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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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gehasst, wenn sie Paprika in die Soße tat, obwohl sie genau wusste, dass ich das nicht mag. Und ich habe es gehasst, wenn sie den brauen Pullover trug, obwohl ich sie immer damit aufzog, dass es eine Großmutterfarbe sei.
    Heute würde ich alles dafür tun, um nur ein einziges meiner Worte von ihr auseinandernehmen zu lassen, ein Stück Paprika aus der Soße zu fischen, die sie gemacht hat, oder den Pullover an ihr zu sehen, den sie so geliebt hat.
    Ich habe sie geliebt. Ja. Über alles. Und ich war mir dieser Tatsache immer bewusst. Aber hätte ich es ihr nicht viel deutlicher zeigen müssen? Hätte ich nicht jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde mit ihr viel bewusster leben müssen? Ist nicht jeder Moment, in dem ich ihr nicht meine hundertprozentige Aufmerksamkeit geschenkt habe, eine Sünde?
    Das Schlimmste ist jedoch der immer wiederkehrende Gedanke, wie wir uns das letzte Mal voneinander verabschiedet haben. Die Wahrheit ist nämlich, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Ich habe meist zu Hause gearbeitet, also war sie diejenige, die sich verabschiedet hat. Manchmal saß ich noch am Frühstückstisch, und sie gab mir einen Kuss. Manchmal rief sie mir ins Arbeitszimmer ein flüchtiges "Bis heute Nachmittag" hoch. Ich erinnere mich, dass ich an jenem Morgen nichts gegessen, sondern nur einen Kaffee getrunken habe. Aber so sehr ich mich auch bemühe, es will mir einfach nicht einfallen, wo, wie und ob wir uns voneinander verabschiedet haben. Die letzten Worte, die wir miteinander gewechselt haben. Eine Tatsache, die zeitweise so beherrschend war, dass ich Stunden damit verbracht habe, mir diese Worte ins Gedächtnis zu rufen. Aber bis heute hat es nicht funktioniert.
    Du fragst mich, wie es uns gelingen soll, uns von diesem Schicksalsschlag abzulenken, wenn wir uns gegenseitig nur umso mehr daran erinnern. Vielleicht ist die Antwort, dass wir uns gar nicht ablenken müssen, sondern dass wir uns dabei helfen, die Wege zu erweitern? Wege, die nicht abseits unserer Erinnerungen verlaufen, sondern uns die Möglichkeit geben, sehr viel mehr Dinge zu sehen. Dinge, die unsere Erinnerungen, aber auch Hoffnungen einschließen. Dinge, die eng mit unserer Vergangenheit verknüpft sind, aber auch Dinge, die uns ein klein wenig Zukunft zurückgeben - eben weil wir gemeinsam vielleicht mehr Kraft haben, das Geschehene zu verarbeiten.
    Passt unser Kontakt noch immer in dein Schema "Hauptsache, es tut gut"? Denn ich muss zugeben: Dir zu schreiben tut gut. Es tut gut zu wissen, dass meine Worte nicht im Nichts verschwinden. Dass sie aufgefangen werden. Von dir. Und wer könnte mich besser verstehen?

    Simon

    *

    Geht es dir wirklich so sehr darum, dass ich dich verstehe, Simon? Warum wollen die Menschen nur immer verstanden werden? Liegt der viel größere Reiz nicht darin, ein Rätsel zu bleiben?
    Ich habe in der letzten Zeit gemerkt, dass es mir gefällt, ein Rätsel zu sein. Am liebsten eines, das so verzwickt und undurchsichtig ist, dass sich mit der Zeit niemand mehr die Mühe macht, es zu lösen. Natürlich gibt es Menschen, die meine Nähe suchen, ohne mein Verhalten entschlüsseln zu wollen. Sie sind einfach bei mir, weil sie es für richtig oder für ihre Pflicht halten. Meine Freundin Claudia zum Beispiel. Sie hat sich nie die Mühe gemacht, mich zu verstehen, sondern ihre gesamte Energie stets darauf verwendet, mich in eine bestimmte Richtung zu lenken. In ein neues Leben, in dem Patrick nur eine untergeordnete Rolle spielt. Sie nennt das Ganze "gut mit mir meinen" - und sicher ist es auch das, was sie glaubt. Doch in Wahrheit ist dieses Verhalten wieder einmal nur das, was einem die Allgemeinheit als normal vorgaukeln will. Weil es eben normal ist, dass man irgendwann vergisst. Dass man ausblendet. Dass man hinter sich lässt. Vorzugsweise Dinge, die nicht mehr existieren. Oder in meinem Fall: Menschen, die nicht mehr existieren.
    Und am Ende eines jeden Abends sage ich mir: Nein! Vielleicht ist es nicht normal, nicht einfach so weitergehen zu wollen. Aber vielleicht ist gerade das das Schöne an allem: nicht normal sein zu müssen . Ich muss ihn nicht vergessen. Ich muss ihn nicht ausblenden. Ich muss nicht einmal so tun. Solange es mir gelingt, nach außen hin die Fassade der trauernden Witwe zu wahren, die ihren Alltag meistert und sogar wieder ihrem Job nachgeht, kommt niemand auf die Idee, dass ich im stillen Kämmerlein ganz und gar nichts meistere, sondern mich kampflos den Erinnerungen hingebe. Tag für

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