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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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er, abgesehen von ihrer Krankengeschichte, so gut wie nichts über sie wusste.
    »Dann wollen wir mal sehen, was Sie da drinnen ha ben«, sagte er, als hätte sie irgendein Plastikteil aus der Spielzeugkiste der Zwillinge verschluckt. Er summte die ersten Takte von »White Rabbit« vor sich hin, während er den Schallkopf über ihren Bauch bewegte und auf den Monitor starrte, bis er sah, wonach er suchte. Simone versuchte, ihn sich als jungen Mann der Woodstock-Generation vorzustellen, der Pot rauchte und als Medizinstudent reinen Alkohol zu Schnaps verschnitt.
    »Na bitte, da haben wir es.« Sein Grinsen war sehr breit und voller Zähne. »Wow, was für ein großartiges Bild. Simone, Sie sind ein Profi, und dieses Kleine hier ist ein echter Filmstar.« Er drehte den Monitor zu Simone herum.
    Sie schloss die Augen. »Sagen Sie es mir einfach.«
    »Sieht gesund aus«, sagte er. »Kräftiges Herz, Finger und Zehen da, wo sie sein sollen.«
    »Sagen Sie es mir.«
    Dr. Wayne seufzte und tätschelte ihre Hand. »Sie erwarten wieder ein Mädchen, Simone.«
    Zu Hause stellte sie die Klimaanlage im Schlafzimmer auf achtzehn Grad ein, zog die Jalousien herunter, schlüpfte aus den Schuhen und ging voll bekleidet ins Bett. Es war kurz nach elf an diesem ersten blau-goldenen Dienstag im September, und sie wollte nur noch schlafen, ihr restliches Leben verschlafen, das, wie sie hoffte, nicht mehr allzu lange dauern würde. Ihre Augenlider zitterten und wollten sich nicht ganz schließen. Sie setzte eine Schlafmaske auf, doch ihre Lider bebten immer noch. Blind tastete sie nach dem Xanax-Fläschchen. Es war nicht dort, wo sie es hingelegt hatte. Sie schob die Maske über die Stirn und wühlte in der Schublade ihres Nachtschranks. Johnny hatte es vor ihr versteckt. Oder vielleicht hatte Franny während ihrer Abwesenheit in ihrem Schlafzimmer herumgeschnüffelt. Sie packte das Wasserglas neben ihrem Bett und schmiss es durch das Zimmer, wo es mit einem unbefriedigend dump fen Laut auf dem dicken Teppich landete.
    Irgendwo im Haus schrie Olivia.
    Wenn dieses Mädchen doch einfach seine Arbeit machen würde …
    In Gedanken listete Simone Frannys Fehler auf: ihre Inkompetenz, ihr überhebliches Getue, ihre Undankbarkeit.
    Sie stand auf, schob die Füße in Hausschuhe und ging ins Familienzimmer hinunter, wo Franny vor der Schiebetür hin und her spazierte, in den Armen das verheulte, rotgesichtige Baby. Inmitten des ohrenbetäubenden Gekreisches wirkte Franny in ihren frisch gewaschenen Shorts und dem T-Shirt provozierend gelassen und adrett.
    »Geben Sie Olivia ihre Arznei.«
    »Sie hat schon die Höchstmenge bekommen. Das arme Würmchen muss denken, das Leben besteht nur aus Kummer.«
    »Dann legen Sie sie in den Wagen und fahren Sie mit ihr herum, bis sie einschläft.«
    Franny blieb abrupt stehen und bedachte Simone mit einem Blick, der ihr wie eine Herausforderung vorkam. »Passen Sie dann auf die Zwillinge auf?«
    »Wo ist meine Mutter?«
    »Sie hat vor ungefähr einer Stunde das Haus verlassen.«
    »Es ist noch nicht mal Mittag! Wo ist sie hingegangen?«
    »Sie wissen, dass ich sie das nicht fragen kann, Simone.«
    Frannys Ton besagte: Sie ist Ihre Mutter, Sie müssen sie schon selbst fragen.
    Simone schien es, als würde Franny niemals irgendetwas direkt sagen; immer lauerte hinter ihren Worten eine zweite Bedeutung.
    Sie fügte »hinterhältig« auf die Liste von Frances Biddles Fehlern hinzu.
    Franny blies eine strohblonde Locke zurück, die ihr über die Wange gefallen war. Ihre kräftigen Arme und Beine, gebräunt und sommersprossig, nachdem sie sich den ganzen Sommer über am Pool der Durans gerekelt hatte, waren für Simone ein Affront.
    Franny verlagerte Olivia von der einen Schulter auf die andere. »Ich habe den Kinderarzt angerufen und der Arzthelferin gesagt, dass Olivia etwas Stärkeres benötigt. Ich wollte ihr die doppelte Dosis geben, aber die Schwester hat mir einen kleinen Vortrag darüber gehalten, dass dieses Geschrei für uns schlimmer ist als für Olivia. Halten Sie das nicht auch für unsensibel? Ich meine, wenn die Kleine sich ständig elend fühlt? Das kann nicht gut sein. Ich musste sämtliche Geschütze auffahren, bis die Frau schließlich einwilligte, Ihnen für halb vier einen Termin zu geben.«
    »Mir? Heute?« Simone wünschte, sie wäre in ihrem Zimmer geblieben, ihrem Allerheiligsten.
    »Wir hatten Glück«, sagte Franny. »Es gab eine Absage.«
    »Ich bin heute schon draußen

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