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Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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am besten ist.«
    »Ich bin kein Kind mehr!«, stieß Mikki hervor.
    »Michelle«, sagte Bonnie, »das ist für uns alle schwer. Wir versuchen doch nur, unter den gegebenen Umständen das Beste zu tun. Ihr habt eure Mutter verloren und ich meine Tochter.« Bonnies Stimme schwankte. »Das ist nicht leicht, Liebes.«
    Mikki schaute zu ihrem Vater. Hilflos erwiderte Jack ihren Blick. Er fühlte den Zorn, den seine Älteste ausstrahlte. »Ihr seid alle Loser!«, schrie Mikki, rannte aus dem Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Bonnie schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen, ehe sie sich wieder Jack zuwandte. »Das verlangt uns allen große Opfer ab«, sagte sie und verließ das Zimmer. Fred trottete gehorsam hinter ihr her.
    Cory stand einfach nur da und starrte seinen Vater an.
    »Cory …«, begann Jack, doch sein Sohn drehte sich um und rannte nach oben.
    Eine Minute verging. Jack fühlte sich in seinem Bett wie eine Schildkröte, die auf den Rücken gefallen war.
    »Jack?«
    Er hob den Blick und sah Bonnie in der Tür. Sie hielt irgendetwas in der Hand.
    »Die Polizei hat das gestern gebracht.« Sie hob die Tasche mit Jacks Medikamenten. »Die haben sie im Van gefunden. Es war verdammtes Pech, dass Lizzie wegen der Medikamente noch mal rausmusste, obwohl es so eisig war. Hätte sie es nicht getan, wäre sie noch am Leben.«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht fahren. Ich habe nicht gewollt, dass das passiert.«
    »Es ist aber passiert«, erwiderte Bonnie, lief hinaus und weinte hemmungslos.

KAPITEL 8
    Das Zimmer war klein, aber sauber. Aber das war auch nicht das Problem. Jack hatte schon mit zehn anderen Infanteristen monatelang in einem Wellblechverschlag geschlafen, und das mitten in der Wüste, wo es entweder zu kalt oder zu heiß gewesen war. Was Jack hier nicht gefiel, waren die Geräusche. Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens gaben nicht gerade angenehme Laute von sich. Husten, Würgen, Schmerzensschreie, aber hauptsächlich Stöhnen. Und es hörte nie auf. Dann war da das Quietschen der Räder, wenn jemand auf der Bahre davongefahren wurde, und das Knistern frischer Wäsche, wenn das Zimmer für den nächsten Sterbenden auf der Warteliste vorbereitet wurde.
    Die meisten Patienten hier waren schon älter, aber Jack war nicht der Jüngste. Zwei Türen weiter gab es einen Jungen im letzten Stadium der Leukämie. Als Jack in sein Zimmer gefahren worden war, hatte er den kleinen Jungen in seinem Bett gesehen: kahl, mit leerem Blick, angeschlossen an zahllose Schläuche. Er hatte kaum geatmet, nur noch darauf gewartet, dass es endlich vorbei war. Seine Familie kam jeden Tag, und seine Mutter war fast ständig bei ihm. Sie setzten fröhliche Gesichter auf, wann immer sie an seiner Seite waren, und brachen in Tränen aus, kaum dass sie das Zimmer verlassen hatten. Jack hatte es mehr als einmal gesehen, wenn sie an seiner Zimmertür vorbeigekommen waren. Sie gingen gebeugt und heulten in die Hände, die sie vors Gesicht geschlagen hatten. Auch sie warteten nur noch auf das Ende – und gleichzeitig fürchteten sie sich davor.
    Jack griff unter sein Kissen und zog den Kalender hervor. 11. Januar. Er strich ihn ab. Er war nun seit fünf Tagen hier. Durchschnittlich, so hatte er gehört, blieben die Leute drei Wochen hier. Ohne Lizzie waren das drei Wochen zu viel.
    Wieder griff Jack unter sein Kissen und zog die sechs inzwischen zerknitterten Briefe an Lizzie hervor. Er hatte sie sich von Sammy aus dem Haus holen lassen, bevor es verkauft worden war. Nun hielt er sie in der Hand. Das Papier war voller Tränenflecken, denn er griff mehrmals am Tag nach ihnen. Was sollte er auch sonst mit der Zeit anfangen, die ihm geblieben war?
    Die Briefe drückten nun auf sein Herz – aus einem ganz einfachen Grund: Lizzie würde sie nie lesen. Sie würde nie wissen, was er in den letzten Tagen seines Lebens empfunden hatte. Sie würde nie erfahren, wie sehr er sie geliebt hatte. Gleichzeitig waren die Briefe das Einzige, was ihn in Frieden und mit einem Rest an Würde sterben ließ.
    Jack steckte die Briefe wieder weg, lag einfach nur da und lauschte dem Quietschen der Bahre, als ein weiterer Patient hinausgefahren wurde, was mit besorgniserregender Regelmäßigkeit geschah. Bald würde er selbst auf dieser Bahre liegen.
    Jack drehte den Kopf, als seine Kinder hereinkamen, gefolgt von Fred. Er war überrascht, Cecilia mit ihrer Gehhilfe und dem tragbaren Sauerstofftank zu sehen. Es fiel ihr schwer, bei diesem

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