Das Glück eines Sommers
auch. Wir kümmern uns um die Kinder, Jack. Sie werden ein Heim haben – bei Menschen, die sie lieben. Dagegen kannst du doch nichts haben.«
Jack legte die Hand auf die Brust. »Und was ist mit mir?«
»Darauf komme ich noch.« Bonnie stand auf, schaute ihn aber nicht an. Stattdessen starrte sie an eine Stelle über seinem Kopf. »Wir haben an ein Hospiz gedacht. Ich werde mich um die Einzelheiten kümmern.« Jetzt blickte sie ihn an. Jack sah, dass sie nicht allzu glücklich über diesen Vorschlag war. »Wenn wir uns in der Zeit, die dir noch bleibt, um dich kümmern könnten, würden wir es tun, Jack. Aber wir sind nicht mehr die Jüngsten, und mit Michelle im Haus …«
»Und nach Lizzies Tod«, fügte Fred hinzu.
Jack und Bonnie starrten ihn an. Beide schienen überrascht zu sein, dass er noch da war und dann auch noch sprach. »Ja, und Lizzie«, sagte Bonnie. »Nun ja …«
Jack atmete tief ein und nahm all seine Kraft zusammen. Dann sagte er: »Es sind meine Kinder. Deshalb ist es auch meine Entscheidung.«
Fred schaute zu Jack und dann zu seiner Frau. Doch Bonnie hatte nur Augen für Jack.
»Du kannst nicht für die Kinder sorgen«, sagte sie. »Du kannst ja noch nicht mal für dich selbst sorgen. Lizzie hat sich um alles gekümmert. Aber jetzt ist sie nicht mehr da.« Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme besaß wieder einen harten Unterton.
»Trotzdem bleibt es meine Entscheidung«, erwiderte Jack trotzig, wusste aber selbst nicht, worauf er damit eigentlich hinauswollte.
»Wer kümmert sich dann um die Kinder?«, fragte Bonnie. »Wenn wir nichts tun, liegt es nicht mehr in unserer Hand, und sie kommen in Pflegefamilien und sehen sich vielleicht nie wieder. Willst du das?« Sie setzte sich neben ihn, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. »Willst du das wirklich?«
Jack atmete krampfhaft ein. Zusammen mit seiner Kraft wich auch seine Entschlossenheit. »Warum kann ich nicht einfach hierbleiben?« Wieder nahm er einen kräftigen Zug Sauerstoff. »Bis die Kinder gehen?«
»Ein Hospiz ist viel billiger. Tut mir leid, wenn das herzlos klingt, aber das Geld ist nun mal knapp, deshalb müssen harte Entscheidungen getroffen werden.«
»Dann soll ich also allein sterben?« Jack hielt kurz inne. »Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
Bonnie schaute zu ihrem Mann. Seiner Miene nach zu urteilen, stand Fred in diesem Punkt eindeutig auf Jacks Seite.
»Das ist wirklich nicht richtig, Bonnie«, sagte er. »Ihm einfach so die Familie wegzunehmen … und das nach allem, was passiert ist.«
Jack warf ihm einen anerkennenden Blick zu.
»Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht.« Bonnie seufzte. »Jack, ich will nicht herzlos sein. Ich sorge mich auch um dich. Ich will das alles nicht.« Sie legte eine kurze Pause ein. »Aber die Kinder haben gerade erst ihre Mutter verloren, und …« Bonnie verstummte.
Langsam dämmerte Jack, worauf sie hinauswollte.
»Und jetzt sollen sie nicht auch noch mich sterben sehen, nachdem sie gerade erst Lizzie verloren haben.«
Bonnie breitete die Hände aus. »Ja. Aber du hast recht, du bist ihr Vater. Also werde ich die Entscheidung dir überlassen. Sag mir, was ich tun soll, und ich werde es tun. Wir können die Kinder hierlassen, bis … bis du von uns gehst. Nach deiner Beerdigung können sie dann umziehen. Sie können bis zum Ende bei dir bleiben.«
»Wenn du etwas willst, Jack«, sagte Fred, »werden wir uns darum kümmern. Okay?«
Jack schwieg so lange, dass Bonnie sich schließlich erhob, ihren Sweater um die Schultern zog und erklärte: »Gut, wir werden hierher zu den Kindern ziehen. Dann können wir einen häuslichen Pflegedienst bestellen. Lizzie hatte eine Lebensversicherung. Mit dem Geld können wir …«
»Nehmt die Kinder.«
Fred und Bonnie schauten Jack an. Er wiederholte: »Nehmt die Kinder. Was macht es für einen Sinn, wenn sie mich sterben sehen? Sie waren schon auf einer Beerdigung. Warum sollten sie da noch eine zweite durchstehen müssen?«
»Bist du sicher?«, hakte Bonnie nach.
»Ja«, sagte Jack. »Arrangiert alles, sobald ihr könnt.« Es wird nicht lange dauern , dachte er. Nicht jetzt. Nicht, nachdem Lizzie von uns gegangen ist.
Als Bonnie sich zum Gehen wandte, erstarrte sie. Mikki und Cory standen in der Tür.
»Ich dachte, ihr wärt oben«, sagte Bonnie nervös.
»Meint ihr nicht, dass uns das auch etwas angeht?«, fragte Mikki geradeheraus.
»Ich glaube, die Erwachsenen sollten entscheiden, was für die Kinder
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