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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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Erwägungen, Erfahrungen und Einsichten, welche im Lauf seiner Magistratsjahre dazu führten, ihn kritisch gegen seine eigene Tätigkeit und gegen manche Waldzeller Zustände zu stimmen oder doch sein Amt als eine große Behinderung in der Entfaltung seiner besten und fruchtbarsten Fähigkeiten zu empfinden.
    Manches davon ist jedem von uns bekannt, manches vermuten wir nur. Auch die Frage, ob Magister Knecht mit seinem Streben nach Befreiung von der Last seines Amtes, mit seinem Wunsch nach unscheinbarerer, aber intensiverer Arbeit, mit seiner Kritik am Zustande Kastaliens eigentlich recht gehabt habe, ob er als ein Förderer und kühner Kämpfer oder als eine Art von Rebell oder gar Fahnenflüchtiger zu betrachten sei, auch diese Frage wollen wir ruhen lassen, sie ist mehr als genug diskutiert worden; der Streit darüber hat eine Zeitlang Waldzell, ja die ganze Provinz in zwei Lager geteilt und ist noch immer nicht ganz verstummt. Obwohl wir uns als dankbare Verehrer des großen Magisters bekennen, wollen wir dazu nicht Stellung nehmen; die Synthese aus jenem Streit der Meinungen und
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    Urteile über Josef Knechts Person und Leben ist ja längst in der Bildung begriffen. Wir möchten nicht urteilen oder bekehren, sondern möglichst wahrhaftig die Geschichte vom Ende unseres verehrten Meisters erzählen.
    Nur ist es eben nicht so ganz eigentlich eine Geschichte, wir möchten es eher eine Legende nennen, einen Bericht, gemischt aus echten Nachrichten und bloßen Gerüchten, wie sie eben, aus klaren und dunkeln Quellen zusammengeronnen, unter uns Jüngeren in der Provinz im Umlauf sind.
    Zu einer Zeit, in welcher Josef Knechts Gedanken schon begonnen hatten, sich mit dem Suchen nach einem Weg ins Freie zu beschäftigen, sah er unerwartet eine einst vertraute, seither halbvergessene Gestalt aus seiner Jugendzeit wieder, Plinio Designori. Dieser einstige Gastschüler, Sohn einer alten, um die Provinz verdienten Familie, als Abgeordneter wie als politischer Schriftsteller ein Mann von Einfluß, tauchte unerwartet eines Tages in amtlicher Eigenschaft bei der obersten Behörde der Provinz auf. Es hatte nämlich, wie alle paar Jahre, eine Neuwahl der Regierungskommission zur Kontrolle des kastalischen Haushaltes stattgefunden, und Designori war eines der Mitglieder dieser Kommission geworden. Als er zum erstenmal in dieser Eigenschaft auftrat, es war bei einer Sitzung im Hause der Ordensleitung in Hirsland, war auch der Glasperlenspielmeister zugegen; die Begegnung hat ihm einen starken Eindruck gemacht und blieb nicht ohne Folgen, wir wissen manches darüber durch Tegularius und dann durch Designori selbst, der in dieser für uns nicht ganz erhellbaren Zeit seines Lebens bald wieder sein Freund, ja sein Vertrauter wurde.
    Bei jener ersten Wiederbegegnung nach Jahrzehnten des Vergessens stellte wie üblich der Sprecher die Herren der neu gebildeten Staatskommission den Magistern vor. Als unser Meister den Namen Designori hörte, war er überrascht, ja beschämt, denn er hatte den seit langen Jahren nicht mehr gesehenen Kameraden seiner Jugend nicht auf den ersten Blick
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    wiedererkannt. Während er ihm nun, auf die offizielle Verbeugung und Grußformel verzichtend, freundlich die Hand entgegenstreckte, blickte er ihm aufmerksam ins Gesicht und versuchte zu ergründen, kraft welcher Veränderungen es sich dem Erkanntwerden durch einen alten Freund hatte entziehen können. Auch während der Sitzung ruhte sein Blick des öftern auf dem einst so vertrauten Gesicht. Übrigens hatte ihn Designori mit Ihr und dem Magistertitel angeredet, und er hatte ihn zweimal bitten müssen, ehe jener sich entschließen konnte, sich der alten Anrede zu bedienen und ihn wieder du zu nennen.
    Knecht hatte Plinio als einen stürmischen und heiteren, mitteilsamen und glänzenden Jüngling gekannt, als einen guten Schüler und zugleich einen jungen Weltmann, der sich den weltfremden jungen Kastaliern überlegen fühlte und dem es oft Spaß machte, sie herauszufordern. Nicht frei von Eitelkeit war er vielleicht gewesen, aber offenen Wesens, ohne Kleinlichkeit und für die meisten Altersgenossen interessant, anziehend und liebenswürdig, ja für manche blendend durch seine hübsche Erscheinung, sein sicheres Auftreten und das Aroma von Fremdheit, das ihn als Hospitanten und Weltkind umgab. Jahre später, gegen Ende seiner Studentenzeit, hatte Knecht ihn wiedergesehen, da war er ihm verflacht, vergröbert und seines frühern Zaubers ganz

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