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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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Möglichkeiten. Nun komm schon!« Er deutete immer wieder zuerst
     auf Schlumpel, dann auf das Katzenloch, was etwas hampelmannmäßig aussah und Schlumpel zu amüsieren schien. Sie folgte seinen
     Bewegungen mit den Augen, dachte aber nicht dran, das Loch |228| zu benutzen. Ich öffnete das Fenster und nahm sie auf den Arm. »Brüllen«, sagte ich zu Konrad, »ist halt doch irgendwie persönlicher,
     finden wir.«
    »Aber«, sagte Konrad –
    »Halt die Klappe!« sagte ich freundlich.

|229| Vom Schnurren
    Mußt du eines der großen Welträtsel lösen?« Ich strich mit der Hand über Konrads  in Falten gelegte Denkerstirn. »Entrunzle
     dich!«
    »Möcht bloß wissen, wie sie’s macht.«
    »Wie wer was macht?«
    »Schlumpel. Schnurren.«
    »Das kann ich dir sagen. Sie macht es genauso wie einst ihr Großvater, mein lieber Stoffele.«
    »Und wie hat der’s gemacht?«
    »Wie sein Großvater. Und der wieder wie sein Großvater. Keine Katze, kein Kater hat es jemals einem Menschen verraten. Woraus
     zu schließen ist, daß es sich um ein großes, wichtiges, katzenimmanentes Geheimnis handelt, das uns nichts angeht. Man muß
     ja nicht alles wissen.«
    »Ich als Mann schon«, sagte Konrad. »Da bin ich wie Faust. Ich krieg’s raus.«
     
    »Na?« sagte ich ein paar Tage darauf, als wir zu mitternächtlicher Stunde Wienerle mit scharfem |230| Senf aßen – Konrad pflegt nämlich so gegen zwölf einen Freßanfall zu kriegen, weshalb ich immer Wienerle zur Hand, das heißt,
     in der Tiefkühltruhe habe – »weißt du’s jetzt, wie sie schnurrt?«
    »Ich weiß ’ne Menge«, sagte Konrad. »Hab in der Bibliothek alle erreichbaren Katzenbücher gewälzt. Du siehst in mir geradezu
     einen Schnurrfachmann. Es ist nämlich so, daß Katzen   – Kleinkatzen, wie Schlumpel – einen völlig verknöcherten Zungenbeinapparat besitzen.«
    Das traf mich tief.
    »Weshalb sie nicht brüllen können.«
    Schlumpel guckte empört, der Kleinkatze und ihres verknöcherten Zungenbeinapparates wegen, und schielte auf Konrads Wienerle-Zipfel.
    »Steht in ›Grzimeks Tierleben‹«, erklärte dieser. »Der Senf ist alle.« Er klaute den Senfrest von meinem Teller.
    Grzimek kannte ich. »Das war doch der mit der possierlichen Steinlaus. Den durften wir als Kinder immer sehen, weil er jugendfrei
     war. Und er hatte immer irgendein Tier auf der Schulter hocken.«
    »Dafür schnurren sie beim Aus- und Einatmen«, sagte Konrad.
    »Die Steinläuse?«
    »Die Katzen.«
    »Dann wär also das Schnurren ein Brüll-Ersatz? |231| Aber du willst doch nicht wissen, warum sie nicht brüllen kann«, sagte ich. »Du willst wissen, wie sie schnurrt.«
    Schlumpel schaltete ihren Schnurrapparat ein, was auf Konrad irgendwie provozierend wirkte.
    »Da gibt’s«, dozierte er, »zwei Theorien. Die erste sagt, die Katze habe falsche Stimmbänder.«
    In Schlumpels Schwanzspitze kam Bewegung.
    »Sie besitzt zwar ganz gewöhnliche Stimmbänder, mit denen sie miauen und schreien kann, aber dazu noch ein zweites Paar, das
     sind die falschen. Man nennt diese auch Vorhof-Falte.«
    »Aha!« sagte ich, und zu Schlumpel: »Merk dir das!«
    »Es ist so«, erklärte Konrad. »Atmet Schlumpel aus oder ein, fließt ein Luftstrom über diese falschen Stimmbänder. Wird der
     Luftstrom etwa dreißigmal in der Sekunde durch leichte Kontraktionen der Kehlkopfmuskeln unterbrochen, entsteht der typische
     Schnurrlaut.«
    »Donnerwetter!« sagte ich zu Schlumpel. »Dreißigmal in der Sekunde! Respekt!«
    Schlumpel legte den höheren Schnurrgang ein.
    Dann erklärte Konrad mir die zweite Schnurrtheorie: »Die besagt, daß die Stimmbänder nichts mit dem Schnurren zu tun haben.
     Das Schnurren kommt vom Blut.«
    »Schnurrendes Blut? Find ich lustig.«
    |232| Schlumpel fand das offenbar auch, ihre Schnauzwinkel zuckten.
    »Das ist nicht lustig«, sagte Konrad streng, »das ist wissenschaftlich. Das Blut fließt, wie jeder weiß, immer zum Herzen.
     Manchmal fließt besonders viel Blut durch die Blutgefäße, und wenn es durch einen Engpaß in der Brust fließt, gibt es einen
     Strudel, den der Experte auch Turbulenz nennt. Ihr könnt mir folgen?«
    »Wir folgen dir, Schlumpel und ich.«
    »Und dieser Strudel macht das schnurrende Geräusch. Sagen die Experten.«
    Schlumpel stellte ihr Schnurren ein.
    »Also ein Schnurr-Blut-Strudel«, stellte ich fest. »Oder ein Blut-Schnurr-Strudel? Oder vielleicht sogar ein Strudel-Blut-Geschnurr?«
    »Richtig. Das Geräusch wird verstärkt durch

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