Das Glueck Beginnt in Dir
Wohlstand gebracht haben und Interesse haben an Bildung und Philosophie. Eine Szene ist auch heute von hoher Aktualität. Da kommt ein Mann zu Jesus, der sich über seinen älteren Bruder beschwert, er sei nicht bereit, sein Erbe mit ihm zu teilen. Wenn es ums Erben geht, zerstreiten sich auch heute Brüder und Schwestern. Dabei geht es nicht nur um die Verteilung des Geldes, sondern letztlich darum, wer mehr vom Vater oder von der Mutter geliebt worden ist, wer der eigentliche Lieblingssohn, die Lieblingstochter von Vater und Mutter war.
Jesus weigert sich, als Richter und Schlichter aufzutreten, wie es damals die Schriftgelehrten durchaus taten. Er will die Menschen auf eine andere Ebene führen und die Augen der Zuhörer für das Eigentliche öffnen. Sie sollen sich über den Sinn ihres Lebens Gedanken machen. Und der Sinn des Lebens besteht nicht im Überfließen dessen, was man besitzt. Der Besitz verführt dazu, ihn festzuhalten, besessen und süchtig zu werden. Dann stockt das Leben.
Überfließen kann nur das Leben, das von der Liebe geprägt ist, die austeilt, anstatt festzuklammern.
15. MAI :
Unsere Kinder …
Der libanesische Dichter Khalil Gibran versteht unter Erziehung etwas Ungewöhnliches. Es kommt dem nahe, was die Sprache zum Ausdruck bringt: herausziehen, hervorlocken, was immer schon da ist: «Deine Kinder sind nicht dein Besitz, sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Ihre Seele wohnt im Haus des Morgen, wo du sie nicht besuchen kannst!» – Die Kinder gehören nicht den Eltern und Erziehern. Sie haben in sich eine Sehnsucht, der zu sein, der sie von Gott her sein wollen, dem einmaligen Bild zu entsprechen, das Gott sich von ihnen gemacht hat. Das verlangt, dass die Eltern sich in das Geheimnis jedes Kindes hineinmeditieren. Welche Sehnsucht steckt in diesem Kind? Was ist sein Geheimnis? Was denkt es? Wie fühlt es? Was ist seine Stärke, was seine Begabung? Wenn ich jedes Kind meditiere, erkenne ich, dass jedes einmalig und einzigartig ist, dass jedes seine eigene Weise hat zu denken, zu fühlen, zu handeln, zu wachsen. Ich kann über das Kind nicht verfügen. Ja, es wohnt in einem Haus, in dem ich es nicht besuchen kann. Ich kann nur erahnen, was das Morgen ist, das in diesem Kind aufleuchtet. Aber ich weiß nicht, was für es stimmt. Ich kann mich im Haus seiner Seele nicht umsehen wie in seinem Zimmer, das ich aufräume, wenn es durcheinandergeraten ist. Das Haus seiner Seele darf und vermag ich nicht einzurichten nach meinem Geschmack. Es ist unzugänglich für mich. Ich kann es nur achten und dafür beten, dass das Kind in diesem Haus des Morgen sein eigenes Morgen erkennt und zulässt.
16. MAI :
Zeit, ein offenes Herz, Mitgefühl
Meine Mutter, eine durch und durch praktisch veranlagte Frau, hat sich den Dingen gestellt und sie – so gut es ging – organisiert und bewältigt. Und sie hat ihr Leben lang eine optimistische Einstellung bewahrt. Auch als sie im Alter kaum mehr sehen konnte, hat sie nicht gejammert, sondern immer das Positive gesehen und die Schwächen mit Humor angenommen. Sie hat sich geistig fit gehalten. Und sie hatte eine angeborene Weise, andern zuzuhören. Sie hatte ein eigenes Gespür, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und aus ihnen herauszulocken, wie es ihnen wirklich ging.
17. MAI :
Gesunde Zeitdisziplin
Was ich von meinem Vater gelernt und dann später im Internat und in der Schule vertieft habe, war eine klare Disziplin. Er war es auch, der mich lehrte, bei einer Sache zu bleiben. Und so entwickelte ich während der Gymnasialzeit eine eigene Art und Weise zu lernen: niemals zu lange an einem Stück, immer abwechselnd die innere Aufmerksamkeit auf verschiedene Gegenstände steuernd. Diese Art von Zeitdisziplin, die einem inneren Rhythmus folgt, ist für mich auch heute eine wichtige Quelle, aus der ich schöpfe. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mich in die Disziplin hineinzwänge. Sie ist vielmehr die Form meines Arbeitens, die meiner Seele entspricht.
18. MAI :
Kinder brauchen Grenzen
Viele Eltern tun sich schwer, ihren Kindern Grenzen zu setzen, denn sie wollen das Beste für ihre Kinder. Oft leiden sie selbst darunter, dass ihre Eltern ihnen zu enge Grenzen gesetzt haben, die sofort mit Strafen und Strafandrohungen verbunden waren. Aus Angst, die Kinder den gleichen Erfahrungen auszuliefern, setzen sie kaum noch Grenzen. Doch damit tun sie sich selbst und den Kindern keinen Gefallen. Denn die Kinder können
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