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Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eines Cory und ein anderes Jackie. Das Letzte hielt er Mikki hin. »Für dich.«
    »Was ist das?«, fragte sie und täuschte Desinteresse vor, doch Jack sah deutlich, dass ihre Neugier geweckt war.
    »Schau doch nach.«
    Sie seufzte, schlurfte zum Bett und nahm das Kästchen von ihrem Vater entgegen.
    »Macht auf«, sagte Jack.
    Cory und Jackie öffneten die Kästchen und schauten auf die Orden mit der purpurnen Schleife.
    Mikkis Geschenk war anders.
    Fred erklärte ihr: »Das ist ein Bronze Star. Den bekommt man für besondere Tapferkeit im Kampf. Dein Dad war ein echter Held. Die anderen beiden sind Purple Hearts. Die bekommt man für … wenn man im Kampf verwundet wird.« Verlegen schaute er zu Cory und Jackie.
    Jack sagte: »Öffnet die Kästchen, und denkt an mich. So werde ich für immer bei euch sein.«
    Selbst Bonnie schien von dieser Geste zutiefst gerührt zu sein, und sie tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch ab. Doch Jack schaute sie nicht an. Er beobachtete seine Tochter. Vorsichtig berührte sie den Orden, und ihr Mund begann zu zittern. Als sie den Blick wieder hob und sah, dass ihr Dad sie beobachtete, schloss sie das Kästchen rasch und steckte es in ihren Rucksack.
    Cecilia blieb als Letzte. Sie setzte sich neben Jack und nahm seine Hand.
    »Wie fühlst du dich wirklich, Jack?«
    »Meinst du in Bezug auf das Sterben oder weil ich mich gerade endgültig von meinen Kindern verabschiedet habe?«, erwiderte er schwach.
    »Ich meine, hast du das Gefühl, dass du loslassen willst?«
    Jack drehte sich zu ihr um. Der Verwirrung und Wut, die sich auf seinem Gesicht abzeichneten, begegnete Cecilia mit vollkommener Ruhe.
    »Ich bin in einem Hospiz, Cecilia. Ich bin tot.«
    »Nein, bist du noch nicht.«
    Jack wandte sich ab und machte einen weiteren gequälten Atemzug. »Das ist nur eine Frage der Zeit. Ein paar Tage. Du lieber Himmel, vielleicht sogar nur Stunden.«
    »Willst du loslassen?«
    »Ja. Das will ich.«
    Nachdem Cecilia gegangen war, lag Jack in seinem Bett. Er hatte das letzte Band zu seiner Familie durchtrennt. Es war vorbei. Er musste den Kalender nicht mehr hervorholen. Es gab keine Daten mehr abzustreichen. Jacks Hand wanderte zum Rufknopf. Die Zeit war gekommen. Er hatte es mit seinem Arzt abgesprochen. Gleich würde man die Geräte abschalten, die ihn am Leben erhielten. Er war fertig. Es war Zeit zu gehen. Jetzt wollte er nur noch Lizzie sehen. Er rief sich ihr Gesicht ins Gedächtnis. »Es ist Zeit, Lizzie«, murmelte er. »Es ist Zeit.« Das Gefühl der Erleichterung war beinahe greifbar.
    Doch Jacks Hand zuckte vom Knopf weg, als Mikki zurückkehrte und den Orden in die Höhe hielt. »Ich wollte nur sagen … Das war ziemlich cool.«
    Vater und Tochter schauten einander an wie zwei alte Freunde, die sich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten und nun durch Zufall aufeinandergetroffen waren. Da war etwas in Mikkis Augen, das Jack schon lange nicht mehr gesehen hatte.
    Mikki war wieder sein kleines Mädchen.
    »Mikki?«, sagte er, und seine Stimme bebte.
    Sie lief durchs Zimmer und umarmte ihn. Ihr Atem brannte an seinem kalten Hals, wärmte ihn und sandte neue Kraft in alle Fasern seines Körpers. Jack erwiderte ihre Umarmung so fest, wie seine schwindende Kraft es erlaubte.
    »Ich liebe dich«, sagte sie. »Ich liebe dich sehr.«
    Ihr Körper zitterte vor Schmerz, dem Trauma eines Kindes, das schon bald Waise sein würde.
    Als Mikki aufstand, schaute sie Jack nicht an, und als sie sprach, klang ihre Stimme heiser. »Leb wohl, Daddy.«
    Dann drehte sie sich um und lief hinaus.
    »Leb wohl, Michelle«, murmelte Jack ins leere Zimmer.

KAPITEL 10
    Jack lag ein paar Stunden lang einfach nur da, bis der Tag in die Nacht überging. Die Uhr tickte, und er rührte sich nicht. Sein Atem ging regelmäßig, angetrieben von der Maschine, die ihn am Leben hielt, indem sie seine Lunge mit Sauerstoff füllte. Doch irgendetwas brannte in seiner Brust, das er weder genau identifizieren noch lokalisieren konnte. Seine Gedanken waren auf die letzte Umarmung seiner Tochter gerichtet, auf ihr Flehen, sie nicht zu verlassen. Mit dem Ende seines Lebens, mit seinem letzten Atemzug würden die Armstrong-Kinder ohne Eltern sein.
    Jacks Finger hatten den ganzen Tag immer wieder über dem Rufknopf geschwebt, um den Arzt zu bitten, ihn gehen zu lassen. Doch er hatte den Knopf nie gedrückt.
    Die Uhr tickte, und das Brennen in Jacks Brust schwoll an. Es war nicht schmerzhaft. Tatsächlich wärmte es

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