Das Gestirn der Ahnen
verschwunden. Dann hörte er seinen Namen.
„Bob Fairlie! Na, haben sie dich auch gekapert, alter Knabe?“
Einer der drei Männer, die in der Halle gesessen hatten, war aufgestanden und kam auf ihn zu. Fairlie erkannte ihn sofort. Jim Speer. Dr. James Speer von der Pacific Universität. Sie waren gute Freunde, obwohl sie sich nur selten sahen. Speer war dicker geworden, seit Fairlie ihn das letzte Mal in Südamerika getroffen hatte.
„Gekapert, meinst du?“ fragte Fairlie, als sie sich die Hand gaben. „Was geht hier eigentlich vor, Jim? Weißt du, was das alles soll?“
Speer lachte. „Was für eine Frage. Ich frage mich das auch schon seit sechs Stunden – seit ich hier bin. Bogan und Lisetti tun es schon etwas länger, aber dafür sind sie ja auch schon länger hier … Kennst du die beiden eigentlich?“
Fairlie war überrascht. Jetzt erst erkannte er sie, obwohl er sie schon oft auf Philologenkongressen hatte sprechen hören. Sie waren große Wissenschaftler und die klügsten Köpfe auf dem Gebiet der Entzifferung alter Sprachen.
Dr. John Bogan war der Präsident des amerikanischen Philologenverbandes und war sich dieser Würde sehr wohl bewußt. Trotz seines hohen Alters hielt er sich immer noch sehr gerade und besaß die Art von Arroganz, die vielen „großen alten Männern“ eigen ist. Er begrüßte Fairlie nur mit einem kurzen Schnauben und einem Blick in seine Richtung.
Lisetti war völlig anders. Er war zwar schon über Fünfzig, aber sein schwarzer Schnurrbart und seine glatten Haare gaben ihm immer noch das Aussehen eines Schmierenkomödianten. Er begrüßte Fairlie mit einem bühnenreifen Lächeln, als er fragte: „Was hat man Ihnen erzählt – ich meine, um Sie hierherzulocken?“
Fairlie, der sich immer noch nicht ganz von seiner Überraschung erholt hatte, erzählte die Geschichte mit dem Smithsonian Institut.
„Ha!“ sagte Lisetti. „Uns hat man den gleichen Bären aufgebunden. Wichtige Aufgabe, brauchen Sie sofort – und dann verschleppen sie einen nach Morrow. Und niemand sagt uns, warum. Was wollen sie nur mit vier Altphilologen in Morrow Base?“
„Ich glaube immer noch, daß es wegen eines Kodes ist“, meinte Speer.
Fairlie sah ihn ungläubig an. „Wegen eines Kodes?“
„Das wäre doch eigentlich ganz logisch“, antwortete Speer mit überzeugter Stimme. „Der Geheimdienst will wahrscheinlich herausbekommen, was die Russen an ihre Mondstationen funken. Ich wette zehn zu eins, daß wir den russischen Kode knacken sollen …“
Bogans Stimme unterbrach ihn. „Drei Stunden – und noch keine Erklärung. Ich werde mich an geeigneter Stelle über diese unverschämte Behandlung beschweren, die …“
In diesem Augenblick wurde er durch zwei Männer unterbrochen, die den Raum betraten. Der erste wandte sich an sie: „Meine Herren, ich bin Nils Christensen, der Direktor des Mondprogramms der USA. Das hier ist Glenn DeWitt, der früher bei der Luftwaffe tätig war und jetzt mein Assistent ist.“
Fairlie hatte Christensen schon oft in Zeitungen und auf Titelblättern von Illustrierten abgebildet gesehen, aber jetzt war er doch überrascht, daß der Mann tatsächlich so groß war. Er sah aus wie ein Wikinger, aber wie ein Wikinger, der eine Brille trug und schon graue Haare an den Schläfen bekam.
DeWitt, der andere Mann, war einige Jahre jünger – etwa vierzig Jahre alt, untersetzt, schwarzhaarig. Fairlie erinnerte sich, daß er auch dieses Gesicht schon in den Zeitungen gesehen hatte. Oberst DeWitt war damals aus Protest gegen die langsame Entwicklung von Raumraketen aus der Air Force ausgeschieden …
Christensen begrüßte sie einzeln und bat sie dann, wieder Platz zu nehmen. „Ich glaube, daß wir Ihnen eine Erklärung schuldig sind, deshalb werde ich mich möglichst kurz zu fassen versuchen. Sie haben doch alle in den Zeitungen gelesen, daß die Russen in den Vereinten Nationen einen großen Krach wegen Gassendi gemacht haben? Daß sie behauptet haben, wir hätten dort oben Abschußrampen und andere militärische Einrichtungen?“
Die vier Wissenschaftler nickten. Daraufhin fuhr Christensen fort: „Vielleicht haben Sie sich auch gelegentlich gefragt, warum wir nicht einfach eine russische Beobachtergruppe nach Gassendi eingeladen haben, um die Vorwürfe zu entkräften?“
Lisetti antwortete: „Natürlich habe ich mich das schon oft gefragt. Das haben wir doch alle.“
Christensen fuhr fort: „Na schön, dann werde ich Ihnen erzählen, warum wir das
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