Das Glueck Beginnt in Dir
Gedanken ohne Ziel und Zweck «hüpfen» lässt, nichts anderes ist als Sprache gewordene Lebenslust. Auch Ringelnatz ist überzeugt: Es gibt nichts Schöneres unter dem Himmel.
25. MAI :
Die Suche nach Glück
Wir können das Glück durchaus bewusst und aktiv suchen. Jede Philosophie war letztlich Suche nach dem Glück. Die Philosophen haben ja auch immer wieder Wege aufgezeigt, wie wir das Glück finden können. Aber diese Wege fordern uns als Menschen ganz und gar heraus. Notwendig ist beides: Es braucht die Anstrengung des Denkens, was wirkliches Glück ist. Und es braucht den Übungsweg, der immer über die Begegnung mit der eigenen Wahrheit geht, um uns – nicht immer, aber immer öfter – glücklich fühlen zu können.
26. MAI :
Dann ist alles gut
Natürlich kenne ich manchmal Gedanken wie: «So gut möchte ich formulieren können wie Augustinus oder wie Erhart Kästner.» Doch wenn ich das merke, dann versuche ich, bei mir zu sein und mir vorzusagen: «Ich bin ich. Und es ist gut so, wie ich bin. Ich tue das, was für mich stimmt.» Wenn es mir dann gelingt, ganz im Einklang mit mir selbst zu sein und dankbar anzunehmen, was Gott mir an Fähigkeiten gegeben hat, aber auch dankbar zu sein für die Grenzen, die ich wahrnehme, dann ahne ich, was wirkliches Glück ist. Ich sitze da, atme ein und aus und genieße es, das Leben zu spüren, mich in meiner Einmaligkeit wahrzunehmen. Dann schmecke ich das Leben, dann koste ich das Glück. Ich bin von Gott so geformt und gebildet, in seiner Liebe geborgen. Dann ist alles gut.
27. MAI :
Diskretion
«Siehst du jemanden antworten auf alles, was man ihn fragt, ansprechen alles, was er bemerkt, erwähnen alles, was er gelernt hat, so schließe daraus: Er ist ein Tor!» Heute würden wir sagen, dass es die Tugend der Diskretion ist, die Ibn Ata Allah hier vermisst. Wer auf alles eine Antwort weiß, wer zu allem seinen Kommentar abgeben muss, der ist indiskret. Er ist taktlos, aufdringlich, zudringlich. Für den heiligen Benedikt ist die «discretio» die Mutter aller Tugenden. Discretio ist die Gabe der Unterscheidung der Geister, das Gespür für das richtige Maß. Das Wort kommt von «discernere: scheiden, trennen, unterscheiden».
Im Deutschen hat Diskretion eine andere Bedeutung angenommen. Da «discernere» auch «absondern» bedeuten kann, wurde Diskretion mehr als Verschwiegenheit und Zurückhaltung verstanden. Ich betrachte mit Abstand, aus der Absonderung heraus. Ich urteile nicht. Ich muss nicht reden über die Dinge. Diskretion ist die Fähigkeit, die Dinge stehen zu lassen, sich jedes Urteilens und Bewertens zu enthalten. Diskretion schafft eine angenehme Atmosphäre.
In der Nähe eines diskreten Menschen fühle ich mich frei, ich selbst zu sein: Ich werde nicht beobachtet und bewertet, ich darf sein. Dem diskreten Menschen werde ich mich anvertrauen, wenn mich eine Frage umtreibt oder wenn es mir nicht gut geht. Da habe ich keine Angst, von mir zu sprechen. Ich weiß, dass der andere es für sich behält. Indiskretion zerstört Gemeinschaft. Diskretion ist ihre Grundlage.
28. MAI :
In uns ein Raum …
Wir haben in uns einen Raum, zu dem die alltäglichen Probleme keinen Zutritt haben, in dem wir aufatmen können. In diesem Raum kann ich die Erfahrung machen: Ich habe Fehler, aber ich bin nicht meine Fehler. In diesem Raum wird all das, was mir zu schaffen macht, relativiert. Es hat keine letzte Macht über mich. Dieser Raum ist frei von Wut und Angst, frei von Enttäuschungen und Selbstvorwürfen. Ich kann zu allem, was in mir ist, Ja sagen. Ich weiß, dass in diesem Raum nichts über mich Macht hat. Weil ich dort heil und ganz bin, darf ich sanft und gut mit mir umgehen.
29. MAI :
Lob der Langsamkeit
Es gibt eine Schnelligkeit, die uns am guten Leben hindert. In ihr verlieren wir die Fähigkeit, im Augenblick zu sein und das zu genießen, was wir gerade erleben. In Kursen übe ich mit den Teilnehmern manchmal bewusst die Langsamkeit ein. Ich lasse die Menschen in der Gebärde der Schale ganz langsam durch den Raum gehen. Sie sollen sich vorstellen, dass sie in ihrer Schale etwas Kostbares tragen, das sie nicht verschütten möchten. Und so gehen sie langsam vor sich her und erleben erst das Geheimnis, ganz im Augenblick. Diese einfache Übung wird für viele zu einer Erfahrung der reinen Gegenwart. Und wenn sie ganz im Augenblick sind, erleben sie das Leben in seiner ganzen Intensität. Sie erleben, dass ihr Leben gut ist.
30. MAI :
Luxus, den ich
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