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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Börsengeschäfte des Bankhauses zuständig war und –
    Nachdem David in groben Zügen erklärt hatte, welches Anliegen die Lauschaer hatten, schüttelte Gerhard Grosse nur den Kopf.
    Â»Sagen Sie den Leuten, sie sollen sich in Berlin eine Spielbank suchen und sich an den Roulettetisch setzen. Oder auf den Jahrmarkt zu einem Zauberer gehen.« Er winkte ab, offensichtlich von seinem eigenen Witz gelangweilt. David nutzte die Chance, das Wort erneut zu ergreifen.
    Â»Sechs Wochen – ich weiß, daß das sehr wenig Zeit ist! Aber mit ein bißchen Phantasie und –«
    Â»Und was?« fuhr Grosse dazwischen. »Wahnsinn? Tollkühnheit? Wollten Sie das sagen?«
    Â»Den Lauschaern ist sehr wohl bewußt, daß es keine wundersame Geldvermehrung gibt, daß solche Geschäfte stets auch mit einem Risiko behaftet sind. Trotzdem sind sie bereit, uns ihr Geld anzuvertrauen. Ist ein solches Vertrauen es nicht wert, daß man es annimmt? Natürlich bin ich nicht so vermessen zu glauben, daß es uns gelingt, in dieser kurzen Zeit den vollen Kaufpreis für dieGründler-Hütte durch Termingeschäfte zusammenzubekommen.« Er zuckte mit den Schultern. Insgeheim war er genau davon überzeugt – aber das brauchte Grosse nicht zu wissen. Er fuhr fort: »Selbst wenn wir das Geld nur ein bißchen vermehren, haben die Leute am Ende der sechs Wochen mehr in der Tasche als jetzt. Weniger wird es bestimmt nicht werden, die Börse steht derzeit sehr optimistisch da und –« Ihm fiel ein, daß Grosse ja gar nicht wußte, wie gut sein kleiner Kreditvermittler über die Börsenplätze dieser Welt Bescheid wußte. So beeilte er sich, in seichtere Gewässer zu kommen. »Bei diesem Geschäft kann also niemand etwas verlieren, ganz im Gegenteil, die Bank würde noch eine ordentliche Provision einstreichen.« Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
    Ha, nun hätte Wanda ihn hören sollen! Oder der gute Herr Strobel! Unwillkürlich richtete sich David ein Stückchen auf.
    Gerhard Grosse schaute ihn an, als habe er einen Fremden vor sich. Jemanden, dessen Geisteszustand einzuschätzen ihm Mühe machte. Sein Blick wanderte von Davids blankpolierten Schuhen über seine Hose mit der akkuraten Bügelfalte hinauf zu den Händen, die sich aufgeregt zu Fäusten ballten und wieder öffneten, und weiter zu seinen Augen.
    David versuchte, so ruhig wie möglich weiterzusprechen.
    Â»Ãœbrigens: Friedhelm Strobel hat nichts dagegen, daß die Lauschaer ihre Chance bekommen. Er meinte sogar, er würde sich gern einem fairen Wettbewerb um die Glashütte stellen.« David war sich allerdings nicht sicher, ob es Strobel überhaupt recht war, daß diese Information weitergegeben wurde. Und erst, als er alles ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, daß er damit gleichzeitig zugegebenhatte, vor Strobel geplaudert zu haben … Doch die Rüge, die David erwartete, kam nicht. Statt dessen starrte sein Chef ihn weiter unverwandt an und holte schließlich tief Luft. Schüttelte den Kopf. Lachte fast unmerklich in sich hinein. Sagte:
    Â»In des Teufels Namen – schicken Sie die Leute zu Breuer. Soll er zeigen, was er draufhat. Sollen die Lauschaer ihre Chance bekommen. Friedhelm Strobel, pfff!« Wieder lachte er, diesmal lauter.
    Und David verspürte Triumph und Niederlage im selben Moment. Siegbert Breuer war ein fähiger Mann. Durch seine Hände wanderte alljährlich ein kleines Vermögen, das er mit großer Achtsamkeit für seine Kunden verwaltete. Daß Gerhard Grosse den Auftrag der Lauschaer annahm und Breuer das Geld anvertraute, war ein Triumph von Davids Überzeugungskunst. Es zeugte davon, daß David auf dem richtigen Weg war.
    Nur: Der Haufen Geld auf seinem Schreibtisch – von dem würde er sich trennen müssen. Niemand wollte, daß er damit spekulierte. Das war die Niederlage. Aber davon konnte Grosse nichts wissen.

27. K APITEL
    Â»Ich weiß nicht …« Karl schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Börsengeschäfte …«
    Â»Mit unserem guten Geld«, fügte Gustav Müller Sohn genauso sorgenvoll hinzu.
    Â»Ob’s dabei mit rechten Dingen zugeht?« kam es von Martin Ehrenpreis. Er schaute auf die Aktenmappen aufWagners Schreibtisch, als erwarte er, daß im nächsten Moment irgendwelche bösen Geister daraus

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