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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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Dienst erweisen konnte. Auf das Glasperlenspiel allerdings hatte er seit langen Jahren verzichtet.
    Wir könnten es nicht des genaueren berichten, auf welche Weise der Magister allmählich das Vertrauen des Freundes wiedergewann; jeder von uns, der des Meisters ruhige Heiterkeit
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    und liebevolle Artigkeit kennt, mag es sich auf seine Weise vorstellen. Knecht ließ nicht nach, um Plinio zu werben, und wer hätte auf die Dauer widerstanden, wenn es ihm damit Ernst war?
    Am Ende hatte, einige Monate nach jener ersten
    Wiederbegegnung, Designori seine wiederholt ergangene Einladung zu einem Besuche in Waldzell angenommen, und die beiden fuhren an einem wolkigwindigen Herbstnach- mittag durch das beständig zwischen Licht und Schatten wechselnde Land den Stätten ihrer Schülerzeit und Freundschaft entgegen, Knecht in gelassener Heiterkeit, sein Begleiter und Gast still, aber unruhig, gleich den leeren Feldern zwischen Sonne und Schatten, zwischen Freuden des Wiedersehens und Trauer des Fremdgewordenseins zuckend. Nahe der Siedlung stiegen sie aus und gingen zu Fuß die alten Wege, auf denen sie als Schüler miteinander gegangen waren, erinnerten sich mancher
    Kameraden und Lehrer und an manches ihrer damaligen
    Gespräche.
    Designori blieb für einen Tag Knechts Gast, der ihm
    versprochen hatte, ihn diesen Tag hindurch als Zuschauer allen seinen Amtshandlungen und Arbeiten beiwohnen zu lassen. Am Ende dieses Tages - der Gast wollte am nächsten Morgen in aller Frühe abreisen - saßen sie in Knechts Wohnzimmer allein beisammen, beinahe schon wieder in der alten Vertraulichkeit.
    Der Tag, an dem er von Stunde zu Stunde des Magisters Arbeit hatte beobachten können, hatte dem Fremden großen Eindruck gemacht. An diesem Abend fand zwischen den beiden ein Gespräch statt, das Designori gleich nach seiner Heimkehr aufgezeichnet hat.
    Wenn es auch zum Teil Unwichtiges enthält und unsre
    nüchterne Darstellung vielleicht in einer manchen Leser störenden Weise unterbricht, möchten wir es doch so mitteilen, wie jener es aufgeschrieben hat.
    »So sehr vieles hatte ich im Sinn dir zu zeigen«, sagte der
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Magister, »und nun bin ich doch nicht dazu gekommen.
    Zum Beispiel meinen hübschen Garten; erinnerst du dich noch des›Magistergartens ‹und der Pflanzungen von Meister Thomas? - ja, und so vieles andre. Ich hoffe, es werde auch dafür Tag und Stunde noch kommen. Immerhin hast du seit gestern manche Erinnerung nachprüfen können und hast auch eine Vorstellung von der Art meiner Amtspflichten und meines Alltags bekommen.«
    »Ich bin dir dafür dankbar«, sagte Plinio. »Was eure Provinz eigentlich ist, und was für merkwürdige und große Geheimnisse sie hat, bega nn ich erst heute wieder zu ahnen, obwohl ich auch in den Jahren meines Fernbleibens viel mehr an euch dachte, als du vermutet hättest. Du hast mir heute einen Einblick in dein Amt und in dein Leben gegeben, Josef, ich hoffe, es sei nicht das letztemal gewesen, und wir werden noch des öftern über das reden, was ich hier gesehen habe und worüber ich heut noch nicht sprechen kann. Dagegen fühle ich wohl, daß dein Vertrauen auch mich verpflichtet, und weiß, daß meine bisherige Verschlossenheit dich hat befremden müssen. Nun, auch du wirst mich einmal besuchen und sehen, wo ich zu Hause bin. Für heute kann ich dir nur ein wenig davon erzählen, so viel nur, daß du wieder über mich Bescheid weißt, und mir selbst wird die Aussprache, wenn sie auch zugleich beschämend und eine Strafe für mich ist, wohl auch etwas Erleichterung bringen.
    Du weißt, ich stamme aus einer alten, um das Land verdienten und mit eurer Provinz befreundeten Familie, einer konservativen Familie von Gutsbesitzern und höhern Beamten. Aber sieh, schon diese einfache Mitteilung stellt mich vor die Kluft, die dich von mir trennt! Ich sage ›Familie‹und glaube damit etwas Einfaches, Selbstverständliches und Eindeutiges zu sagen, aber ist es denn das?
    Ihr von der Provinz habet euren Orden und eure Hierarchie, aber Familie habt ihr nicht, ihr wisset nicht, was Familie, Blut
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    und Herkunft ist, und habet keine Ahnung von den geheimen und gewaltigen Zaubern und Kräften dessen, was man Familie nennt. Nun, und so ist es wohl im Grunde mit den meisten Worten und Begriffen, in denen unser Leben sich ausdrücken läßt: die meisten, die für uns wichtig sind, sind es für euch nicht, sehr viele sind für euch einfach unverständlich, und andre bedeuten bei euch etwas ganz

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