte.
    «Ich mach schon.»
    «Ich sollte vielleicht ein Stück Zucker nehmen», sagte Sophie ruhig.
    Merrily stellte die Teekanne und die Tassen ab. «Also … alles in allem scheint da mehr dran zu sein, als wir ahnen.»
    «Sie wissen wohl mehr als ich.»
    «Bis gestern Abend wusste ich nicht mal, in welchem Ausmaß sich das Herzogtum hier im County engagiert.»
    «Ich habe versucht, etwas darüber herauszufinden.» Sophie setzte ihre an einer Kette hängende Brille auf, um sich einen Computerausdruck anzusehen. «Die Einbeziehung von Herefordshire ist ziemlich schnell vor sich gegangen. Auf der Webseite des Herzogtums Cornwall steht, dass die großen Investitionen hier anfingen, als verstreute Teile des ehemals riesigen Besitzes von Thomas Guy aus dem siebzehnten Jahrhundert verkauft wurden.»
    «Das sollte ich wissen, oder?»
    «Vor gar nicht so langer Zeit gehörte der Besitz dem Schuh-Magnaten Sir Charlie Clore. Und dann, nach seinem Tod, der Versicherung Prudential, die ihn dem Herzogtum … ich glaube … im Jahr 2000 verkauft hat. Was vermutlich bedeutet, dass das Herzogtum in diesem County mehr investiert hat als irgendwo sonst außerhalb von Cornwall.»
    «Royal Herefordshire?»
    «Das Prunkstück ist der sehr beeindruckende Park von Harewood. Den man nicht verfehlen kann, weil er direkt neben der A 49 liegt.»
    «Warum hier?

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