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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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habe es mehr als einmal versucht und bin mehr als einmal gescheitert.
    Auf dem Gang läuft gerade Raouls Frau vorbei. Sie wirkt völlig aufgelöst. Tränen rinnen über ihr Gesicht.
    Können Tote weinen?
    »Was ist?« rufe ich ihr zu. »Warum bist du so aufgeregt?«
    Sie bleibt stehen. Unruhig scharrt sie mit den Schuhen auf dem blanken Boden.
    »Er ... ist fort!« sagt sie erstickt.
    »Wer? Dein Mann?«
    »Unser ... aller ... Mann!« gibt sie zurück, und so verrückt ihre Worte klingen mögen, ich weiß sofort, daß sie Ihn meint - den Namenlosen. Den Herrn des Hauses, der in seinem Keller Tote züchtet wie andere Leute Champignons.
    »Fort? Wohin?« »Ich weiß es nicht, aber vielleicht weiß es -«
    Sie unterbricht sich, als Raoul am Ende des Ganges auftaucht. Sie stürmt auf ihn zu, aber ihren folgenden Wortwechsel verstehe ich nicht.
    Unbewußt mache ich einen Schritt ...
    ... und finde mich auf dem Korridor wieder.
    Die Schwelle ist keine unüberwindliche Grenze mehr. Aber statt zur Haustür zu fliehen, renne ich zu dem sonderbaren Paar und dränge den hageren Raoul, der nicht länger buckelig, sondern aufrecht und gerade vor mir steht: »Hat er dir gesagt, wohin er wollte -und wann er zurückkehrt?«
    Raoul sieht mich an. Die Ruhe, die in ihm schwingt, ist mir unheimlich.
    »Er kehrt nicht zurück«, sagt er, und ich spüre, es ist seine feste Überzeugung. »Nie mehr.«
    »Nie mehr? Aber . wo ist er hin, und warum so überstürzt?«
    »Er sprach von Paris. Er sprach von einer Zusammenkunft, bei der noch andere, die sind wie er, erwartet werden.«
    Marie brüllt vor Enttäuschung auf. Zitternd krallen sich ihre Hände in Raouls Arm.
    »Nie ... mehr ...?« ächzt sie, als hinge ihr zweites Leben davon ab.
    Raoul versucht sie zu beruhigen. »Es wird sich nichts ändern -eine ganze Weile nicht«, sagt er. »Wir werden gebraucht. Beide. Wir sorgen dafür, daß die Mitglieder der Loge so ungestört gedeihen, wie der Herr es wollte. Und wenn sie erwachen, werden wir sie empfangen und in die Welt entlassen ...!«
    Fast schwärmerisch ist am Ende sein Ton.
    Mich hält es nicht länger. Ich lasse die beiden stehen, und erst als ich die Haustür aufreiße, die mir nicht widersteht, und ins Freie hinaus taumele - in einen grauen, aber hellen Tag, mag ich glauben, daß Raoul und seine tote Frau mich nicht aufzuhalten versuchen.
    Aber kaum habe ich auch den Vorgarten hinter mich gebracht und die Straße erreicht, durchbohren mich Schmerzen, die ich schon vergessen hatte. Ich trage Maries Kleid, und dessen Stoff färbt sich dunkel vom Blut, das aus meinen vielen Wunden tritt!
    Wankend komme ich zum Stehen. Mein Blick schweift zurück, und ich sehe das Haus, in dem ich war, zum ersten Mal bei Sonnenlicht. Ganz harmlos, nur ein wenig verschroben sieht es aus. Die Tür ist zu. Hat Raoul sie hinter mir geschlossen?
    Die Schwäche droht mich zu Boden zu ziehen.
    Kann es sein, daß mein Körper dort weitermacht, wo er aufhörte, ehe er in das Haus getragen wurde?
    Ist gar nicht soviel Zeit verstrichen, wie ich in der Abgeschiedenheit meines Zimmers meinte?
    Die Umgebung verschwimmt vor meinen Augen. Ich will es nicht zulassen, daß die Schwäche mich besiegt. Und wie durch ein Wunder schaffe ich den ganzen Weg zurück zu der Herberge, in der ich Landru zurückließ. Im Innenhof steht noch Philippes Kutsche . Aber ist sie es wirklich, oder spielt mir mein Verstand einen Streich?
    Ein paar Schritte noch, dann breche mich mitten auf dem Pflaster zusammen.
    Ich fühle noch, wie sich mir jemand nähert. Dann legt sich das Vergessen wie ein linderndes Tuch über meine Qual. Ich bin sicher, nie mehr aufzuwachen. Nie mehr zu erfahren, ob Landru mir nicht schon längst vorausgeeilt ist in das Land ohne Sonne, das Land ohne Wiederkehr .
    *
    Als ich die Augen aufschlage, bin ich sicher, zu halluzinieren.
    Mein Geliebter - nicht das aufgedunsene Wrack, das ich zuletzt hier sah - streicht mir über das Gesicht. Das Licht, das uns umgibt, ist unnatürlich - purpur - und bestärkt mich in dem Glauben, daß ich das nur träume, vielleicht schon tot bin und gefangen in einer ewigen Schleife aus Erinnerungen. Guten wie schlechten .
    »Ich bin froh, daß er dir helfen konnte.«
    Er?
    »Der Kelch.« Landru scheint meine Gedanken zu lesen.
    In diesem Moment weicht das Irreale, und ich begreife, daß dies alles wirklich ist. Daß ich auf dem Bett liege, auf dem Landru lag, als ich in der Vollmondnacht aus der Herberge ging.
    »Sag mir, was passiert

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