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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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war zum Beispiel jener Student Petrus, der letzte Vorzugsschüler des Alt-Musikmeisters.
    Dieser junge Mann, einer von der Art der stillen Fanatiker,
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    hatte sich in seiner eigenartigen Rolle als Ge- sellschafter, Pfleger und anbetender Jünger des Verehrten bis zuletzt recht gut bewährt. Als diese Rolle jedoch mit des Alt-Magisters Tode ihr natürliches Ende gefunden hatte, verfiel er zunächst einer Melancholie und Trauer, die man begriff und eine Weile duldete, deren Symptome aber dem derzeitigen Herrn von Monteport, dem Musikmeister Ludwig, bald ernstliche Sorgen bereiteten. Petrus nämlich beharrte darauf, in jenem Pavillon, dem Alterssitz des Entschlafenen, wohnen zu bleiben, er bewachte das Häuschen, hielt dessen Einrichtung und Ordnung genau wie früher peinlich im Stande, betrachtete namentlich des Verstorbenen Wohn- und Sterbezimmer mit dem Lehnstuhl, dem Sterbelager und dem Cembalo als ein unantastbares, von ihm zu behütendes Heiligtum und kannte außer der peinlichen Bewahrung dieser Reliquien nur noch eine Sorge und Pflicht, die Pflege der Grabstätte, in der sein geliebter Meister ruhte. Er sah sich dazu berufen, sein Leben einem dauernden Kult des Toten an diesen Erinnerungsstätten zu widmen, sie als geheiligte Orte wie ein Tempeldiener zu bewahren, sie vielleicht zu Wallfahrtsstätten werden zu sehen. In den ersten Tagen nach dem Begräbnis hatte er sich jeder Speise enthalten, sodann sich auf jene winzigen und seltenen Mahlzeiten beschränkt, mit welchen der Meister in seiner letzten Zeit sich begnügt hatte; es sah so aus, als habe er den Vorsatz, auf diese Weise in die Nachfolge des Verehrten einzutreten und ihm nachzusterben. Da er dies nicht lange aushielt, ging er zu jenem Verhalten über, das ihn als Hausund Grabstättenverwalter, als ewigen Kustoden der Gedächtnisorte ausweisen sollte. Es ging aus alledem deutlich hervor, daß der junge Mensch, eigensinnig ohnehin und seit geraumer Zeit einer für ihn reizvollen Sonderstellung genießend, diese Sonderstellung auf jede Weise festhalten und keinesfalls wieder in den Dienst des Alltags zurückkehren wollte, dem er sich wohl heimlich nicht mehr gewachsen fü hlte. »Jener Petrus übrigens, der dem gewesenen Altmeister beigegeben war, ist
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    übergeschnappt«, heißt es kurz und kühl in einem Billett von Ferromonte.
    Nun freilich ging der Monteporter Musikstudent den
    Waldzeller Magister nichts an, er war für ihn nicht
    verantwortlich und fühlte ohne Zweifel auch kein Bedürfnis, sich in eine Monteporter Angelegenheit zu mischen und seine eigene Arbeit zu vermehren. Aber der unglückliche Petrus, den man mit Gewalt aus seinem Pavillon hatte entfernen müssen, beruhigte sich nicht und hatte sich in seiner Trauer und Verstörung in einen Zustand der Isolierung und
    Wirklichkeitsentfremdung hineingesteigert, in welchem er den üblichen Maßregelungen bei Verstößen gegen die Disziplin nicht wohl konnte ausgesetzt werden, und da seinen
    Vorgesetzten Knechts wohlwollendes Verhältnis zu ihm bekannt war, erging von der Kanzlei des Musikmeisters an Knecht die Bitte um Rat und Eingreifen, während der Unbotmäßige vorläufig als krank angesehen und in einer Zelle der Krankenabteilung unter Beobachtung gehalten wurde. Knecht hatte sich eher ungern auf diese bemühende Sache eingelassen, aber nachdem er ihr einmal sein Nachdenken gewidmet und sich zu einem Versuch der Hilfeleistung entschlossen hatte, nahm er das Ding mit kräftigem Griff in seine Hand. Er bot sich an, Petrus versuchsweise zu sich zu nehmen, unter der Bedingung, daß man ihn ganz wie einen Gesunden behandle und allein reisen lasse; eine kurze freundliche Einladung an den Jüngling legte er bei, worin er sich, falls jener abkömmlich sei, seinen Besuch für kurze Zeit erbat und andeutete, man hoffe von ihm manche Aufschlüsse über die letzten Tage des Alt-Musikmeisters zu bekommen. Zögernd willigte der Monteporter Arzt ein, man übergab dem Studenten Knechts Einladung, und wie dieser richtig vermutet hatte, dem in seine üble Situation Festgerannten werde nichts lieber und bekömmlicher sein als eine rasche Entfernung vom Ort seiner Nöte, erklärte Petrus sich alsbald mit der Reise einverstanden, nahm ohne Weigern eine
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    richtige Mahlzeit ein, bekam einen Reiseschein und wanderte los. In Waldzell traf er in leidlichem Zustande ein, das Unlustige und Fahrige in seinem Wesen wurde hier auf Knechts Weisung ignoriert, man brachte ihn bei den Gästen des Archivs

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