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Das Glueck Beginnt in Dir

Das Glueck Beginnt in Dir

Titel: Das Glueck Beginnt in Dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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sich an den fehlenden Grenzen nicht mehr reiben. Reibung erzeugt Wärme. Grenzen setzen ist also durchaus ein Zeichen von Liebe. Eine Erziehung, die keine Grenzen setzt, wird von den Kindern nicht als Freiheit und Liebe erfahren.
19. MAI :
Konflikte gehören dazu
    Eltern tun den Kindern keinen Gefallen, wenn sie immer nur verständnisvoll sind und mit ihnen über ein ungutes Verhalten bloß diskutieren. Die Kinder spüren genau, dass die Eltern zu feige sind, die Auseinandersetzung mit ihnen zu wagen. Sie sagen dann: «Du nervst mich.» Kinder brauchen nicht nur, sie wollen auch Eltern, die klar sagen, was sie wollen. Doch viele Eltern schrecken davor zurück. Sie wollen nur Verständnis zeigen und letztlich Verständnis der Kinder erfahren, anstatt den herberen Teil ihrer Rolle als Vater oder Mutter ernst zu nehmen.
20. MAI :
Manchmal bin ich einfach
    «Manchmal denke ich. Und manchmal bin ich.» Paul Valery hat mit dieser Einsicht eine überraschende Erfahrung vieler erleuchteter Menschen formuliert: eine Einsicht, die uns alle betrifft. Wir haben einen Verstand, und den müssen wir auch gebrauchen. Er hilft uns, unser Leben zu meistern. Doch manchmal steht der Verstand unserer Sehnsucht nach Leben im Weg. Solange ich über mein Leben nachdenke, bin ich auch in Distanz, ziehe ich mich vom Leben zurück. Ich reflektiere das Leben, aber ich nehme es nicht wahr. Ich spüre es nicht. Paul Valery kennt die andere Erfahrung, dass er manchmal einfach nur da ist. Der Verstand ist nicht ausgeschaltet, aber er ruht.
21. MAI :
Eine gute Medizin
    Dass Gesundheit zu einem guten Leben nötig ist, sieht jeder ein. Doch heute wird sie häufig als das höchste Gut schlechthin gesehen. Alle Anstrengungen kreisen dann nur darum, möglichst gesund zu leben. Die alten griechischen Ärzte wussten, dass Gesundheit das Ergebnis anderer Werte ist: Wer seiner Natur gemäß lebt, der lebt gesund. Zur Natur des Menschen gehört es jedoch auch, über sich hinauszublicken. Aber selbst wenn man alle gesunden Wege geht – gesunde Lebensführung, gesunde Ernährung, gesunde Lebenseinstellung, gesunde Spiritualität: Eine Garantie für die Gesundheit gibt es nicht.
22. MAI :
Im Nichtwissen fröhlich
    «Ich komm, weiß net woher,
    Ich fahr, weiß net wohin,
    Mich wundert’s,
    dass ich fröhlich bin.»
     
    Es sind eigenartige Verse, die dieses mittelalterliche Gedicht uns überliefert. Obwohl der Dichter nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht, ist er doch fröhlich. Und er wundert sich über seine Fröhlichkeit. Er stellt sich die Grundfragen des Menschseins: Woher komme ich und wohin gehe ich? Aber er gibt sein Unwissen zu. Er kennt die letzten Antworten nicht. So begnügt er sich mit seinem Nichtwissen. Und damit erringt er die wahre Weisheit, die nach Sokrates darin besteht: zu wissen, dass ich nichts weiß. In seinem Nichtwissen ist er dennoch fröhlich. Er wundert sich darüber. Er kann seine Fröhlichkeit nicht erklären. Sie hat keinen Grund. Sie ist einfach in ihm. Er freut sich, weil er sich freut.
23. MAI :
Zur Freude geboren
    Fröhlichkeit ist offensichtlich eine Grundlage des Daseins. Und damit liegt bei allem Nichtwissen etwas Wesentliches über den Menschen: Der Mensch ist Freude. Die Fröhlichkeit ist ihm von Natur aus mitgegeben. Letztlich ist sie ein Gottesgeschenk. Aber auch das will der Dichter nicht beweisen. Er nimmt dankbar an, dass er fröhlich ist. Das genügt ihm.
24. MAI :
Nichts Schöneres unter dem Himmel
    Joachim Ringelnatz zeichnet sich durch seine satirischen Verse aus. Doch hinter der Satire steckt bei ihm offensichtlich noch mehr: eine Lust, die üblichen Vorstellungen der Menschen in Frage zu stellen und den Menschen auf neue Wege zu weisen:
     
    «Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
    Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
    Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
    Mit einem grünen Reis.
    Verstecke dich faul in die Fülle der Gräser.
    Weil’s wohl tut, weil’s frommt.
    Und bist du ein Mundharmonikabläser
    Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
    Und lasse deine Melodien lenken
    Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
    Vergiss dich. Es soll dein Denken
    Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.»
     
    … Ein fröhliches Gedicht, ein fantastisches Spiel mit Bildern und Worten, das den Ernst des Lebens für einen Augenblick vergessen lässt, das eine kosmische Melodie der Schöpfungslust und Selbstvergessenheit und des Daseins im Augenblick anstimmt. Und das, indem es die

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