Das Glück einer Sommernacht
flüchtiger Bekannter“, verbesserte sie.
„Ihr abgesagtes Date von neulich abends?“
„Ja. Er wollte mich zu dem Konzert im Music Center einladen“, erklärte sie wahrheitsgemäß.
Sie waren an der großen Kiefer angekommen, und Kelsey bog rechts ab. Langsam kannte sie sich in der Gegend aus, ein gutes Gefühl! „Wäre das denn ein Problem für Sie?“, fragte sie. „Wenn ich zu dem Konzert ginge?“
„Was Sie mit Ihrer freien Zeit anfangen, ist Ihre Sache“, antwortete Alex achselzuckend.
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Natürlich kümmerte ihr Privatleben ihn überhaupt nicht. Warum sollte es auch? Toms Bemerkung hatte ihr absurde Flausen in den Kopf gesetzt.
„Danke“, sagte sie nüchtern.
„Kein Problem.“
Den Rest des Weges fuhren sie schweigend.
Kelsey nahm an, dass Alex sofort verschwinden würde, sobald sie den Wagen am Haus geparkt hatte. Zu ihrer Überraschung blieb er sitzen. Er schlang die langen Finger ineinander und blickte auf seine Hände.
„Gehen Sie gleich wieder an die Arbeit?“, fragte er plötzlich.
Was für Arbeit? Sie hatte immer noch keine neuen Seiten von ihm bekommen. „Warum? Soll ich irgendetwas für Sie tun?“
„Nein.“ Er wirkte ganz ungewohnt zögernd. Wollte er sie um einen Gefallen bitten und rang mit sich, ob er das über sich bringen konnte?
Mit dem, was nun kam, hätte sie nie im Leben gerechnet: „Würden Sie gern noch ein bisschen spazieren gehen?“
„Spazieren gehen?“, wiederholte sie vorsichtig. Mit ihm?
„Es ist heiß heute. Im Wald ist es kühler. Und Sie haben recht, die Apfeltaschen duften köstlich, und es ist Mittagessenszeit …“
Verstand sie da auch alles richtig? Zur Sicherheit fragte sie noch einmal nach: „Wollen wir zusammen picknicken?“
Jetzt sah er sie endlich direkt an. „Ich hätte Lust, die Apfeltaschen irgendwo zu essen, wo es kühler ist. Und da Sie mich heute die ganze Zeit herumgefahren haben, dachte ich, ich lade Sie ein. Aber“, fügte er achselzuckend hinzu, „wenn Sie etwas anderes zu tun haben, oder …“
„Nein!“, unterbrach Kelsey ihn hastig. Fast hätte sie es laut ausgerufen. „Ich muss mich nur schnell umziehen.“ Sie zupfte an ihrem bunten kurzen Rock. „Das ist nicht ganz das richtige Outfit für einen Waldspaziergang.“
Als sein Blick über sie wanderte, flatterten zum x-ten Mal wieder Schmetterlinge in ihrem Magen.
„Gut“, sagte er nur. „Ich warte in fünf Minuten auf Sie, am anderen Ende des Gartens.“
Sie rannte die Stufen hoch in ihr Zimmer und versuchte, den Jubel, der sich in ihr ausbreiten wollte, zu unterdrücken. Da sie am liebsten kurze Röcke und leichte Kleider trug, hatte sie nicht viel Geeignetes für Waldspaziergänge in ihrem Koffer. Sie entschied sich für marineblaue Bermudashorts und ein Tank Top in leuchtendem Pink. Ihr Haar band sie zu einem Pferdeschwanz und steckte es durch eine alte Baseballkappe, die sie sonst zum Joggen trug. Nicht besonders stilvoll, das Ganze.
Aber wie Alex gesagt hatte: Es war nur ein Apfeltaschen-Essen im Wald! Er merkte wohl ohnehin kaum, was sie anhatte. Wenn er überhaupt noch im Garten auf sie wartete, denn sie hatte viel länger als fünf Minuten gebraucht. Auf dem Weg durch die Küche schnappte sie noch schnell zwei Wasserflaschen, dann lief sie hinaus in den Garten.
Alex lehnte an der Schuppenwand, als sie kam, und sah aus wie ein sehr lässiger Wachposten mit blauer Armschlinge. Er blickte ihr entgegen, und sie musste die Augen abwenden, um der Versuchung zu widerstehen, sich direkt in seine Arme zu werfen oder etwas ähnlich Verrücktes zu tun. Konzentriert lief sie weiter auf ihn zu. Hoffentlich sah er ihr nicht an, was für ein Chaos der Gefühle in ihr herrschte.
„Gehen Sie voraus!“, rief sie lachend. „Ich sterbe vor Hunger.“
Kelsey hatte gewusst, dass hinter dem Garten ein Pfad den Berg hinaufführte. Aber dieser Bergwald war eine Offenbarung. Eine malerische, verzauberte Welt erwartete sie, kaum dass sie den Wald betreten hatten. Der Pfad war breit und leicht zu gehen. Mächtige Kiefernzweige schirmten sie und Alex gegen die Sonne ab und bildeten ein hohes, dichtes Dach über ihnen. Braune Kiefernnadeln lagen unter ihren Füßen wie ein dicker, weicher Teppich.
Hin und wieder drang ein Sonnenstrahl herunter und ließ glitzernde Farnwedel und unzählige verborgene Pflanzen im Unterholz ringsum aufleuchten. Es war ein stilles, kühles Märchenreich, üppig und grün.
Nie hatte Kelsey etwas
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