Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Abstand zu nehmen –
    Aus Gründen der Fairness?
    David schüttelte verwirrt den Kopf. Nie im Leben hätte er so etwas für möglich gehalten.
    Sein Blick fiel auf den Zeitungsstapel, und zum ersten Mal empfand er keine Freude dabei. Der Anblick war ihm fast peinlich. Glaubte er allen Ernstes, durch derartige Lektüre dazulernen zu können? Etwas von der Welt und den Menschen zu erfahren?
    Hoffentlich hatte Strobel die Zeitungen nicht gesehen.
    Ja, das war wirklich ein Mann von Welt. Einer mit Format und Weitsicht.
    Ganz wohl war David nicht dabei gewesen, Strobel von Wanda Miles’ Anliegen zu erzählen. Andererseits hatte er dem Mann nichts Neues berichtet. Und das Bankgeheimnis hatte er auch nicht verletzt – Gott sei Dank! Wanda Miles und ihre Begleiter waren schließlich keine Kunden der Bank und würden es wahrscheinlich auch nie werden – somit sah er sich in bezug auf ihre Belange auch nicht zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet.
    Trotzdem blieb die Frage: Warum war er so schwatzhaft gewesen? Das war doch sonst nicht seine Art!
    Andererseits: Seiner Schwatzhaftigkeit war es zu verdanken, daß Friedhelm Strobel ihn wahrgenommen hatte. Zum ersten Mal wahrscheinlich. So, wie er sich das immer gewünscht hatte.
    Beim Abschied hatte er ihm sogar die Hand gegeben.
    Wenn es ihm gelänge, die nächsten Schritte – wie immer sie aussehen mochten – in Strobels Sinne zu tun, würde der beim nächsten Stammtisch vielleicht sogar ein paar lobende Worte gegenüber seinem Busenfreund Grosse fallenlassen.
    Â»Einen intelligenten jungen Mann hast du da in der Kreditabteilung sitzen, Gerhard! Auf den solltest du ein Auge haben, dieser David Wagner ist doch zu viel Höherem berufen, findest du nicht auch?«
    Und Grosse würde nicken, sich auf dem Heimweg ein paar Gedanken machen und ihn, David, vielleicht bald mit anderen Augen betrachten.
    So, wie er sich das immer gewünscht hatte.
    David streckte seine Arme nach oben. Sein Brustkorb weitete sich, und er holte tief Luft. Woher kam die leise Beklemmung?
    Was wäre, wenn er Grosse gegenüber das Ansinnen der Lauschaer noch schlechter darstellen würde? Damit dieser deren Kreditwunsch ganz gewiß ablehnte. Dann könnte er dies Strobel gegenüber betonen, nach dem Motto: Ohne mein Dazutun – wer weiß, was dann geworden wäre?
    Davids Arme sanken wieder nach unten, und er seufzte aus tiefster Seele. Nein, das war nicht seine Art. Wenn er Strobel beeindrucken wollte, dann mußte ihm das mit sauberen Mitteln gelingen.
    Strobel beeindrucken, ha!
    Während er sich damit gebrüstet hatte, Steven Miles aus der Zeitung zu kennen, hatte Strobel ganz nebenbeierwähnt, daß er den Amerikaner schon vor zwanzig Jahren kennengelernt habe, damals, als Miles noch Assistent von Franklin Woolworth gewesen sei, den er selbstverständlich auch kenne.
    Während er sich wegen Alois Gründlers nicht ganz fairer Vorgehensweise aufgeregt hatte, hatte Strobel lässig gesagt: »Chacun à son gout – jeder, wie es ihm gefällt!« Und: »Natürlich würde ich die Glashütte gern kaufen, aber das heißt nicht, daß ich mit unfairen Mitteln spielen werde. Und es wäre unfair, der jungen Frau und ihren Mitstreitern erst gar keine Chance zu geben. Sollen Sie doch versuchen, bis zum Stichtag den Kaufpreis zusammenzukriegen!« An dieser Stelle hatte sich Strobel über den Schreibtisch gebeugt und ihn sehr streng angeschaut. Gerade so, als habe er , David, unfaire Methoden vorgeschlagen.
    Vielleicht war er doch zu schwatzhaft gewesen? Womöglich glaubte Strobel nun, er wäre in Dingen, die ihn, Strobel, angingen, genauso geschwätzig?
    David legte beide Handballen seitlich an seine Schläfen und begann mit einer ziemlich kräftigen Massage.
    Noch immer schwirrte ihm der Kopf von Strobels Erzählungen von einer sagenhaften Glasbläserin, von der Erfindung der Christbaumkugeln, von einer Werkstatt, in der Frauen das Sagen hatten und die Wanda Miles’ Tante gehörte. Johanna Steinmann – von ihr hatte David schon mal gehört. Ganz hatte er die Zusammenhänge nicht verstanden, aber eines war ihm klargeworden: Das Fräulein Wanda hatte nicht nur wichtig getan, sie war es irgendwie auch. Und sie hatte es absolut nicht nötig, sich die Hände mit Arbeit schmutzig zu machen. Oder sich für andere einzusetzen.
    Daß sie es

Weitere Kostenlose Bücher