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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Bankangestellte jetzt, und es war offensichtlich, daß er irgendeine Reaktion erwartete.
    Â»Sie haben doch nicht mehr gesagt, als ich eh schon wußte«, sagte Strobel deshalb betont beiläufig. »Alois Gründler hat einen zweiten Kaufinteressenten erwähnt, nur hätte ich ihn nie und nimmer mit so einem jungen Mädchen in Verbindung gebracht!« Dies und sein Lächeln reichten, daß der Bankangestellte sich entspannte. Rote Flecken hatten sich auf seinen Wangen gebildet, wie weggewischt war seine Blässe, er wirkte erhitzt und etwas verlegen.
    Â»Das habe ich mir fast gedacht, daß Sie als Geschäftsmann längst informiert sind! Informationen – die sind doch das A und das O, nicht wahr?« Er schaute Strobel beifallheischend an.
    Strobel nickte. Die Amazone – dieser hochmütigeBlick … War es nur die Erinnerung an Johanna, die ihn so verwirrte, oder …
    Krampfhaft versuchte Strobel, diese Gedanken zu verdrängen. Hatte er hier und jetzt nicht Wichtigeres zu tun?
    Der Bankangestellte schwatzte weiter. »Ich bewundere Ihre Gelassenheit! Ob ich an Ihrer Stelle auch so viel Gleichmut an den Tag gelegt hätte? Da kommt Herr Gründler auf einmal mit einem zweiten Kaufinteressenten an …« Er zuckte mit den Schultern.
    Strobel machte eine weltmännische Geste. Glaubte der Lakai allen Ernstes, er würde sich die Butter vom Brot nehmen lassen? Glaubte er allen Ernstes, er, Strobel, hätte sein Wohlwollen, seinen Schutz nötig? Der Gedanke machte ihn wütend. Trotzdem sagte er äußerlich gelassen:
    Â»Konkurrenz belebt das Geschäft – ist es nicht so?« Und nicht nur das, schoß es ihm durch den Kopf, während er die Beine übereinanderschlug, um seine steigende Erregung zu verbergen. Im selben Moment kam ihm ein neuer Gedanke: Warum nicht das Geschäftliche mit dem Angenehmen verbinden? So wie früher. In diesem Fall würde das für ihn bedeuten: die Gründler-Hütte und ein bißchen Spaß.
    Der Bankangestellte lachte leise auf, und Strobel glaubte einen Hauch von Bedauern in seinem Lachen zu hören. »Von Konkurrenz würde ich bei der Lauschaer Genossenschaft nicht reden wollen, verehrter Herr Strobel. Wo Ihr Kredit doch längst von Herrn Grosse unterzeichnet ist. Es fehlt lediglich noch Ihre Unterschrift, und dann …« Er machte ein Gesicht, als wolle er sagen: »Dann gehört die Welt Ihnen!« Geschäftig begann er, den Stapel Aktenmappen auf seinem Schreibtisch durchzusehen.
    Die Hände im Schoß verschränkt, schaute Strobel ihm dabei zu. Oh, wie gern hätte er dem kleinen Schleicherseine Wichtigtuerei ausgetrieben! Tat, als habe er Gott weiß wie viele Kreditgesuche zu bewilligen, dabei hatte Strobel seinen Namen längst auf der zuoberst liegenden Akte erspäht. Aber er hielt sich im Zaum.
    Er würde diesen Lakaien noch brauchen. Der Mann war jung. Jugend war eitel. Und verführbar.
    Der Kerl würde für ihn das Jagen übernehmen. Dafür war der Fuchs zu alt, auch wenn es in seinen Lenden heftig juckte. Das Spiel mit der Beute hingegen würde er selbst übernehmen.
    Doch halt: Welche Falle? Welche Beute? Wie konnte es ihm gelingen, Wanda Miles im Spiel zu halten? Fieberhaft suchte sein Verstand nach einem Ansatz.
    Er mußte klug vorgehen, nicht zu offensichtlich. Was immer er tat, zu was immer er den Bankangestellten bringen würde – Glaubwürdigkeit war dabei das wichtigste!
    Wanda Miles … Miles … Miles!
    Die Tochter von Steven Miles! Dem Steven Miles. Warum war er nicht gleich darauf gekommen?
    Wanda Miles war die »Amerikanerin«. Hatte sein Gegenüber das vorhin nicht sogar erwähnt?
    Die Mutter hieß … Ja, genau! Ruth. Ruth Miles. Sie war die jüngere Schwester von Johanna Steinmann.
    Dann war auch Wanda Miles – eine Steinmann!
    Die plötzliche Erkenntnis traf Strobel wie ein Paukenschlag.

25. K APITEL
    Â»Die junge Frau hat eine Chance verdient! So wie Sie selbst auch! Wie alle fleißigen, aufstrebenden jungen Leute!«
    Als seien es die Worte eines lästigen Kinderreimes, gingen David Wagner Strobels Worte nicht mehr aus dem Kopf.
    Die aufstrebende Jugend! Wer hätte gedacht, daß sich ein Friedhelm Strobel dafür interessierte? Daß sich Strobel für seine junge Konkurrentin einsetzte, daß er im Ernstfall sogar bereit war, von dem Geschäft

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