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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ist.
    »Halt - warte! Was wird aus ihnen, wenn der Funke wieder aufglimmt? Was wirst du mit ihnen tun, wenn ihre Herzen wieder schlagen sollten?«
    Das warme Lächeln weicht etwas Kaltem und Zynischem. »Dann werden sie meine Kinder sein.«
    Ich weiß nicht, warum, aber aus seinem Mund klingt das wie eine Kriegserklärung. Krieg gegen wen?
    »Laß uns noch über mich und meinesgleichen reden.« Ich lecke mit meiner Zunge über Lippen, die rauh und spröde sind. »Du hast vorhin geredet, als wüßtest du, wer die wölfische Natur in mich und meinesgleichen pflanzte . Wer war es? Sag mir, wer uns seit Jahrhunderten zu Verfluchten stempelt! Wie lange gibt es uns schon? Wo liegen unsere Wurzeln?«
    Wider Erwarten erhalte ich eine vage Antwort. »Du müßtest in der Zeit zurückgehen können, um den Ursprung zu finden. Aber das kannst du nicht - das vermag nicht einmal .« Er verstummt, und zum erstenmal spüre ich, daß ihm fast etwas herausgerutscht wäre, was nicht für mein Ohr bestimmt ist.
    »Du kennst die Wurzeln?«
    »Ich kenne sie.«
    »Warum verrätst du sie mir dann nicht? Was würde es ändern, wenn ich es wüßte?«
    »Du würdest mit dem Wissen nicht mehr weiterleben wollen -keine Minute.«
    Betroffen starre ich ihn an. Was kann so schrecklich sein, daß eine Frau wie ich, eine Frau mit dem Herz einer Wölfin, es nicht ertragen hätte?
    Ich glaube ihm nicht. »Wie weit müßte ich in der Zeit zurückgehen?«
    »Von heute an gerechnet fast eine Million Tage.«
    »Wie viele genau?«
    Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: »Neunhun-dertzweiundachtzigtausendvierhundertundacht Tage.«
    Keine leichte Zahl zum Merken, und ich weiß nicht einmal, warum ich sie mir merken sollte, denn natürlich hat er recht: Ich vermag nicht in der Zeit zurückzugehen. Niemand vermag das.
    Nach dieser Auskunft macht mein Körper kehrt und steigt die Stufen hinauf, die er zuvor gekommen ist.
    Der Mann ohne Namen folgt mir nicht. Er ist sich seiner Sache sicher; er weiß, daß ich aus seinem Haus nicht fliehen kann.
    Mir graut.
    Liebster, rinnt es dunkel durch meine Gedanken, als ich die Tür meiner Zelle hinter mir schließe und mich auf das Bett lege, in dem ich aufgewacht bin. Wie geht es dir, Liebster? Liegst du immer noch da und kannst dich nicht rühren? Was wirst du glauben, wenn ich nicht zu dir zurückkehre? Daß ich dich im Stich gelassen habe in deinen schwersten Stunden ...?
    Daß er mich hier finden und befreien könnte, glaube ich nicht. Er braucht selbst Hilfe, ist selbst ein Gefangener - in seinem eigenen Körper .
    *
    Die Tage vergehen. Wie viele mögen es wohl sein?
    In dieses Haus dringt weder Licht noch Dunkel. Die Zustände hier sind immer gleich.
    Der Bucklige, dessen Name Raoul lautet, und seine Frau Marie versorgen mich mit Essen und Trinken. Ich habe gefragt, woher sie es nehmen, und Raoul antwortete, daß er ein und aus gehen darf, seine Frau aber als Pfand zurücklassen muß. »Du liebst sie?« habe ich ihn aus Neugier gefragt. »Auch.« »Auch?«
    »Ich glaube, ich bin verdammt, sie nie aus meinem Herzen verbannen zu können, obwohl ich sie hasse.« »Du haßt sie?«
    »Ich habe sie umgebracht, weil sie mich immer wieder demütigte. Eines Tages habe ich es nicht mehr ertragen, sie totgeschlagen und ins Salz gelegt. Ich wollte sie nicht ganz verlieren, aber wieder frei sein. Du verstehst das sicher nicht ... Ich war danach auch nicht frei. Sie war immer noch bei mir. Immer wenn ich die Augen schloß.
    Heute denke ich, sie wollte mich nicht loslassen - und ich sie nicht .«
    »Hat er sie dir zurückgegeben?« »Ja.«
    »Und deshalb dienst du ihm?«
    Raoul bestätigte es mir - verstanden habe ich es nicht, wie er es vermutete.
    *
    Irgendwann - Tage, Wochen, Monate später? - schrecke ich aus meinem hier stets bleiernen und traumlosen Schlaf und habe das zwingende Gefühl, daß etwas vorgefallen ist. Etwas überaus Bedeutsames.
    Ich stehe auf. Raoul hat mir ein altes Kleid von Marie gebracht, das ich trage, um wenigstens ein wenig Schutz um mich herum aufzubauen. Als Marie es bemerkte, wollte sie es mir vom Leib reißen, aber ihr Mann ging dazwischen und beruhigte sie mit der ziemlich törichten Behauptung, daß er, wenn ich es trage, erst merkt, um wieviel besser es ihr zu Gesicht gestanden hat.
    »Vor oder nach dem Salz?« habe ich in ihrem Beisein fragen wollen, es mir aber dann doch verkniffen.
    Ich gehe zur Tür. Sie ist unverschlossen, aber die Schwelle vermag ich nicht zu übertreten. Ich

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