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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dennoch tat, verstand David nicht. Warummachte sich eine wie sie nicht einfach einen schönen Lenz?
    Was für eine Frau! Diese Selbstsicherheit! Und dabei noch so hübsch …
    Was für eine Frau … Für einen wie ihn unerreichbar, so viel stand fest. Daran brauchte er keinen weiteren Gedanken zu verschwenden.
    Du wirst hier nicht fürs Schwärmen bezahlt! ermahnte er sich.
    Abrupt stand er vom Schreibtisch auf, schenkte sich aus einer Karaffe ein Glas schales Wasser ein und hielt dieses gegen seine Stirn. Sein Kopfschmerz hatte sich vor lauter Kneten und Reiben noch verstärkt. Was hätte er darum gegeben, jetzt einfach die Tür hinter sich schließen und heimgehen zu können! Oder einfach spazierengehen zu können.
    In das feine Viertel von Sonneberg vielleicht. Dorthin, wo die Straßen unter ihrem Sonnendach aus Baumwipfeln schön schattig waren. Dorthin, wo die vielen neuen Häuser standen. Wo man nie Fuhrwerke mit Möbeln vor den Häusern sah. Wer einmal dort wohnte, der zog nicht mehr um. Anders als er, David, der sich in den nächsten Monaten eine neue Bleibe würde suchen müssen, weil er einen weiteren Winter in seiner ungeheizten Dachkammer kaum überleben würde.
    Zurück am Schreibtisch, schob er den Stuhl nach hinten und legte seine Beine auf die Tischplatte. Gleichzeitig lauschte er angestrengt mit einem Ohr in Richtung Tür – wehe, die Vorzimmerdame würde ihn so erwischen!
    Wanda Miles. Bevor David etwas dagegen tun konnte, wanderten seine Gedanken erneut zu der Amerikanerin. Er schätzte, daß sie einige Jahre jünger war als er. Er mußte an ihr dunkelblaues Kostüm und ihre geschäftigeMiene denken und lächelte. Wollte sie sich damit älter machen?
    Und ihr Duft … Er hatte ihn noch genau in der Nase: blumig, mit einer herben Note, ein bißchen wie der Duft einer Quitte. Wunderbar … Es hatte ihn Überwindung gekostet, sich nicht weiter über den Schreibtisch zu lehnen und an ihrem weißen Hals zu schnuppern.
    Wanda Miles – wie vergnügt Strobel den Namen immer und immer wieder gemurmelt hatte. Ja, Strobel war ein Mann, der Vergnügen empfinden konnte in der Gegenwart einer solchen Frau. Nie würde sich ein Friedhelm Strobel Gedanken darüber machen, was Wanda Miles wohl von ihm hielt, was sie über ihn dachte.
    Wanda Miles. Hörte sich weich an. Weiblich, nicht so wie Katharina Krotzmann, die Tochter seiner Vermieterin, die ihn jeden Morgen anschmachtete.
    Wanda Miles.
    Warum sich Strobel einerseits so für sie eingesetzt hatte, ihn aber andererseits eindringlich bat, weiterhin über alle Belange der Genossenschaft informiert zu werden, war David noch immer nicht klar. Verstand man das unter »fair spielen«? Wer informierte denn Wanda Miles und die Glasbläser über Strobels Belange?
    Nein, zukünftig würde er bei Strobel nicht mehr so großzügig plaudern. Falls es überhaupt noch etwas zu plaudern gab. Wahrscheinlich bekam er Wanda Miles nach dem morgigen Treffen eh nicht mehr zu Gesicht.
    Er schnappte sich seine Jacke, schaute nochmals die Unterlagen durch, die Wanda ihm dagelassen hatte, und machte sich dann auf den Weg zu Gerhard Grosse.
    Vielleicht würde es ihm ja doch gelingen, seinen Chef von der Vergabe eines Kredits an die Glasbläser zu überzeugen!

26. K APITEL
    Â»Was heißt das, die Bank will uns das Darlehen nicht gewähren?« Gustav Müller Sohn schaute David Wagner konsterniert an.
    Â»Die Gründler-Hütte ist mit Sicherheit ein lohnenswertes Anlageobjekt. Aber die Problematik liegt woanders, wie ich Ihnen schon gestern zu erklären versuchte.« Mit einer Geste des Bedauerns hob David Wagner beide Hände. »Wenn Ihr – Konkurrent nicht ausgerechnet auch ein Kunde unserer Bank wäre … Und wenn sein Kreditantrag nicht ein wesentlich geringeres Volumen als das Ihre hätte. Und wenn er nicht so große Sicherheiten hätte …«
    Gustav Müller Sohn biß sich auf die Unterlippe wie ein Schüler, der gerade gerügt wurde.
    Karl der Schweizer Flein sprach aus, was allen vieren auf der Zunge lag.
    Â»Und jetzt? Was soll jetzt geschehen?«
    Ratloses Schweigen folgte. War das das Ende des Unternehmens »Genossenschaft Gründler-Hütte«?
    Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Fieberhaft grübelte Wanda über andere Möglichkeiten nach,

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