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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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Jüngern
    Glasperlenspieler der einzige, der seinen Freund wegen des ihm gewordenen Auftrags nicht beneidete, und der einzige, für welchen dessen Abberufung auf Ungewisse Zeit ein so tiefer,
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    beinahe unerträglicher Schmerz und Verlust war.
    Josef selbst empfand den neuen Zustand, sobald er jenen gewissen Schreck über das plötzliche Verlorengehen seiner geliebten Freiheit überwunden hatte, freudig, er spürte Lust zur Reise, Lust zur Betätigung und Neugierde auf die fremde Welt, in die man ihn sandte. Übrigens ließ man den jungen
    Ordensbruder nicht ohne weiteres nach Mariafels reisen; er wurde zuerst drei Wochen in die »Polizei« gesteckt. So hieß unter den Studenten jene kleine Abteilung im Apparat der Erziehungsbehörde, welche man etwa ihr Politisches
    Departement oder auch ihr Außenministerium nennen könnte, wenn dies nicht doch etwas gar zu großartige Namen für eine kleine Sache wären. Hier wurden ihm die Verhaltungsmaßregeln für Ordensbrüder beim Aufenthalt in der Welt draußen beigebracht, und beinahe jeden Tag widmete ihm Herr Dubois, der Vorstand dieses Amtes, persönlich eine Stunde. Diesem gewissenhaften Mann nämlich schien es bedenklich, an einen solchen Außenposten einen noch unbewährten und noch
    vollkommen weltunkund igen Mann zu schicken; er machte kein Hehl daraus, daß er den Entschluß des Glasperlenspielmeisters mißbillige, und gab sich doppelte Mühe, den jungen
    Ordensbruder über die Gefahren der Welt und die Mittel, ihnen wirksam zu begegnen, mit freundlicher Sorgfalt aufzuklären.
    Und die väterlich besorgte, redliche Gesinnung des Vorstandes traf mit der Willigkeit des jungen Mannes, sich belehren zu lassen, so glücklich zusammen, daß in diesen Stunden seiner Einführung in die Regeln des Umgangs mit der Welt Josef Knecht seinem Lehrer richtig lieb wurde und dieser ihn zuletzt beruhigt und mit vollem Zutrauen in seine Mission entlassen konnte. Er versuchte sogar, mehr aus Wohlwollen als aus Politik, ihm noch von sich aus eine Art von Auftrag mitzugeben.
    Herr Dubois gehörte, schon als einer der wenigen »Politiker«
    Kastaliens, zu jener sehr kleinen Gruppe von Beamten, deren Gedanken und Studien zum größern Teil dem staatsrechtlichen
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    und wirtschaftlichen Fortbestande Kastaliens, seinem Verhältnis zur Außenwelt und seiner Abhängigkeit von ihr galten.
    Die allermeisten Kastalier, die Beamten nicht minder als die Gelehrten und Studierenden, lebten in ihrer pädagogischen Provinz und ihrem Orden als in einer stabilen, ewigen und sich von selbst verstehenden Welt, von welcher sie freilich wußten, daß sie nicht immer dagewesen, daß sie einmal entstanden, und zwar in Zeiten tiefster Not langsam und unter bittern Kämpfen entstanden war, entstanden am Ende der kriegerischen Epoche ebensowohl aus einer asketischheroischen Selbstbesinnung und Anstrengung der Geistigen wie aus einem tiefen Bedürfnis der erschöpften, verbluteten und verwahrlosten Völker nach Ordnung, Norm, Vernunft, Gesetz und Maß.
    Sie wußten das und wußten um die Funktion aller Orden und
    »Provinzen« der Welt: sich des Regierens und Wettbewerbs zu enthalten und dafür eine Stetigkeit und Dauer der geistigen Fundamente aller Maße und Gesetze zu gewährleisten. Daß aber diese Ordnung der Dinge sich keineswegs von selbst verstehe, daß sie eine gewisse Harmonie zwischen Welt und Geist voraussetze, deren Störung immer wieder möglich war, daß die Weltgeschichte, alles in allem genommen, das Wünschenswerte, Vernünftige und Schöne keineswegs anstrebe und begünstige, sondern höchstens je und je als Ausnahme dulde, dies wußten sie nicht, und die heimliche Problematik ihrer kastalischen Existenz wurde von fast allen Kastaliern im Grunde nicht wahrgenommen, sondern eben jenen wenigen politischen Köpfen überlassen, deren der Vorstand Dubois einer war.
    Von ihm, von Dubois, erfuhr Knecht, nachdem er sein
    Vertrauen gewonnen hatte, eine summarische Einführung in die politischen Grundlagen Kastaliens, welche ihn anfänglich eher abstoßend und uninteressant anmutete gleich den meisten seiner Ordensbrüder, ihm dann jene Bemerkung Designoris über die Möglichkeit einer Gefährdung Kastaliens ins Gedächtnis zurückrief und mit ihr den ganzen, scheinbar längst
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    verwundenen und vergessenen, bittern Nachgeschmack seiner jugendlichen Auseinandersetzungen mit Plinio und ihm dann plötzlich höchst wichtig und zu einer Stufe auf seinem Weg des Erwachens wurde.
    Am Ende ihres

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