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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wallace
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Ähnliches gesehen, weder im Central Park noch hier aus ihrem Fenster, auch wenn sie sich immer noch täglich an ihrem Ausblick dort freute. Kein Wunder, dass Alex jeden Morgen hierher verschwand.
    „Hatten Sie hier Ihren Unfall?“, fragte sie leise. Unwillkürlich senkte sie die Stimme, um den Frieden ringsum nicht zu stören und den Zauber nicht zu brechen.
    Alex wies zu einer Wegbiegung an dem Hang vor ihnen. „Dort oben. Ich sah einem Eichhörnchen zu, das durch die Äste hüpfte, und bin über meine eigenen Füße gestolpert.“
    Bei der Vorstellung, wie der düstere Alex Markoff sich von einem Eichhörnchen ablenken ließ, musste Kelsey kichern. Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    „Ob das Eichhörnchen sich wohl bewusst war, dass es beinahe das größte literarische Comeback des Jahres zunichtegemacht hätte?“, sagte sie lachend.
    „Nennt Stuart es so?“, fragte er stirnrunzelnd.
    „Unter anderem. Viele Leute warten schon sehr lange auf einen Nachfolger von Folge dem Mond. “
    „Folge dem Mond …“ Alex hob den gesunden Arm und zog einen großen Kiefernast zurück, der ihnen den Weg versperrte. „Mein Schlachtross, mein Jackpot. Mein Segen und mein Fluch.“
    Kelsey duckte sich unter den Kiefernnadeln hindurch. „Ich bin sicher, dass es eine Vielzahl Schriftsteller auf der Welt gibt, die nichts dagegen hätten, mit Ihnen zu tauschen.“
    „Sie können gern kommen.“ Alex ließ den Ast los. Der zischte durch die Luft zurück an seinen Platz. „Manchmal wünschte ich, ich hätte das Buch nie geschrieben. Dann wäre das Leben um einiges leichter.“
    Den letzten Satz schien er nicht zu ihr, sondern zu den Bäumen ringsum zu sagen.
    Kelsey dachte an all die Schreibblöcke, die noch vollgeschrieben werden mussten, und an die düsteren, schmerzvollen Seiten, die sie bisher gelesen hatte. „Sie möchten dieses Buch nicht schreiben, stimmt’s?“
    „Das Schreiben ist nicht das Problem. Nur das Veröffentlichen. Und alles, was damit zusammenhängt.“
    Sie dachte wieder an die Artikel, die sie im Internet gesehen hatte. Ja, sie verstand ihn.
    „Aber diesmal wird es doch sicher anders“, versuchte sie ihn aufzumuntern.
    „Warum? Weil ich nicht mehr verheiratet bin?“
    Die Bitterkeit in seiner Stimme entging ihr nicht. „Nein. Ich meine, diesmal wissen Sie, was auf Sie zukommt.“
    „Ich finde den Gedanken nicht besonders tröstlich.“
    Sie gingen eine Weile schweigend, und die Stimmung war nicht mehr so heiter wie zuvor. Von Zeit zu Zeit sah Kelsey verstohlen zu Alex hinüber. Sie wünschte, sie könnte seine Gedanken lesen. Aber wie immer waren sie gut verborgen.
    Als könnte er dafür ihre Gedanken lesen, begann er plötzlich zu reden: „Komisch, wie das Leben so spielt. Man fängt zu schreiben an, weil man Geschichten im Kopf hat, die man mit anderen Menschen teilen möchte. Wenn man es dann geschafft hat, wenn dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist, ändert sich alles, besonders, wenn ein Roman auch noch ein Erfolg wird.“
    Wieder schien er hauptsächlich zu den Bäumen zu sprechen. „Auf einmal geht es nicht mehr um das Buch, sondern um die Person dahinter. Was man wann getan hat, wo man gewesen ist, mit wem man zusammen war. Womit man ihnen nützlich sein kann. Da kann man sich leicht verlieren.“
    „Ich verstehe, dass das alles einen müde machen kann“, gab Kelsey vorsichtig zurück.
    „Müdigkeit ist nur die Spitze des Eisberges.“ Er blieb plötzlich stehen, lehnte die Papiertüte an einen Stein und drehte sich zu ihr um. „Ich weiß sehr gut, dass ich als Arbeitgeber und Mitbewohner ein Albtraum bin.“
    Das Eingeständnis traf sie mitten ins Herz.
    „Ach, wirklich?“, scherzte sie. „Das habe ich gar nicht gemerkt.“
    Er lächelte über ihren Versuch, die Situation aufzuheitern, aber seine Augen blieben ernst. „Die meisten Menschen hätten mich längst zum Teufel geschickt.“
    „Glauben Sie bloß nicht, dass ich nicht auch in Versuchung war.“
    Alex streckte die gesunde Hand aus und zupfte eine Kiefernnadel aus ihrem Haar. „Dann muss ich sehr dankbar sein, dass Sie so eine Geduld mit mir haben.“
    Seine sanfte Berührung war wie ein Flüstern an ihrer Wange und löste einen Sturzbach an Empfindungen in ihr aus.
    Was sollte sie tun? Sie strich sich das Haar hinters Ohr, während Alex die Tüte mit den Apfeltaschen schon wieder aufnahm und voranging. Komplimente? Geständnisse? Das konnte nicht derselbe Alex Markoff sein. In diesem Zauberwald war er auf

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