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DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition)

DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition)

Titel: DAS GLÜCK IM AUGENWINKEL 3: Edition Nancy Salchow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Beenden des Telefonats zu sprechen. Sie machte sich Sorgen um ihn. Noch immer. Aber selbst dieser Umstand konnte ihm kein Gefühl der Nachsicht abverlangen. Er wollte nicht reden. Nicht jetzt. Und auch nicht in den nächsten Tagen.
    Der Gedanke an die nicht gerade kurze Fahrzeit, die sie auf sich genommen hatte, ließ ihn dennoch aufstehen. Der Ansatz eines schlechten Gewissens überkam ihn. Er war wirklich ausgesprochen unhöflich am Telefon gewesen.
    "Es tut mir leid", sagte er, während er die Tür öffnete.
    "Mir auch", antwortete sie leise.
    Nita.
    Er hatte sich öfters ausgemalt, wie sie vor seiner Tür stand oder er vor ihrer, während sie ihm öffnete. Dieser Moment jedoch übertraf all seine Vorstellungen. Der Blick, dem sie ihm zuwarf, sagte alles und doch gar nichts. Er erkannte das Bedauern über ihr Verhalten, gleichzeitig aber auch die Gewissheit, ihm nach wie vor nichts schuldig zu sein. Er sah ihre Zweifel, erkannte aber auch das Vertrauen wieder.
    "Ich war fest entschlossen, nicht ins Café zu kommen", sagte sie, als ihm auffiel, dass er sie noch immer nicht hereingebeten hatte. Er schloss die Tür hinter ihr, während sie langsam das Foyer betrat.
    "Aber dann überkam mich ein unsagbar schlechtes Gewissen", fuhr sie fort. "Und ich musste an Claudias Worte denken. Daran, dass wir es den Menschen verzeihen müssen, wenn sie ihre eigentlich vernünftigen Absichten durch mangelndes Feingefühl verschleiern."
    Wortlos schaute er sie an, während sie mit verschränkten Händen vor ihm stehen blieb. Sie trug eine leicht verschlissene Jeansjacke, die den Eindruck erweckte, in Eile übergeworfen worden zu sein. Auch der Rest ihrer Kleidung schien nicht auf ein Treffen hinzudeuten. Anscheinend hatte sie sich spontan entschlossen, ihn aufzusuchen, sodass keine Zeit geblieben war, um sich ihrem Vorhaben in irgendeiner Form anzupassen.
    "Vielleicht ist mangelndes Feingefühl nicht das richtige Wort", antwortete er schließlich. "Vielleicht trifft es Dummheit eher. Es tut mir leid, Nita. Dass ich dich so überfallen habe. Dass ich von dir erwartet habe, dich mit mir zu treffen, obwohl du mir ausdrücklich zu verstehen gegeben hast, dass du nicht bereit dafür bist."
    Abwehrend hob sie die Hände. "Wir sollten aufhören, uns ständig irgendetwas erklären zu wollen. War nicht das der Grund für unseren Kontakt, weil wir so dankbar dafür waren, uns endlich einmal nicht rechtfertigen zu müssen?"
    Er nickte. Noch immer schien ihre Anwesenheit in seinem Haus unwirklich. Er suchte nach Worten, doch ihm fiel nichts ein, das nicht nach Erklärung oder Rechtfertigung klang.
    Sie wandte sich von ihm ab und ging ein paar Schritte, bis sie im Türrahmen des Wohnzimmers stehen blieb. "Genauso habe ich mir euer Zuhause vorgestellt."
    " Unser Zuhause?"
    "Ja." Sie drehte sich zu ihm um. "Deins und Emmas."
    "Ich habe nichts umgeräumt, seitdem sie -"
    Sie legte den Finger auf seinen Mund, bevor er weiterreden konnte.
    "Ich möchte keine Wunden aufreißen, Simon. Ich möchte auch nicht mehr darüber nachdenken, wie wir uns gegenseitig dabei helfen können, all diese Dinge zu verarbeiten. Zumindest nicht jetzt."
    Langsam nahm sie die Hand wieder herunter.
    "Ich möchte einfach nur wissen, was geschieht, wenn man einen Blick in die echte Welt riskiert."
    "Die echte Welt?"
    Ihr Blick wanderte die Wände entlang, über die Fotografien und die kleine Kommode hinter der Tür.
    "Ja", antwortete sie. "Die echte Welt. Die Welt, die wir fast zwei Jahre lang nicht mehr gesehen haben."
    Erst jetzt bemerkte er, dass seine Augen feucht geworden waren. Eine Tatsache, die ihn umso glücklicher machte, weil er erkannte, dass es ihm in ihrer Gegenwart nicht peinlich sein musste.
    "Ich erwarte nichts von dir, Nita. Das musst du mir glauben."
    Sie lächelte. Und langsam, ganz langsam, verstand er, was sie mit der echten Welt meinte.
    "Alles, was ich erwarte, ist einen Kaffee", antwortete sie. "Und zwar einen verdammt guten."
    Mit einer Handbewegung wies er ihr den Weg in die Küche, während er langsam voranging. Nur im Augenwinkel, ohne es wirklich wahrzunehmen, sah er das Buch mit dem hellblauen Einband, das auf der Kommode lag.
    Aber für heute hatte er genug gelesen.

    E N D E

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