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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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erneut seine Arme, diesmal über den Schreibtisch hinweg. »Das kann gut sein. Wanda Miles heißt sie. Kommt aus Lauscha.«
    Strobel nickte, als wäre ihm damit alles klar. Wanda Miles – der Name sagte ihm etwas. Doch bevor ihm eine Zuordnung gelang, verschwammen seine Gedanken wie Tinte auf einem nassen Blatt Papier.
    Wie sie die Schultern nach hinten geschoben hatte.
    Der Blick, fast ein Silberblick, nicht direkt, aber auch keine niedergeschlagenen Lider.
    Â»Eine so junge Frau – man möchte fast nicht glauben, daß sie schon mit Bankgeschäften zu tun hat …« Strobel schüttelte den Kopf. »Andererseits«, fuhr er fort, »sind Sie ja auch noch recht jung und machen Ihre Arbeit vorzüglich, wie ich von Ihrem Vorgesetzten gehört habe.«
    Der Bankangestellte runzelte die Stirn. Ein ungläubiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, bevor er im nächsten Moment eine geschäftige Miene aufsetzte.
    Â»Ihre Kreditpapiere liegen zur Unterzeichnung bereit, Sie müssen lediglich noch unterschreiben und –«
    Strobel winkte ab. »Sehr gut, sehr gut, junger Freund.« Unwillkürlich begann er die Nagelhaut von seinem rechten Zeigefinger abzukauen. Wie um alles in der Welt konnte er das Gespräch wieder auf das Weibsbild bringen?
    Er räusperte sich. »Handelt es sich bei der Dame etwa um eine Kundin des Bankhauses Grosse?« Seine Stimme war einen Ton zu hell, zu gierig.
    Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. »Das kann man so nicht sagen. Sie kam mit drei Glasbläsern hier an und –« Stockend begann David Wagner von seinem vorhergehenden Treffen zu erzählen.
    Strobel lauschte angestrengt. Es war offensichtlich, daß Wagner mehr daran gelegen war, das Bankgeheimnis zuwahren, als sich Strobel gegenüber zu offenbaren. Gleichzeitig schien es aber so, als wolle er Strobel nicht durch stoisches Schweigen verärgern – ein Spagat, für den Strobel seinem jungen Gegenüber ein Lob aussprechen mußte. Hier eine nebulöse Redewendung, da ein zweideutiger Blick, dann ein nicht zu Ende gesprochener Satz. Alles stockend vorgebracht, zögerlich, als überlege er sich jedes Wort sehr genau. Ein weniger aufmerksamer Zuhörer hätte mit seinen Ausführungen vielleicht nichts anfangen können, aber für Strobel stand danach eines fest: Es gab einen weiteren Kaufinteressenten für die Gründler-Hütte.
    Wie konnte Alois Gründler es wagen, mit noch jemandem zu verhandeln? Wie konnte er es wagen, ihn nicht davon in Kenntnis zu setzen? Wie konnte es angehen, daß er solche Neuigkeiten von einem kleinen Bankangestellten erfahren mußte?
    Jemand wollte ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
    Normalerweise hätte ihn eine solche Entwicklung in Rage gebracht. Er konnte keine Schwierigkeiten gebrauchen. Nicht jetzt, nicht in dieser Angelegenheit, die sein ganzes Leben verändern würde. Die ihm sein geschäftliches Fortbestehen garantieren sollte. Aber der Gedanke, daß die Amazone sein Interesse an der Gründler-Hütte teilte, amüsierte ihn mehr, als daß er ihn ärgerte. Er erregte ihn geradezu. Diese Erregung wurde gespeist von dem Wissen, daß Gerhard Grosse den Darlehenswunsch der Lauschaer nie bewilligen würde. Und so, wie er die wirtschaftliche Lage der anderen Banken einschätzte, würden die sich nicht trauen. Allein das Wort Genossenschaft! Glasbläser, die sich in gemeinsamer Sache versuchten. Eine junge Frau als Wortführerin? Genau das, was eine angeschlagene Bank brauchte … Nein, nein, das Themawürde so schnell wieder vom Tisch sein, wie es aufgekommen war. Und Alois Gründler würde ihm zu Füßen liegen aus lauter Dankbarkeit, in ihm einen verläßlichen Käufer zu haben.
    Kein Grund also, in Rage zu geraten.
    Aber vielleicht ein Grund, Gründler im Preis zu drücken, wenn es soweit war. Der Mann hatte auch noch seine Lektion zu lernen.
    Der Rücken fest durchgedrückt … Das Rückgrat stark und –
    Solch eine Unverfrorenheit! Das junge Ding glaubte ernsthaft, ihm Konkurrenz machen zu können.
    Aber wie kam die Amazone zur Gründler-Hütte? Über das Warum und Wieso hatte sein Gegenüber noch kein Wort verloren. Dabei war das der Punkt, der Strobel am meisten interessierte.
    Â»Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich Ihnen das alles erzählen darf«, sagte der

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